Nubila 05: Die letzte Schlacht
getrennt? Damit waren seine schlimmsten Albträume Wirklichkeit geworden. Alles, was er befürchtet hatte, seitdem er von ihrer Gabe wusste, hatte sich soeben bewahrheitet, und er wünschte sich nichts mehr als die Zeit zurückdrehen zu können. Bestimmt hatte er sich falsch ausgedrückt. Er hätte es anders angehen müssen, aber er war davon ausgegangen, dass sie ihn auch so verstehen würde.
Doch das tat sie offensichtlich nicht. Eine Welle der Panik überkam ihn, und er fühlte eine Angst, die er nicht beschreiben konnte. Sie hatte die Verbindung gekappt. Bedeutete das auch, dass sie gar nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte? Dass er sie nie wieder würde berühren und umarmen dürfen? Würde sie vielleicht sogar fortgehen und ihn nie wieder sehen wollen? Der Gedanke war schrecklicher und grausamer als alles andere bisher.
„Kathleen, ich flehe dich an“, begann Jason, wurde dann aber jäh unterbrochen.
Die Alarmglocke im Keller schrillte los, und sofort waren alle Gedanken an den Streit wie fortgewischt. Ursprünglich war die Glocke als Frühwarnsystem eingeführt worden, um alle zu informieren, falls Gadha eine größere Ansammlung von Vampiren spürte, die mit extrem hoher Geschwindigkeit auf das Herrenhaus zukamen. Ein Bombenalarm also. Jason hatte das immer für eine unnötige Sicherheitsvorkehrung gehalten, weil er nicht davon ausgegangen war, sie jemals zu brauchen. Er hatte gedacht, dass die Ältesten es nicht wagen würden, das Herrenhaus mit menschlichen Flugzeugen anzugreifen. Hinzu kam aber noch, dass das Alarmsystem eigentlich nicht mehr funktionstüchtig sein dürfte. Gadha war fort. Und das schon seit zwei Wochen. Doch offensichtlich hatte jemand etwas entdeckt und es war sicherlich besser, das nicht als auf die leichte Schulter zu nehmen. Sofort bekam Jason eine Gänsehaut. Wo war Laney und der Rest seiner Familie? Er musste zu ihnen und zwar so schnell wie möglich.
„Was ist das für ein Geräusch?“, fragte Hildis irritiert, und Jason tauschte einen vielsagenden Blick mit Kathleen.
Sie war genauso blass wie er und schien ebenso große Probleme zu haben sich mit der neuen Situation abzufinden, wie er selber.
„Der Bombenalarm“, antwortete sie dann jedoch. „Und ich fürchte, dieses Mal ist es keine Übung.“
Sofort setzte Jason sich in Bewegung. Er riss die Tür auf und schrie:
„Zu den Notgängen! Zieht eure Schutzanzüge an, und dann alle zu den Notgängen!“
Er sprintete an den Kaltblütern vorbei zum Flur. Kathleen war direkt hinter ihm und griff nach seiner Hand.
„Wo willst du hin?“, fragte sie besorgt.
„Ich muss Laney finden“, erwiderte Jason. „Die oberen Räume sind nicht sicher.“
Kathleen nickte.
„Dann komme ich mit dir“, sagte sie bestimmt.
„Das geht nicht. Du hast deinen Schutzanzug nicht an. Wahrscheinlich ist er noch oben, aber die Sonne ist bereits aufgegangen. Es ist zu gefährlich.“
„Das ist mir egal. Ich muss zu meiner Outlaw-Gruppe. Ich muss sie führen. Das ist meine Aufgabe.“
„Das wird Harold übernehmen. Oder sonst jemand von den Anderen.“
„Aber ich kann doch …“
Jason schüttelte den Kopf, packte sie und drückte ihr einen harten Kuss auf die Lippen.
„Es ist zu gefährlich“, wiederholte er „Bitte, Kath … Ich … Ich kann dich nicht mehr fühlen, und ich will nicht, dass dir etwas passiert. Bitte. Kümmere du dich lieber um die Kaltblüter hier unten, okay?“
Kathleen sah ihn erstaunt an und nickte dann zögerlich.
„In Ordnung“, sagte sie. „Aber pass auf dich auf, ja? Und sieh zu, dass du die Anderen findest. Wer weiß, wo sie sich alle aufhalten. Ich hoffe nur, dass alle den Alarm rechtzeitig hören.“
„CeeCee, halt still“, befahl Cynthia und versuchte, ihrer Tochter das gute Sonntagskleid auszuziehen, das sie unerlaubterweise angezogen hatte. Celia sah in dem blauen Tüll aus wie eine kleine Elfe, aber da sie nicht auf einen Ball gehen würden, war es absolut unangebracht.
„Nein“, erwiderte Celia. „Ich will das Kleid anbehalten.“
„Aber die Kleider machst du immer sofort dreckig“, widersprach Cynthia. „Außerdem kann man in einem Kleid gar nicht so gut klettern.“
„Mir egal“, beharrte das Mädchen. „Ich will das Kleid.“
Cynthia überlegte einen Moment, ob sie dem Wunsch ihrer Tochter um des lieben Friedens willen nachkommen sollte. Aber das Kleid war wirklich teuer gewesen, und Celia würde es innerhalb kürzester Zeit in Fetzen reißen.
„Schatz. Das ist
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