Nubila 05: Die letzte Schlacht
hatte. Aber wenn es für einen guten Zweck war, dann konnte er wohl kaum Nein sagen. Außerdem konnte er ja nun wirklich nicht behaupten, dass Leonies Nähe ihm unangenehm war.
Im Gegenteil. Er genoss es, sie in der Nähe zu haben. Ihr Gebrabbel lenkte ihn meist erfolgreich von seinen anderen Sorgen ab und er war froh gewesen, in den letzten Tagen nicht ständig allein sein zu müssen. Leonie hatte ihm gegenüber viel Geduld gezeigt und das Thema Verbindung kein einziges Mal mehr angeschnitten. Dennoch wusste er, dass es ihr auf der Seele brannte. Sie wollte eine Äußerung von ihm, und er würde sie nicht mehr lange hinhalten können. Er konnte also nur hoffen, dass Laney sich beeilen und bald mit ihm sprechen würde. Sonst hätten sie bald alle ein Problem.
Als Laney bei Jason ankam, hatte sie bereits einen Entschluss gefasst. Sie konnte unmöglich mit Greg reden, bevor sie nicht ein paar Fragen geklärt hatte. Insofern würde sie den Unterricht heute wohl einfach schwänzen.
Jason hatte das Problem von zuvor scheinbar klären können, denn er ließ sich beim Unterricht absolut nichts anmerken und teilte den älteren Herrschaften gewissenhaft ihre Aufgaben zu. Als er sie sah, bat er Johanna einfach, mit dem Unterricht weiterzumachen, und wandte sich seiner Tochter zu.
„Hallo Laney“, sagte er. „Es tut mir leid wegen vorhin. Ich weiß, dass ich überreagiert habe. Aber im Moment stehen wir einfach alle ziemlich unter Stress.“
Laney nickte.
„Ja ja, schon gut. Aber was war denn heute Morgen überhaupt los?“
Jason seufzte.
„Unser Zwillingspärchen hatte einen Streit wegen eines jungen Mannes. Das Ganze ist eskaliert, und die Eine hat die Andere hinaus in die Sonne geschubst. Natürlich sind beide sofort zusammengebrochen, und der Mann musste Ina wieder nach drinnen holen. Alle drei haben Verletzungen. “
„Und das soll jetzt so schlimm gewesen sein, dass ich es nicht sehen durfte?“, fragte Laney ungläubig. „Weißt du was, Dad? Du musst es mir nicht erzählen, aber ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du mich auch nicht anlügst.“
Jasons Miene verfinsterte sich, aber er versuchte nicht sich zu verteidigen.
„Ich muss weitermachen“, sagte er stattdessen und sah wieder zu seinen Schülern hinüber. „Marlene wird nächste Woche erwachen und wir vermuten, dass sie den Angriff auf den Vollmond legen werden.“
Laney nickte. Das hatte sie auch erwartet. Warum sollte man auf die Suche nach Wilden gehen, wenn man dann nicht vorhatte, ihr volles Potential zu nutzen? Und richtig stark waren die Wilden einfach nur an Vollmond.
„Ist gut, Dad. Aber ich kann dir heute leider nicht helfen. Ich … ich habe noch etwas zu erledigen.“
Jason betrachtete seine Tochter einen Augenblick lang und beugte sich dann vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.
„In Ordnung, Laney. Wir sehen uns dann später, ja?“
„Mache ich.“
Damit drehte Jason sich um und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu. Laney hingegen machte sich auf, um nach Swana zu suchen. Es war genug Zeit vergangen, um endlich Klarheit zu bekommen, und sie würde seelische Unterstützung brauchen – soviel war klar.
Kapitel 11
Traumreisende
„Du bist nicht schwanger.“
Laney sah die Frau vor sich an, als hätte diese Chinesisch gesprochen. Urte war klein und untersetzt, und ihre Körperformen waren stärker gerundet als die der meisten anderen Warmblüter. Vom Alter her schätzte Laney sie auf Mitte fünfzig.
„Wie bitte?“, hakte Laney nach.
„Du bist nicht schwanger“, wiederholte die Frau. „Kein bisschen. Tut mir wirklich leid, dir das sagen zu müssen.“
„Aber ich … ich hatte doch ungeschützten … ich muss schwanger sein. Mir ist ständig übel, ich bekomme häufig keine Luft, und ich fühle mich abscheulich. Das kann doch nur bedeuten, dass ich schwanger bin.“
Die Frau legte Laney mitfühlend eine Hand auf die Schulter und sah ihr in die Augen. Sie hatte ein freundliches und offenes Gesicht, das von kurzem, lockigem Haar umrundet wurde.
„Diese Symptome treffen vermutlich auch auf ein gebrochenes Herz zu“, erklärte sie ernst. „Tut mir wirklich leid, Laney, aber du bist nicht schwanger. Ganz bestimmt nicht.“
„Können Sie es nicht noch einmal versuchen?“, fragte Laney hoffnungsvoll. „Vielleicht …“
Die Frau schüttelte den Kopf.
„Das würde nichts nützen. Swana hat mir gesagt, dass der Geschlechtsverkehr über eine Woche her ist. Inzwischen müsste ich also
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