Nubila 05: Die letzte Schlacht
fortgegeben worden waren, aber sie hielt sich zurück. Bei den Outlaws hatte sie lernen müssen, dass es sehr viel mehr als nur eine Art zu leben gab und sie in einer vergleichsweise intoleranten Gesellschaft aufgewachsen war. Laney beugte sich zu dem Baby hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Mady war wirklich ein ungewöhnlich niedliches Kind.
„Du würdest sie mir also wirklich schenken?“, fragte sie noch einmal nach, um sich ganz sicher zu sein.
Swana schluckte und nickte dann zur Bestätigung.
„Ich werde sie zwar vermissen, aber wenn es dein gebrochenes Herz heilt, dann ja. Ich würde sie dir geben.“
Laney schüttelte den Kopf bei der Vorstellung und wurde sich jetzt erst bewusst, was für ein großes Opfer Swana bereit wäre zu geben, nur damit sie selbst ihren Liebeskummer überwand und nicht mehr mit ihrem Schicksal hadern musste. Es war eine große Ehre, eine solche Freundin zu haben und sie sollte sich wirklich glücklich schätzen. Doch wenn Swana bereit war, etwas so außergewöhnliches für sie zu tun, dann würde sie bestimmt auch bereit sein, etwas ganz anderes für Laney zu machen.
„Ich danke dir vielmals für dein Vertrauen, Swana“, sagte Laney feierlich. „Ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen und du würdest es gewiss niemals bereuen müssen, mit Mady gegeben zu haben. Aber Urte hat Recht. Ich bin noch zu jung, um mich darüber zu ärgern, dass ich nicht schwanger bin. Viel zu jung sogar. Und was ich eigentlich will ist auch kein Kind, sondern Darrek.“
„Aber Darrek ist doch …“
„Ich muss mit ihm reden, Swana. Mehr noch. Ich muss ihn sehen.“
„Aber das ist unmöglich.“
„Ist es das?“
Laney zog eine Augenbraue nach oben und gab Mady wieder an ihre Mutter zurück.
„Einar hat mir erklärt, wie deine Gabe funktioniert. Und ich glaube, dass du diese Gabe schon einmal bei Darrek und mir angewandt hast, nicht wahr?“
Swana wich automatisch Laneys Blick aus und wandte vorsichtshalber ihre ganze Aufmerksamkeit dem Baby zu. Sie wusste nur zu gut, wovon Laney redete. Vor einigen Wochen, in Island, hatten Laney und Darrek einen Traum geteilt. Laney war ein kleines Kind gewesen und hatte den Tod ihrer Mutter mit ansehen müssen, während Darrek hilflos dabei zusehen musste.
„Es schien mir in dem Moment eine gute Idee zu sein“, sagte Swana kleinlaut. „Ich hatte den Eindruck, dass ihr einander überhaupt nicht versteht. Ihr hättet eigentlich beide nichts davon mitkriegen sollen.“
„Ich habe auch nichts davon mitbekommen. Ich habe Darrek noch nicht einmal gesehen. Er mich aber schon. Ich will, dass du es diesmal anders herum machst. Ich will Darrek in seinen Träumen besuchen.“
Swana sah auf und schüttelte dann energisch den Kopf.
„Das geht nicht“, bestimmte sie. „Das ist zu gefährlich.“
„Aber du hast es bei Darrek doch auch gemacht.“
„Ja. Aber das war etwas anderes. Ich … Ich könnte dich in Gregs Träume schicken. Oder in Einars. Das wäre gar kein Problem. Aber Darrek kann Gaben erkennen und ausschalten. Und wenn er meine Gabe ausschaltet, dann …“
„Dann was?“
„Dann könnte es sein, dass du nicht wieder zurück findest.“
„Was?“
„Ich bin mir da nicht sicher. Ich habe ihn einmal alleine in seinen Träumen besucht. Das mache ich bei jeder Person, die ich neu kennenlerne, um sie besser einzuschätzen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich im Moment ziemlich im Verzug bin.“
Sie blickte vielsagend in Richtung Lager, wo sich Hunderte ihr unbekannter Vampire aufhielten. Laney fand es eigenartig, davon zu erfahren, weil es bedeutete, dass Swana auch heimlich in ihren Träumen gewesen war, aber sie winkte ab.
„Du warst also in Darreks Träumen. Und?“, fragte sie.
„Er hat von einer Frau geträumt mit schwarzen Haaren. Zuerst dachte ich, dass du es wärst. Aber sie war ein bisschen älter als du. Und … irgendwie eleganter.“
Laney erzitterte.
„Das muss meine Mutter gewesen sein“, flüsterte sie. „Kara.“
„Nein. Das kann nicht sein. Sie hat vielleicht das Aussehen von deiner Mutter. Aber sie ist nicht deine Mutter. Sie hat Darrek auch begleitet, als er in deinem Traum war. Ich habe das Gefühl, sie ist so was ähnliches wie sein Unterbewusstsein. Auf jeden Fall hat sie verdammt schnell gemerkt, dass ich da war. Sie hat mich angestarrt. Ganz böse. Und dann … Naja, ist ja eigentlich auch egal. Es war auf jeden Fall richtig gruselig. Sonst bemerkt mich nie jemand, wenn ich in
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