Nuerburghoelle
worden. Außerdem hat er es mit Alkohol am Steuer nicht so genau genommen. Mehrfach hat er Verkehrsunfälle im volltrunkenen Zustand verursacht, weshalb er häufiger schon auf seinen Lappen verzichten und zum Idiotentest musste. Erst, seitdem er bei den Theberaths in Arbeit und Lohn stand, hat er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen.«
Vielleicht lag es ja auch nur daran, dass er Glück gehabt hatte, dachte sich Böhnke seinen Teil. »Seit wann war er denn bei Theberaths beschäftigt?«
»Seit knapp sechs Jahren. Er hatte wohl seine Einstellung dem jüngeren der beiden Brüder zu verdanken. Die beiden kannten sich aus der gemeinsamen Zeit bei der Bundeswehr. Anton Theberath hatte nach zweijähriger Dienstzeit zurück ins zivile Leben gefunden, Schulz ist beim Militär geblieben und wollte wohl nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker Berufssoldat werden, aber dann ist ihm sein Lebenswandel zum Verhängnis geworden.« Küpper atmete durch. »Bevor du mich jetzt fragst, was das mit der Wilderei zu tun hat, erzähle ich dir lieber sofort den Rest meiner Erkenntnisse. Also, Schulz war beim Militär zum Scharfschützen ausgebildet worden und hat dann wohl auf alles Vierbeinige geschossen, das nicht schnell genug durch den Wald lief. Er wurde jedenfalls unehrenhaft entlassen. Und mit seinem Abgang verbuchte die Bundeswehr auch den Verlust eines Spezialgewehres samt Munition. Aber niemand konnte ihm nachweisen, dass er die Waffe gestohlen hatte, obwohl das naheliegend ist. Sie wurde nie mehr gefunden. Mehrfach hat er danach seinen Wohnort gewechselt. Einige Zeit lebte Schulz quasi in den Tag hinein mit Wilderei, übrigens mit einem normalen, gestohlenen Jagdgewehr und Sauferei. Er hat sich erst besonnen, als er verdammt knapp vor einer langjährigen Haftstrafe stand und ihm der dauerhafte Verlust des Führerscheins drohte. Da musste ihm die Anstellung bei Theberaths fast wie ein Sechser im Lotto vorgekommen sein. Warum die Theberaths ihn angestellt hatten, kann ich dir nicht sagen. Das müsstest du selbst herausfinden, wenn es dich interessieren sollte.«
Interessierte es ihn tatsächlich? Böhnke war sich unschlüssig. Schulz war tot. Die Bedrohung seiner Liebsten und von Bahn ging weiter. Mit den Drohbriefen konnte er nicht in Zusammenhang gebracht werden, wenigstens beim letzten konnte er unmöglich beteiligt gewesen sein.
»Noch etwas zu Schulz. Der letzte Stand der Dinge, bevor er in der Ewigkeit verschwand: Ich habe selbstredend auch Einblicke in die Obduktionsergebnisse bekommen. Für die Mediziner ist es eindeutig, dass er im besoffenen Zustand ertrunken ist. Es gibt keinerlei Hinweise, dass irgendwer irgendwie nachgeholfen haben könnte.«
»Also ein Unfalltod?«
»Einwandfrei ein Unfalltod. Wahrscheinlich am Ufer entlanggetorkelt und dabei ins Wasser gefallen.«
22.
Mittendrin aufzuhören, das war nun wirklich nicht sein Ding. Er würde nichts unversucht lassen, um herauszufinden, wer hinter den Drohgebärden steckte. Die Anschläge hatten sicherlich ihm gegolten. Nur zu warten, ob und wie der oder die Unbekannten weitermachen würden, war ihm zu wenig. Vor allem wollte er wissen, warum dies alles geschah. »Ich lasse mich nicht aufhalten«, sagte Böhnke laut zu sich, als er durch sein Huppenbroich spazierte. Vielleicht war es ja wieder an der Zeit, sich ein wenig intensiver mit Krupp zu beschäftigen, der sich erstaunlich ruhig verhielt, obwohl er doch angeblich an einer großen Sache arbeitete, und der von Böhnke sogar Unterstützung erbeten hatte.
Nur beiläufig nahm er den Mann wahr, der anscheinend trauernd auf einer Bank auf dem Friedhof saß. Er hatte ihn noch nie im Dorf, geschweige denn an diesem ruhigen Ort gesehen.
Er schob die flüchtige Beobachtung achtlos beiseite und widmete sich seinen eigenen Problemen. Wer steckte hinter den Bedrohungen? Langsam entwickelte er seinen Plan, aufbauend auf seinem bruchstückhaften Puzzle. Und zu diesem Puzzle gehörten, wenn auch in einer noch nicht bekannten Konstellation, die Theberath-Brüder und deren Umfeld. Dabei war die Wahrscheinlichkeit nicht unbedingt groß, dass er in diesem Bereich einen Ansatz zur Antwort auf sein Problem finden würde. Aber es war wenigstens etwas, woran er sich klammern konnte.
Und so war es für ihn selbstverständlich, dass er erneut um die Überlassung des Polos bat.
Sie zauderte nicht. »Wenn du mit deinen Ermittlungen dem Spuk ein Ende bereiten kannst, bevor er richtig beginnt, dann kannst du von mir aus das
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