Nuerburghoelle
von der Presse?«, unterbrach ihn der immer noch atemlose Mann. »Ich kenne Sie nicht, ich kenne nur Siggi. Ich rede nur mit ihm.«
Böhnke beschwichtigte ihn. Er interessiere sich zwar für den Sieger des Schießwettbewerbs, aber nicht aus journalistischen Gründen. Er ermittele wegen einer Lebensversicherung, log er dreist.
»Wie Sie sicher wissen, ist der Sieger des Schießens, ein gewisser Wolfgang Schulz, tot in dem Maar gefunden worden. Ich bin jetzt auf der Suche nach jemandem, dem ich die Lebensversicherung auszahlen kann. Ich glaube, er war in Begleitung einer Frau hier in Schalkenmehren. Vielleicht ist sie ja mit ihm verwandt oder sie kann uns wenigstens weiterhelfen.«
Viel könne er nicht dazu sagen. Der Geschäftsführer hatte Vertrauen gefasst, war durchaus redselig und auch hilfsbereit. Vielleicht war er auch nur deshalb hilfsbereit, weil er gar nicht helfen konnte.
»Ich kann Ihnen nur mitteilen, dass der Mann alle anderen in Grund und Boden geschossen hat. Wir hatten schon vermutet, dass er ein Profi oder Sportschütze ist. Der war klar besser als alle anderen Teilnehmer des Schießens und hat eine Zehn nach der nächsten geschossen. Aber mehr weiß ich auch nicht über den Mann. Und über seine Begleiterin weiß ich überhaupt nichts. Ich weiß noch nicht einmal, ob sie überhaupt dabei war, als er seinen Hauptgewinn entgegengenommen hat.« Er holte tief Luft. »Na ja, bei einem Schützenfest und diesem Superwetter, da ist man am Sonntagnachmittag nicht unbedingt noch hundertprozentig fit, wenn ich das mal so sagen darf.«
Er durfte, dachte sich Böhnke grinsend. Das letzte Bier war wohl schlecht gewesen. Endlich hatte der Geschäftsführer die Angabe gemacht, die ihm den Übergang erleichterte.
»Der erste Preis, was war das?« Er wusste die Antwort zwar, aber so konnte er ins Gespräch finden.
»Ein Gutschein für eine Reise nach Mallorca für zwei Personen.«
»Aha.« Schulz hatte diese Reise mit tödlicher Sicherheit nicht angetreten, dachte sich Böhnke. Daraus ergab sich der nächste Ansatz: »Wissen Sie denn noch, wer die Reise gestiftet hat oder wo der Gutschein eingelöst werden konnte?«
»Aber sicher doch«, antwortete der Schützenchef. »Ein Reisebüro in Daun war der Spender. Die Frau unseres Brudermeisters, der auch unser Vorsitzender ist, arbeitet dort. Die können Ihnen bestimmt sagen, was mit dem Preis passiert ist.« Er hustete schwer. »Warten Sie, da fällt mir noch was ein. Wir haben im Vorstand darüber geredet. Als wir dem Sieger den Gutschein geben wollten und nach seinem Namen fragten, hat er uns gesagt, wir sollen einen anderen Namen eintragen. Es war der Name einer Frau, habe ich gehört«
»Und wie war ihr Name?«
»Tut mir leid. Das weiß ich nicht. Ich selber war bei der Preisübergabe nicht dabei. Ich musste gerade neue Bierfässer aus Bitburg holen. Es wurde viel mehr getrunken, als wir gedacht und geplant hatten.«
Nur den Namen des Reisebüros in Daun und den Weg dorthin, den könne er nennen, sagte er entgegenkommend.
Böhnke fand Gefallen an seiner Tour durch diesen ihm unbekannten Teil der Eifel. Schnell hatte er den wenige Kilometer langen Weg nach Daun gefunden, sich von der attraktiven Innenstadt überraschen lassen und auch gleich das Reisebüro gefunden.
Seine Frage nach der Frau des Schützenvorsitzenden blieb ohne großen Erfolg. Sie sei mit ihrem Mann verreist, erhielt er als Antwort.
Das hätte ihm auch der Geschäftsführer sagen können, knurrte Böhnke in sich hinein. Aber der Mann hatte wahrscheinlich in typischer Manier gemeint, wenn ich nicht konkret gefragt werde, gebe ich auch keine konkrete Antwort.
Ob man ihm dennoch helfen könne?, fragte die Frau hinter dem vollen Schreibtisch. Sie würde ihm selbstverständlich auch jede Reise verkaufen können, die er wünsche.
Mit ruhigen Worten trug Böhnke sein Interesse vor, bei dem er wieder mit der Suche nach einem vermeintlichen Erbe begann, um bei der Suche nach der Frau zu enden.
»Ich habe gehört, der Reisegutschein Ihres Reisebüros sei auf den Namen der Frau ausgestellt worden. Diese Frau suche ich.«
»Als Erbin?«
»Als womögliche Erbin«, schränkte Böhnke ein. Er hielt den Atem an und hoffte, dass die Frau tatsächlich nachschaute.
Sie hatte sich einem Aktenordner zugewandt, nach dem Blättern in den Seiten einen Namen in den Rechner eingetippt und dann Böhnke angeschaut.
»Hier habe ich die Daten der Frau. Außerdem kann ich Ihnen sagen, dass sie den Gutschein
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