Nubila 05: Die letzte Schlacht
sofort änderte sich sein Gesichtsausdruck von professioneller Entschlossenheit in unendliche Erleichterung.
„Laney!“, rief er, rannte auf sie zu und schloss sie in die Arme. „Gott sei Dank, du bist endlich aufgewacht. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“
„Oh, Daddy“, schluchzte Laney und erwiderte die Umarmung. „Es tut mir alles so leid. Ich wünschte so sehr, ich könnte helfen, aber das kann ich gar nicht.“
„Sch sch sch“, machte Jason und drückte seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Es ist alles in Ordnung, mein Schatz. Warum sagst du so etwas?“
Jason ließ sie wieder los, und betrübt versuchte Laney, sich die Tränen von den Wangen zu wischen. Sie hasste es, weinen zu müssen, aber es schien ihr auch unmöglich zu sein, sich zurückzuhalten.
„Ich weiß, dass ihr wissen müsst, ob Darrek bei den Ältesten ist, aber das kann ich euch nicht sagen, weil ich es einfach nicht weiß. Meine Erinnerung ist wie fortgewischt. Ich …“
„Du hast einen sehr schweren Sturz hinter dir“, erklärte Alexander. „Es ist nicht ungewöhnlich, wenn dein Erinnerungsvermögen dadurch beeinträchtigt worden ist. Was ist denn das Letzte, woran du dich noch bewusst erinnern kannst?“
Laney dachte einen Augenblick nach.
„Das Letzte, was ich sicher weiß, ist, dass ich mit Gadha und dir in dieser Höhle war.“
„Ja. Und dann bist du Hals über Kopf weggerannt, nur weil ich etwas gespürt hatte, was auch ein Kaninchen hätte sein können“, sagte Gadha. „So was kindisches.“
„Tja. Offensichtlich war es aber kein Kaninchen“, zischte Laney zurück und sah Gadha böse an.
Sie hatte in letzter Zeit viel durchgemacht und wirklich keine Lust, sich mit Gadha zu streiten.
„Immer mit der Ruhe“, bat Kathleen und hob beschwichtigend die Hände. „Tatsache ist, dass wir immer noch nicht mit Sicherheit sagen können, ob Darrek bei den Ältesten ist oder nicht. Unseren ursprünglichen Plan können wir also vergessen.“
Alexander schüttelte den Kopf.
„Das ist so nicht ganz korrekt“, erklärte er. „Meiner Ansicht nach bedeutet es nur, dass wir umplanen müssen. Wir dürfen uns bei der Schlacht nicht nur auf unsere Gaben verlassen. Im Gegenteil. Wir müssen viel strategischer vorgehen.“
Erstaunt sah Laney ihn an.
„Und wie wollt ihr das anstellen?“
Alexander tauschte mit William einen kurzen Blick und bedeutete ihm damit, die Erklärung zu übernehmen.
„Ich kenne Darrek seit seiner Geburt“, erklärte dieser und strich sich dabei gedankenverloren durch sein langes Haar. „Er kann unsere Gaben manipulieren. Aber nur diejenigen, die er kennt und vor allem dann, wenn sie gegen ihn selber angewandt werden. Das bedeutet, dass wir uns etwas Neues einfallen lassen müssen. Das Überraschungsmoment ist unsere wichtigste Waffe.“
Johanna nickte zustimmend.
„Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Aspekt, den wir nicht vergessen dürfen“, sagte sie und sah Laney an. „Vergiss nicht, dass du dich verbinden musst, Mädchen. Und zwar innerhalb der nächsten Tage. Andernfalls ist alles verloren, egal, wir unsere Gaben nun verwenden können oder nicht.“
Laney stöhnte.
„Das kann ich einfach nicht glauben“, sagte sie. „Wie soll meine Verbindung zu wem auch immer so eine wichtige Auswirkung auf diesen Krieg haben? Das verstehe ich einfach nicht. Ich will mich nicht verbinden. Es geht hier schließlich nicht nur um ein paar Tage, sondern es geht um mein ganzes verfluchtes Leben. Das will ich nicht mit irgendjemandem verbringen, sondern …“
„Moment mal“, sagte Kathleen. „Wovon sprecht ihr eigentlich?“
Auch Jason und die meisten anderen Anwesenden wirkten verwirrt. Nur Johanna und William schienen zu verstehen, worum es eigentlich ging.
Laney seufzte und sah auffordernd zu Johanna, damit diese die Geschichte erklärte. Sie verstand das ja alles selbst kaum.
„Ich habe in einer meiner Visionen gesehen, dass es sich sehr stark auf den Ausgang der Schlacht auswirken wird, ob und mit wem Laney sich verbindet“, sagte Johanna. „Meine Visionen sind oft schwer zu interpretieren, aber eins ist sicher: Wenn Laney sich nicht vor der Schlacht verbindet, dann werden wir diesen Krieg verlieren. Sie hat also gar keine Wahl. Es ist nur schade, dass es keine Möglichkeit gibt, die Verbindung nach der Schlacht wieder zu lösen.“
Laney sah, wie Jason blass wurde und Kathleen einen fragenden Blick zuwarf. Ihre Miene jedoch verdüsterte sich sofort und sie
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