Nubila 05: Die letzte Schlacht
wir darüber reden, dann richtig. In Ordnung?“
Greg stieß einen tiefen Seufzer aus und gab sich dann geschlagen.
„Na fein. In ein paar Tagen also. Ich werde solange warten.“
Laney nickte und lächelte.
„Danke“, sagte sie und meinte es mehr als ernst.
Als Greg bei seiner Truppe ankam, war er mit den Gedanken kein bisschen bei der Sache. Glücklicherweise bestand die Gruppe von Outlaws, um die er sich zu kümmern hatte, nicht aus aufmüpfigen Teenagern wie bei Kathleen, sondern es waren gestandene Erwachsene im besten Alter, die seinen Anweisungen ohne zu zögern folgten und ihn keinmal darauf hinwiesen, dass sie vermutlich doppelt so viel Kampferfahrung besaßen wie er. Dafür war Greg wirklich sehr dankbar.
Die einzige Person, die aus der Reihe tanzte, war Leonie, die ihm von Viktor und Doreen als ‘Hilfe’ zugeteilt worden war. Als ihr aufgefallen war, dass er nicht ganz bei der Sache war, hatte sie den gesamten Unterricht kurzerhand an sich gerissen und befehligte schon seit einer Stunde die Outlaws bei ihren Übungen, als hätte sie nie im Leben etwas anderes getan.
„Wenn ihr einen Kaltblüter töten wollt, solltet ihr am besten immer den Kopf attackieren“, erklärte sie soeben. „Der Kopf gehört zu den wenigen empfindlichen Teilen eines Kaltblüters. Besonders wirkungsvoll ist hierbei euer Gift.“
Sie tippte sich an die Zähne und lächelte breit.
„Unser Gift und unsere Schnelligkeit sind das Einzige, was wir den Kaltblütern voraushaben. Naja, ihr habt natürlich auch noch eure Gaben. Aber darauf können so Normalos wie ich halt nicht zählen.“
Einige der Älteren lächelten leicht und blickten einander zufrieden an, weil ihre Gaben ihnen das Gefühl gaben, etwas Besonderes zu sein.
„Also. Wie gesagt, um einen Kaltblüter zu töten: immer den Kopf attackieren. Die sinnvollste Art sie umzubringen ist, ihnen das Gift direkt ins Gehirn zu injizieren. Wahlweise könnt ihr ihnen aber auch die Kehle aufreißen oder ihnen den Kopf abreißen. Das ist jetzt aber wirklich um einiges schwieriger als es sich anhört. Dabei müsst ihr dann schon mindestens zu zweit sein.“
Greg verschränkte die Arme und betrachtete Leonie von oben bis unten. Sie sah wirklich gut aus. Sie hatte ihr kurzes honigblondes Haar gestylt und den blauen Kittel durch eine modische Jeans und einen engen Pullover getauscht. Außerdem trug sie hohe Schuhe mit Keilabsätzen, die sie mindestens zehn Zentimeter größer machten. Wer jedoch glaubte, sie würde darauf herumtrippeln wie die Models in der Menschenwelt, der kannte Leonie schlecht. Sie trug diese Dinger als wären es Turnschuhe und konnte damit besser kämpfen als jeder einzelne ihrer Schüler.
Doch während er sie noch ansah, merkte Greg, wie seine Gedanken wieder abdrifteten. Weg von Leonie und hin zu Laney, die vorhin so geheimnisvolle Andeutungen gemacht hatte, ohne dabei wirklich etwas zu sagen. Worüber nur wollte sie mit ihm reden und warum hatte Einar sich aus der Liste der ‘Verdächtigen’ streichen lassen? Was sollte das denn nun schon wieder heißen?
Das Wahrscheinlichste war, dass Laney beschlossen hatte, sich doch noch freiwillig zu verbinden, bevor Marlene die Gelegenheit dazu bekam, sie sich zu holen. Aber warum dieser Sinneswandel? Warum war sie überhaupt nach Hause gekommen, wenn sie sich immer noch vor dieser Bedrohung fürchtete? Greg hatte auf keine dieser Fragen eine Antwort, und das frustrierte ihn ungemein. Doch wenn Laney ihr Versprechen hielt, dann würde er wohl nach in ein paar Tagen endlich einige dieser Dinge erfahren.
Bei dem Gedanken daran wurde ihm heiß und kalt. Was sollte er tun, falls sie sich wirklich mit ihm verbinden wollte? Vor über einem Jahr hatte er es sich noch vorstellen können, aber seitdem war so viel passiert, dass er überhaupt nicht mehr wusste, was er denken sollte.
„Erde an Greg. Erde an Greg. Hier spielt die Musik.“
Greg riss die Augen auf und bemerkte erst jetzt, dass Leonie ihn wohl schon vor einer ganzen Weile angesprochen hatte. Alle Outlaws starrten ihn an.
„Ich wollte der Gruppe gerade vorführen, wie man am besten den Angriff eines Kaltblüters abwehrt. Da wir aber gerade keinen zur Hand haben, dachte ich, du könntest dich doch mal als Sparringpartner zur Verfügung stellen.“
Greg seufzte ergeben und ging zu Leonie hinüber. Er hatte schon in ihrer Jugend immer als Boxsack herhalten dürfen und konnte sich nur zu gut an die blauen Flecken erinnern, die sie ihm damals zugefügt
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