Nubila 05: Die letzte Schlacht
gibt.“
Immer noch betreten verschränkte Kathleen ihre Hände miteinander und biss sich auf die Unterlippe.
„Es schien mir der richtige Weg zu sein“, sagte sie kleinlaut. „Die Beiden … waren so unglücklich zusammen. Vor allem Ina. Ich wollte ihr die Gelegenheit geben, ein eigenständiges Leben zu führen.“
„So wie bei Gadha?“, fragte Jason sarkastisch. „Das hat ja auch ganz wunderbar funktioniert.“
Kathleen sah auf und konnte einfach nicht glauben, dass Jason ihr so sehr in den Rücken fiel. Er war sonst immer auf ihrer Seite. Naja, zumindest fast immer. Warum nur war diese Sache mit ihrer Gabe ihm so wichtig? Warum ging ihm die Trennung von anderen Pärchen so nahe? Was sollte das ganze Theater? Kathleen verstand es einfach nicht.
„Wir werden den Leuten erzählen, es war ein Unfall“, bestimmte Alexander, um das Thema wieder auf die aktuellen Geschehnisse zurückzulenken. „In den nächsten drei Tagen darf Sina das Zelt nicht verlassen, denn offiziell ist sie genauso bettlägerig wie Ina. Falls Ina stirbt, dann muss Sina das Lager heimlich verlassen. Meinetwegen kann Daniel sie auch begleiten. Aber es darf auf jeden Fall niemand erfahren, dass die beiden Schwestern getrennt wurden.“
„Und falls sie doch überlebt?“, fragte Thabea nach. „Ina wollte fort. Du wirst sie doch wohl nicht mit Gewalt daran hindern, oder?“
Alexander schüttelte den Kopf.
„Nein. Das werde ich nicht. Aber ihre Schwester muss die Konsequenzen ziehen. Entweder sie verlässt das Lager auch, oder Ina muss ebenfalls bleiben. Vielleicht wäre es ja möglich, Ina heimlich mit einem bereitwilligen Mann zu verbinden. Dann würde sie Daniel sicherlich bald vergessen.“
Kathleen sog erschrocken die Luft ein.
„Nein“, sagte sie. „Das könnt ihr doch nicht machen. Verdammt, Alexander. Dadurch macht man doch nichts besser. Im Gegenteil. Eine erzwungene Verbindung ist …“
„Was denn, mein Schatz?“, fragte Jason mit hochgezogener Augenbraue. „Grausam? Falsch? Nicht richtig?“
„Das bei uns damals war etwas anderes“, sagte Kathleen bestimmt. „Ich musste es tun, um dir das Leben zu retten.“
„Ja. Und eine Verbindung würde Ina wahrscheinlich auch das Leben retten. Was ist also anders?“
„Ich … Also, wenn du das nicht weißt, dann wahrscheinlich gar nichts, Jason. Manchmal bist du ein richtig arrogantes Arschloch.“
Mit diesen Worten drehte Kathleen sich herum und rauschte aus dem Zelt. Sie hatte genug von diesen Diskussionen. Sollten sie doch alle machen, was sie wollten. Sie hatte weder die Lust noch die Kraft, sich weiter darüber zu streiten. Es gab doch wahrhaftig Wichtigeres zu tun.
„Ich kann nicht glauben, dass Dad mich einfach weggeschickt hat, als wäre ich zehn Jahre alt“, schimpfte Laney. „Das ist doch wirklich nicht zu fassen.“
Greg, der neben ihr herlief, hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten.
„Er meint es bestimmt nicht böse“, versuchte er Jason zu verteidigen. „Er will dich nur beschützen.“
„Ich bin monatelang wunderbar ohne ihn zurechtgekommen und werde bald meine erste Schlafphase antreten. Um den strengen Vater zu spielen, ist es also ein bisschen zu spät.“
Greg zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht hat er das Gefühl, er müsste etwas nachholen.“
Laney verdrehte die Augen und blieb stehen.
„Glaubst du das wirklich?“, fragte sie. „Denkst du, ich muss mich darauf einstellen, dass ich jetzt ständig mit solchen Aktionen zu rechnen habe? Verdammt. Ich wollte ihm doch nur helfen.“
„Na, dann solltest du wohl einfach froh sein, dass deine Hilfe nicht benötigt wurde.“
Laney hielt inne. So hatte sie das Ganze noch gar nicht betrachtet. Denn in einem hatte Greg Recht. Falls sie wirklich hätte helfen können, dann hätte Jason sie durchgelassen. Soweit reichte sein Einschätzungsvermögen mit Sicherheit.
Laney seufzte und hockte sich zwischen einigen Zelten auf einen Baumstumpf. Greg zögerte einen Augenblick, aber setzte sich dann neben sie. Eine Weile beobachteten sie einfach nur, wie nach und nach Leben in das Lager kam. Die Sonne war inzwischen untergegangen, und einer nach dem anderen kamen auch die letzten Kaltblüter aus ihren Zelten.
Laney überlegte gerade, ob es vielleicht Zeit wurde, zum Trainingsplatz zurückzukehren, als plötzlich ein junger Mann an ihnen vorbeikam, der gleich drei hübsche Kaltblüterinnen eingehakt hatte. Sie lachten vergnügt und es dauerte eine geschlagene Minute, bis Laney auffiel,
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