Nubila 05: Die letzte Schlacht
lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Es war ein schönes Gefühl von Freundschaft und Geborgenheit, wie man es vielleicht einem Bruder gegenüber empfinden mochte. Zu stärkeren Gefühlen war Kathleen anderen Männern gegenüber seit ihrer Verbindung mit Jason gar nicht mehr imstande. Sie hatte Alexanders Gefährtin immer schon für egoistisch und unreif gehalten. Aber die beiden waren nun einmal verbunden. Und da sich diese Verbindung auch nicht wieder lösen ließ, blieb Alexander wohl nichts anderes übrig, als sich irgendwie mit Gadha zu arrangieren.
Mitleid überkam Kathleen, Mitleid für diesen wunderbaren Mann voller Güte und Stärke, der es wirklich verdient hätte, von seiner Partnerin unterstützt zu werden. Aber das würde wohl niemals geschehen. Nicht mit dieser Partnerin.
„Hier steckst du also.“
Alexander zuckte zusammen und ließ abrupt Kathleens Hand los, als Gadha zwischen den Büschen hervorkam. Ihr Gesicht war vor Unmut verkniffen und sie sah Kathleen hasserfüllt an.
„Ich habe dich schon überall gesucht, Alexander“, sagte Gadha dann explizit an ihren Gefährten gewandt. „Aber offenbar störe ich. Vielleicht sollte ich dann einfach wieder gehen.“
Alexander stand auf und ergriff ihre Hand.
„Das ist doch Unsinn, Gadha“, versicherte er. „Kathleen und ich haben nur geredet.“
„Und dabei Händchen gehalten“, fügte Gadha hinzu und entriss ihm ihre Hand wieder. „Kathleen hatte es doch schon immer auf dich abgesehen.“
Kathleen zog die Augenbrauen zusammen und stand ebenfalls auf, um sich zu verteidigen. Sie spürte die Verbindung zwischen Alexander und Gadha stärker als jemals zuvor und hatte beinahe das Gefühl, danach greifen zu können. Da plötzlich blitzte wieder eines der dubiosen Lichter auf.
„Was …“, sagte sie irritiert, ohne dass die beiden anderen ihr Beachtung geschenkt hätten.
„Kathleen und ich sind nur Freunde“, stellte Alexander noch einmal klar. „Verdammt, Gadha. Ich könnte dich doch nicht einmal betrügen, wenn ich es wollte. Wir sind verbunden. Das würde mir genauso sehr wehtun, wie dir.“
„Nun. Du scherst dich ja sonst auch nicht darum, wenn uns Beiden etwas wehtut, nicht wahr?“
Kathleen wandte ihre Aufmerksamkeit wieder von dem eigenartigen Licht ab und sah stattdessen Alexander und Gadha an. Plötzlich wünschte sie sich, Jason wäre bei ihr. Vielleicht würde er ihr erklären können, was in ihr vorging und sogar eine Möglichkeit finden, um Alexander und Gadha wieder zu beruhigen.
„Ich habe noch nie bewusst etwas getan, um dich zu verletzen“, verteidigte Alexander sich. „Und das weißt du auch.“
„Das stimmt“, gab Gadha zu. „Aber du hast auch noch nie etwas nicht getan, um mich nicht zu verletzten. Immer sind alle anderen wichtiger als ich.“
Zwischen den beiden flogen Funken, und Kathleen hatte das Gefühl, das Band ihrer Verbindung plastisch vor sich sehen zu können. Da waren sie wieder, die Lichter, die ihr schon vorher im Lager aufgefallen waren, die sie aber nie hatte zuordnen können. Fasziniert machte Kathleen einen Schritt darauf zu. Emotionen. Das, was zwischen Gadha und Alexander hin und her flog, waren Emotionen in ihrer stärksten Form. Nur waren sie offenbar für niemand anderen außer ihr sichtbar.
„Kath.“
Kathleen riss sich erschrocken von dem faszinierenden Anblick des Bandes los und drehte sich herum. Jason stand plötzlich neben ihr und sah sie besorgt an. Auch von ihm gingen leichte Blitze aus, die in ihre Richtung hinüber liefen. Doch seine Gefühle schienen sehr viel weniger aufgewühlt zu sein als die von Alexander und Gadha.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Jason. „Ich habe deine Unruhe gespürt. Und dann … Dann hatte ich das Gefühl, du würdest mich brauchen. Da habe ich Laney gebeten, mich eine Weile zu vertreten …“
Sofort erschien ein breites Lächeln auf Kathleens Lippen und sie zog Jason an sich. Er war einfach wunderbar. Das wurde ihr vor allem in Momenten wie diesem bewusst, wenn sie andere Paare streiten sah.
„Siehst du?“, zeterte Gadha weiter und zeigte auf Jason. „Er kümmert sich um die Bedürfnisse seiner Frau. Sie braucht nicht einmal etwas zu sagen, damit er zu ihr kommt. Etwas Unruhe genügt schon. Und bei mir? Ich müsste wahrscheinlich schon unsägliche Schmerzen haben, damit dir klar wird, dass ich deine Hilfe brauche.“
„Jetzt übertreibst du aber“, gab Alexander zurück und verschränkte die Arme.
Irritiert zog Jason
Weitere Kostenlose Bücher