Nubila 05: Die letzte Schlacht
gewappnet. Die Verbindung zu Darrek hatte Laney schon vor Stunden unterbrochen, weil es einfach zu anstrengend geworden war, sie aufrecht zu erhalten. Als Liliana nun jedoch in voller Kampfmontur vor ihr erschien, konnte Laney nicht anders, als wieder nach ihm zu tasten.
Darrek. Sie ist da , sagte sie und konnte Darreks Unruhe regelrecht spüren.
In Ordnung. Dann frag sie, was sie möchte.
„Guten Morgen, Liliana“, sagte Laney steif, als diese keine Anstalten machte, etwas von sich aus zu sagen.
Liliana betrachtete Laney von oben bis unten, ohne auf die Begrüßung einzugehen.
„Du siehst schrecklich aus“, stellte Liliana mit einem zufriedenen Lächeln fest. „Der Besuch bei den Outlaws ist dir wohl nicht besonders gut bekommen.“
Laney unterdrückte den Reflex, sich durch die extrem kurzen Haare zu fahren, und zuckte stattdessen nur die Schultern.
„Bist du nur hergekommen, um dich über mein Äußeres lustig zu machen? Dann kannst du auch genauso gut wieder gehen.“
„Oh, aber nicht doch“, sagte Liliana. „Ich bin außerdem auch hier, um mich daran zu ergötzen, dass du nach all dieser Zeit endlich in meiner Gewalt bist.“
Und?, fragte Darrek. Was will sie?
Bisher ist sie nur dabei, mich zu beleidigen. Keine Sorge, ich sage schon Bescheid, falls sie irgendetwas von Belang von sich geben sollte.
Na das kann dauern.
Laney hörte an Darreks Tonfall, wie angespannt er war, und versuchte, sich voll und ganz auf Liliana zu konzentrieren.
„Nun. Herzlichen Glückwunsch“, sagte Laney sarkastisch. „Ich bin der Spinne ins Netz gegangen. Du brauchst aber gar nicht erst versuchen, mich einzuwickeln. Dass du giftig bist, weiß ich auch so schon.“
Lilianas selbstgefälliges Lächeln verschwand, und ihre Augen nahmen einen bedrohlichen Ausdruck an.
„Dir werden die Scherze schon noch vergehen, du Miststück“, sagte sie und fing wieder an zu grinsen. „Wir beide werden jetzt nämlich einen schönen Ausflug machen.“
Laney schluckte und nickte dann langsam. Liliana würde sie also tatsächlich töten. Das war nicht wirklich eine Überraschung, aber trotz allem ein Schock. Schnell wandte sie sich wieder an Darrek.
Sie will mich mitnehmen, erklärte Laney ohne weitere Erklärungen. Sie sagt, wir werden einen Ausflug machen.
Diese miese, kleine … Ich werde si e …
Darrek. Das ist nicht hilfreich. Hast du noch irgendwelche Tipps, bevor sie mich verschleppt?
Ja. Versuch sie abzulenken und benutz deine Gabe, sobald sie auch nur zuckt. Dann bekommst du vielleicht die Gelegenheit zur Flucht.
Laney spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Ja, die Tipps klangen gut. Aber im Grunde war ihr klar, dass ihre Chancen verdammt schlecht standen. Wenn Liliana sie mit ihrer Gabe fesselte, wäre sie ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Als sie einen Schritt vortrat, zuckte Laney automatisch zusammen.
„Was hast du vor?“, fragte sie.
„Oh. Unser Ziel wird eine Überraschung“, erklärte die junge Frau und zog mit einem hämischen Grinsen ein Tuch aus der Tasche. „Und damit du nicht schummelst, muss ich dir wohl oder übel die Augen verbinden.“
Das war zu viel. Wie sollte sie sich denn verteidigen, wenn sie nicht einmal sehen konnte, wohin sie ging? Das würde nie im Leben funktionieren, also konnte sie sich genauso gut sofort eine Kugel in die Brust jagen. Als Liliana noch näher trat, aktivierte Laney reflexartig ihre Gabe und verwendete bei Liliana den Schrei, der sie augenblicklich vor Schmerzen zu Boden gehen ließ.
„Ah!“, schrie Liliana und kniff die Augen zusammen
Doch dann war es, als würde sie sich dazu zwingen, sie wieder zu öffnen, denn sie starrte Laney mit einer Intensität an, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie war doch nicht dabei …? Sie würde es doch wohl nicht schaffen …?
Und dann kamen die Schmerzen. Liliana hatte für die Aktivierung ihrer Gabe weniger Zeit benötigt als gewöhnlich, was darauf schließen ließ, dass sie ebenfalls trainiert hatte. Die Schmerzen ihres Ringes waren genauso unerträglich wie eh und je.
„Ah!“, schrie nun auch Laney. „Lass los, verdammt.“
„Lass du doch los, du miese Schlampe“, gab Liliana unter zusammengekniffenen Zähnen hervor. „Ich habe ja nicht damit angefangen.“
„Aber du wolltest mir die Augen verbinden.“
Der Schmerz wurde immer unerträglicher, und Laney musste ihre gesamte Konzentration darauf richten, den Schrei nicht abebben zu lassen.
Laney. Was ist da oben los? Ich kann eure
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