Nubila 05: Die letzte Schlacht
dass ihr und eure Kinder in Zukunft nicht mehr in der Isolation leben müsst und dass ihr Zugang zu dem Schlaftrunk bekommt. Ihr seid Warmblüter, und es ist euer Geburtsrecht.“
„Okay. Und mit wem soll Laney sich verbinden?“, fragte Einar zaghaft, um seine Urgroßmutter nicht noch weiter zu erzürnen.
„Das ist doch völlig egal“, erklärte diese mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Du, Greg, dieser William. Sogar Swana wäre eine mögliche Option. Hauptsache, sie ist verbunden. Wenn sie den Falschen wählt, wird sie laut meiner Vision sterben, aber wenn sie sich gar nicht verbindet, werden wir den gesamten Krieg verlieren und es wird noch sehr viel mehr Todesopfer geben. Das dürfen wir nicht riskieren. Dafür steht einfach zu viel auf dem Spiel.“
Einar nickte und straffte dann die Schultern, um Laney gegenüber zu treten. Es behagte ihm ganz und gar nicht, an Laneys Erinnerungen herumzumanipulieren. Er mochte Laney. Sehr sogar. Aber er verstand auch, dass es zum Besten aller geschehen musste. Sie durften diesen Krieg nicht verlieren. Ihrer aller Schicksal hing davon ab, und Einar wollte diese Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Als Laney das nächste Mal erwachte, war ihr Kopf vollkommen leer. Ihr war etwas schwindelig und sie fühlte sich schwach und verwirrt.
„Dad?“, rief Laney zögerlich. „Mum?!“
Keine Antwort. Sie war allein.
Beunruhigt sah sie sich um. Sie lag auf einer kleinen Pritsche und neben ihr brannte eine Petroleumlampe, die eine kleine Höhle beleuchtete. Vor dem Eingang hing ein Vorhang. Sie kannte diesen Ort nicht und konnte sich auch nicht daran erinnern, wie sie hierher gelangt war. Viel schlimmer war aber, dass sie auch nicht mehr wusste, was sie überhaupt in den letzten Tagen getrieben hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Und zwar ganz und gar nicht.
Sie musste herausfinden, wo sie sich befand und was hier überhaupt los war. Dazu musste sie aber erst einmal aus diesem Raum herauskommen. Zögerlich hob sie die Beine aus dem Bett und stand auf. Ihr war immer noch schwindelig, aber immerhin hatte sie nicht gleich das Gefühl, sich wieder hinlegen zu müssen. Das war zumindest ein Fortschritt.
Der Eingang ihres Zimmers war nicht bewacht und sie konnte den Vorhang problemlos zur Seite schieben. Sie war also keine Gefangene. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Der kleine Gang, in dem sie sich nun befand, führte zu einer größeren Höhle hin, wo mehrere Fackeln brannten und einige Stimmen zu hören waren. Vorsichtig näherte Laney sich der Quelle der Geräusche, bereit jederzeit umzukehren und davon zu laufen. Wo war sie hier nur?
„Ich denke, dass wir uns ergeben sollten“, ertönte in diesem Moment eine Stimme. „Es ist Wahnsinn noch weiter zu planen, wenn wir nicht wissen, was mit Darrek passiert ist.“
„Unsinn“, erwiderte eine andere Stimme. „Wir können den Ältesten jetzt nicht davon laufen. Wenn wir uns zerstreuen, dann werden sie uns alle gemeinsam jagen und zur Strecke bringen. Wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammen bleiben.“
Das war Alexanders Stimme. Erleichtert lief Laney schneller, bis sie den riesigen Raum überblicken konnte, in dessen Mitte eine ganze Truppe aus Warm- und Kaltblütern stand, die Laney alle sehr bekannt vorkamen. Sie erkannte ihre Eltern und ihre Großeltern, sowie Alexander, Thabea, Gadha, William, Harold und Johanna, die um einen Tisch herumstanden und diskutierten.
„Wenn wir Gewissheit darüber haben, dass Darrek bei den Ältesten ist, dann werden Viktor und ich uns zurückziehen“, verkündete Doreen. „Wir waren bereit zu helfen. Aber wir sind nicht an Selbstmord interessiert.“
„Das ist euer gutes Recht“, sagte Jason. „Ich habe euch nie dazu gedrängt, diesen Kampf zu unterstützen. Aber ich denke, Alexander hat Recht. Für die Kaltblüter ist Aufgeben keine Option.“
„Für uns auch nicht“, erklärte Johanna. „Die Ältesten haben uns lange genug ausgeschlossen. Ich weiß, dass es für mich vermutlich zu spät ist, aber ich wünsche mir, dass meine Enkel und Urenkel in Zukunft Seite an Seite mit dem Rest der Vampire dieser Welt leben können. Sie sollen sich nicht mehr verstecken müssen wie Ratten.“
„Dafür sind wir euch dankbar, Johanna“, sagte Jason ernst. „Es gilt nur zu überlegen, …“
„Jason“, unterbrach Kathleen ihn und zeigte in Laneys Richtung. „Ich glaube, unser Dornröschen ist aus seinem Schönheitsschlaf erwacht.“
Jason sah auf, und
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