Nubila 05: Die letzte Schlacht
erwartet.
Wahrscheinlich gab es nur eine einzige Möglichkeit herauszufinden, was mit Darrek passiert war.
Wie sie es mit William geübt hatte, streckte Laney vorsichtig ihre Fühler aus und begann seine Aura zu suchen. Wenn er auch nur einigermaßen in der Nähe war, dann würde sie ihn finden. Das Gebäude, in dem sie sich befand, war ganz offensichtlich voller Vampire, und einen Moment lang erwog Laney die Möglichkeit, ihre Gabe zu verwenden, um alle im Haus damit zu terrorisieren. Sie wäre durchaus dazu imstande, sie alle lahmzulegen. Aus diesem Raum entkam sie dadurch aber trotzdem nicht, und am Ende würde sie den Schrei ja doch wieder stoppen müssen. Sie würde also höchstens eine Bestrafung damit erreichen können, und ihre Gabe aus reiner Boshaftigkeit zu verwenden, erschien ihr falsch.
Stattdessen konzentrierte Laney sich noch stärker und versuchte sich voll und ganz auf Darrek zu fokussieren. Und dann hatte sie ihn plötzlich. Sie hätte zwar räumlich nicht sagen können, wo er sich befand, aber sie war sich ganz sicher, dass sie ihn spüren konnte.
Darrek , sagte sie auf ihre stumme Art. Kannst du mich hören?
Darrek stöhnte, als er langsam aus seinem Koma erwachte. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick platzen, und am liebsten wäre er sofort wieder in die Bewusstlosigkeit zurück geschlittert. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab.
Darrek , rief die Stimme immer wieder. Darrek. Hörst du mich?
Darrek stöhnte erneut und gab einen undefinierbaren Laut von sich. Wer rief denn da bloß nach ihm, während er noch nicht einmal wusste, wo er sich überhaupt befand?
Darrek , wiederholte die Stimme. Ich bin sicher, dass du mich hören kannst. Du musst mich einfach hören können.
Darrek fasste sich an den Kopf und begann, langsam seine Schläfen zu massieren.
„Raus aus meinem Kopf“, forderte er und weigerte sich weiterhin die Augen zu öffnen.
Wahrscheinlich hatte er einen so heftigen Schlag auf den Kopf bekommen, dass er inzwischen Wahnvorstellungen hatte.
Darrek? , hakte die Stimme in seinem Kopf. Verflucht, jetzt werd endlich wach. Ich bin’s, Laney.
Ruckartig fuhr Darrek hoch, und der Schmerz, der durch seinen Kopf fuhr, war so gewaltig, dass er sich sofort wieder zurück sinken ließ und aufschrie. Das bisschen, was er gesehen hatte, hatte ihm auch keine große Lust darauf gemacht, die Augen noch einmal wieder zu öffnen.
Darrek. Ist … Ist alles in Ordnung mit dir?, fragte Laney.
Oh ja. Abgesehen davon, dass ich mich mit einem Haufen Wilden rechts und links von mir in den Katakomben des Ältestenhauses befinde und mein Kopf sich anfühlt, als wäre darin gerade eine Bombe explodiert, geht es mir bestens.
Falsches Hotel gebucht, was?
Darreks Mundwinkel zuckten, während er einen zweiten Versuch machte, sich aufzurichten und die Augen wieder zu öffnen. Der Anblick war nicht besser als beim ersten Mal. Tatsächlich war er in demselben Raum, in dem er vor ein paar Monaten noch Goliath, den stärksten aller Wilden, hatte einfangen müssen. Er lag auf dem nackten Steinboden, und einige der eingesperrten Wilden beäugten ihn misstrauisch von ihren eigenen Käfigen aus.
Die Reiseagentur nehme ich nie wieder , schwor Darrek und rieb sich über sein Gesicht. Der Service ist lausig und das Zimmermädchen sollte gefeuert werden.
Laney musste lachen.
Dann hab ich’s ja noch richtig gemütlich hier , stellte sie fest. Bett, Schreibtisch, Stühle … Alles da. Man hat mir sogar schon etwas zu essen gebracht.
Mach mich nicht neidisch, Prinzessin. Ist bei dir wirklich alles in Ordnung, oder erzählst du so was nur, damit ich mir keine Sorgen mache?
Laney zögerte einen Moment mit ihrer Antwort, sodass Darrek tatsächlich begann, sich Gedanken zu machen.
Naja , sagte sie dann. Ich habe Kopfschmerzen, und der Rest meines Körpers hat sich auch schon mal besser angefühlt, aber ich vermute, dass mich ein Heiler behandelt hat. Meinem Bein geht es besser und meine Wunden sind alle verbunden. Ich will nur lieber nicht wissen, wer mich umgezogen hat.
Als Darrek ein Knurren ausstieß, musste Laney lachen.
Keine Sorge, beschwichtigte sie ihn. Es ist noch alles da. Man hat mir nichts weggeguckt.
Missmutig schüttelte Darrek den Kopf und wünschte sich im selben Moment, er hätte es lieber nicht getan, denn sofort schoss der Schmerz zurück in seinen Kopf.
Verdammt. Die müssen mir irgendwas gegeben haben, um mich ruhig zu stellen. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen,
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