Nubila 05: Die letzte Schlacht
um sich zu haben war überaus anstrengend, und er sehnte sich danach, alleine zu sein und seine Ruhe zu haben. Und außerdem … fehlte ihm Laney.
Kein Tag verging, an dem er nicht an sie denken musste, und ständig überlegte er, einfach alles hinzuschmeißen und zu ihr zu fahren. Noch war es möglicherweise nicht zu spät. Noch hatte sie sich vielleicht nicht verbunden und er konnte seine Fehler wieder gut machen. Aber das waren natürlich alles Hirngespinste. Er durfte nicht zu Laney gehen. Das würde ihrer aller Tod bedeuten. Er musste sich von dieser Schlacht fernhalten, sie hingegen durfte genau das nicht tun. Und wenn das kein Zeichen dafür war, dass sie einfach nicht füreinander geschaffen waren, dann wusste er auch nicht.
„Janish. Ich werde jetzt schlafen“, erklärte Darrek und streckte sich auf dem nackten Steinboden aus. „Du übernimmst die erste Wache und wirst mich frühestens in drei Stunden wecken. Hast du mich verstanden?“
Janish zog einen Schmollmund und nickte dann. Er wusste, dass es sinnlos war, mit Darrek zu diskutieren, außerdem fühlte er sich noch gar nicht müde. Er hatte tagsüber stundenlang im Auto geschlafen, während Darrek gefahren war. Die erste Schicht zu übernehmen fand er daher gar nicht so schlecht.
„Und wenn der Wilde doch noch kommt?“, fragte Janish plötzlich doch etwas eingeschüchtert.
„Dann lädst du ihn zum Kaffee trinken ein, bis ich wieder wach bin“, gab Darrek zurück und schloss die Augen.
Innerhalb von kürzester Zeit war er eingeschlafen.
Das Erste, was Laney sah, war helles Licht, aber das Licht wich schnell dem Bild eines schönen Strandhauses, das ihr nur allzu bekannt vorkam. Australien. Das hier war das Haus, in dem sie geboren war, und wo sie die ersten unbeschwerten Jahre ihrer Kindheit verbracht hatte. Zu dieser Zeit hatte Kara noch gelebt und sie mit all ihrer Liebe überschüttet. Allerdings war das alles so lange her, dass Laney sich nur noch schemenhaft daran erinnerte. Sie war damals einfach noch zu jung gewesen und hatte die Erinnerungen außerdem jahrelang verdrängt. Jetzt, wo sie das Haus so vor sich sah, hatte sie allerdings das Gefühl, als wäre sie erst gestern das letzte Mal hier gewesen.
Es war ein wunderschönes Gebäude, hell und freundlich hergerichtet, mit großen Fenstern und einer ausladenden Terrasse, von der man einen wunderschönen Blick aufs Meer hatte. Laney selber stand mitten am Strand und konnte den Sand zwischen ihren Zehen spüren. Sie hörte das Meer rauschen und einige Möwen schreien. Das sollte wirklich ein Traum sein? Das alles hier fühlte sich absolut real an. Es gab so viele Details, so viele Kleinigkeiten, die es in einem Traum doch gar nicht geben konnte. Sie fühlte den Wind in ihren Haaren und konnte das Salz auf ihren Lippen schmecken. Moment mal. Haare? Irritiert griff Laney sich an den Kopf und stellte fest, dass sie in dieser Welt ihre langen seidigen Haare zurück hatte. Das und die Tatsache, dass sie vor wenigen Minuten noch in Amerika gewesen war, überzeugten Laney davon, dass es tatsächlich ein Traum sein musste.
Es hatte also geklappt. Sie war drin. Das hier war Darreks Traum, sein persönlichster und intimster Bereich, und sie hatte es geschafft, hier einzubrechen. Wenn es einen Ort gab, an dem sie mehr über seine wahren Gefühle herausfinden würde, dann doch wohl hier, oder?
Langsam ging Laney auf das Strandhäuschen zu und genoss dabei jeden Schritt. Man sagte doch, dass in Träumen die Zeit anders verging als im wahren Leben, insofern brauchte sie sich bestimmt nicht zu beeilen. Swana hatte ihr zwar gedroht, sie spätestens nach einer Stunde wieder zu wecken, aber im Traum war das sicherlich mehr Zeit – hoffte sie zumindest.
Als sie dem Haus so nahe war, dass sie die Terrasse einsehen konnte, versteckte sie sich vorsichtshalber hinter einer Düne. Nun erst sah sie, dass vor dem Haus zwei Personen saßen. Eine davon war Darrek und die Andere war …
„Mum?“, flüsterte Laney ungläubig.
Es gab gar keinen Zweifel. Neben Darrek saß Kara und nippte an einer Tasse mit Blut. Sie trug ein langes grünes Kleid und sah genauso bezaubernd aus, wie Laney sie in Erinnerung hatte. Ein beklemmendes Gefühl ergriff Laney und sie wäre am liebsten sofort zu den Beiden hin gelaufen. Ach verdammt. Sie dachte, sie hätte sich auf den Anblick vorbereitet, aber sie nun wirklich beide zu sehen, war trotzdem ein Schock. Kara wirkte so lebendig, so frisch und überhaupt nicht wie eine
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