Nubila 05: Die letzte Schlacht
dein bestes Kleid“, erklärte Cynthia ernst. „Du kannst ein anderes Kleid anziehen, in Ordnung? Komm. Ich helfe dir ein anderes auszusuchen.“
Sie streckte Celia die Hand entgegen, aber diese machte einen Schritt zurück, fuhr dann ganz plötzlich nach vorne und bevor Cynthia sich versah, war sie zwischen ihren Beinen hindurch geschlüpft und in den Flur gelaufen. So schnell wie möglich rannte Cynthia ihr hinterher, aber sobald sie den Flur erreicht hatte, war Celia bereits außer Sichtweite. Frustriert stieß sie einen Seufzer aus. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Ihr war klar, dass Celia von ihr erwartete, dass sie sie suchen würde. Sie wollte Verstecken spielen, das war offensichtlich. Und es war unwahrscheinlich, dass Cynthia bei diesem Spiel als Siegerin hervorgehen würde.
Das Kleid konnte sie ohnehin vergessen. Wie sie ihre Tochter kannte, würde diese bereits jetzt auf den Knien über den Boden rutschen und sich im Staub herum wälzen. Von dem Kleid würden sicherlich nicht mehr als ein paar dreckige Fetzen übrig bleiben.
Cynthia beschloss, sich diesen Kampf zu ersparen. Sie würde einfach mit dem Aufräumen ihres Zimmers weitermachen und darauf warten, dass Celia das Spiel leid war und von alleine wieder aus ihrem Versteck hervor kam. Besonders lange dauerte das in der Regel nicht. Und wenn sie sie erst einmal in die Finger bekam … dann war ihre Wut wahrscheinlich sowieso schon wieder verraucht.
Doch gerade, als Cynthia sich wieder ihrer Kleidung widmen wollte, hörte sie es. Den Alarm. Im ersten Moment ging sie davon aus, dass es sich dabei nur um eine Übung handeln konnte. Immerhin war Gadha nicht mehr da und die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs extrem gering. Doch als sie aus dem Fenster sah und bemerkte, wie die Kaltblüter alle in höchster Aufruhr durch die Gegend liefen, bekam sie plötzlich ein ganz schlechtes Gefühl.
Vielleicht war es ja doch keine Übung. Vielleicht war es ein richtiger Alarm und es stand wirklich ein Angriff kurz bevor. Ganz ausgeschlossen war es nicht.
„CeeCee!”, rief sie, während sie nach der Notfalltasche griff, die neben ihrer Zimmertür stand, und die sie für eben solche Momente gepackt hatte. „CeeCee. Wir müssen los. Der Alarm ist angegangen.“
Keine Antwort.
„CeeCee?“, rief Cynthia wieder, schon etwas weniger ruhig. „Komm schon, Schatz. Das ist jetzt kein Spiel mehr. Wir müssen hier weg und zwar so schnell wie möglich. Wir können später weiter spielen. Versprochen.“
Als wieder keine Antwort kam, ergriff Panik Cynthias Herz. Wo war Celia? War sie vielleicht nach draußen gerannt, um sich dort zu verstecken? Oder war sie immer noch in einem der vielen Zimmer hier im Herrenhaus?
„CeeCee!”, rief sie so laut sie konnte. „Komm sofort her. Das ist kein Spiel mehr. CeeCee!“
Kapitel 15
Die Aussprache
Laney war früher am Treffpunkt eingetroffen als ausgemacht, aber sie hatte es in ihrem Zimmer einfach nicht mehr ausgehalten. Seit drei Tagen plagte sie nun schon die Unruhe. Nachdem sie William das Handy zurückgebracht hatte, war sie in Gedanken ihr Gespräch mit Darrek immer und immer wieder durchgegangen. Doch leider hatte das nur zur Folge, dass sie sich Vorwürfe machte, das Falsche gesagt oder getan zu haben. Sie verstand einfach nicht, wie Darrek so unterschiedliche Persönlichkeiten haben konnte. Ihr gegenüber war er so oft zärtlich und liebevoll gewesen, aber dann kam immer wieder sein wahrer Charakter hervor und er wurde grob, gemein und ungehobelt. Und trotzdem wünschte sie sich immer noch, er könnte jetzt bei ihr sein.
Laney seufzte. Es half alles nichts. Darrek hatte deutlich gemacht, dass er sich nicht mit ihr verbinden würde, und das musste sie respektieren. Frustriert griff sie nach einem Steinchen und warf es in den See. Und dann noch eins und noch eins. Immer wieder bückte sie sich und pfefferte einen Stein nach dem anderen ins Wasser. Wie lange würde es wohl dauern, bis sich ein am Boden ein Haufen gebildet hatte, der bis über die Wasseroberfläche ragte? Laney war gewillt, das herauszufinden.
„Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?“, fragte Greg und Laney fuhr erschrocken herum.
„Greg“, entfuhr es ihr und sie lächelte.
Sie hatte ihn nicht kommen hören und betrachtete ihn nun nachdenklich von oben bis unten. Dieser Mann könnte ihr zukünftiger Lebenspartner werden. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich darüber Gedanken machte. Aber nun zog sie es erstmals
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