Nuerburghoelle
wohnen. So heißt es jedenfalls, wa.« Er bückte sich stöhnend und leinte den geduldigen Mischling an. »So, Cicero, jetzt gehts nach Hause zu Mutti, wa.« Mit einem Kopfnicken verabschiedete er sich und lief die Straße entlang, mit dem Hund an seiner Seite.
Böhnke war unzufrieden mit sich und der Situation. Die Geschichte schien sich doch anders zu entwickeln, als er gedacht hatte. Eine Frage fiel ihm ein, die er dem Hundefreund hätte stellen sollen. Aber nun war es zu spät. Der Mann war längst ums Eck verschwunden.
Er fuhr langsam über die Vaalser Straße zurück in Richtung Innenstadt. Für ein Mittagessen war es zu früh, für einen Feierabend gab es keinen Grund. Als er an der großen Kreuzung der neuen Ringstraßen das Hinweisschild nach Trier las, entschloss er sich spontan: Einen Ausflug in Richtung Trier hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Und wer weiß, was ihn in Schalkenmehren erwartete, einem Ort, von dem er bis zum Ableben von Schulz noch nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn überhaupt gab.
Langsam suchte er nach einem Parkplatz am Straßenrand. Endlich fand er eine Stelle, an der er sicher und nicht störend im Autoatlas nach dem Dorf Schalkenmehren und der schnellsten Strecke in die Vulkaneifel schauen konnte. Einmal mehr kam ihm der Gedanke, seiner Liebsten ein Navi zu schenken.
Seine Fixpunkte hatte er schnell gefunden und notiert: Monschau, Schleiden, Blankenheim, Hillesheim, Daun, Schalkenmehren.
Böhnke genoss die Fahrt durch die Eifel auf den gut ausgebauten Straßen, erfreute sich an dem zunächst leicht welligen, grünen Gelände, das überging in immer dichteren Wald. Er war erstaunt, wie oft er doch auf eine Höhe hinauffuhr, um dann wieder talwärts zu fahren. Zum ersten Mal in seinem Leben erfuhr er die Eifel, und das gleich im doppelten Sinne. Seine Tour zeigte ihm nicht nur die Größe und den Abwechslungsreichtum des Mittelgebirges, er erfuhr die Eifel nicht nur im tatsächlichen Sinne, er erfuhr sie auch im Sinne von Erfahrung. Es gab viele kleine, beschauliche Ortschaften, so stellte er für sich fest, die würde er noch einmal, wenn die Zeit gegeben war, in aller Ruhe und in Begleitung aufsuchen. Die Eifel war mehr als Bitburg, Gerolstein und Nürburgring, die Eifel, das war vornehmlich Wald, bergiges Gelände, viel Wasser, idyllische Orte und eine enorme Vielfalt.
Mit seinen Gedanken beschäftigt, kam er schneller in Schalkenmehren an, als er gedacht hatte. Er parkte auf einem Platz gegenüber eines Hotels, neben dem es einen Zugang zum Maar gab. Das Maar, eines von vielen in der südlichen Eifel, war der mit Wasser gefüllte Krater eines vielleicht erloschenen oder vielleicht auch nur schlafenden Vulkans. Wie alle, so war auch dieses Maar fast kreisrund. Die oft touristisch erschlossenen Maare waren die Kennzeichen dieses Teils der Eifel, der nicht ohne Grund Vulkaneifel genannt wurde.
Sein kurzer Spaziergang in der angenehm milden Luft durch den kleinen und sauberen Ort mit den vielen Ferienwohnungen und Pensionen endete an dem Hotel, an dem er den Wagen abgestellt hatte. Das Restaurant mit dem vorgelagerten Biergarten lud geradezu zu einem Mittagessen ein, aber er nahm sich zurück. Am Abend sollte es in Aachen Sauerbraten geben, das war er seiner Frau schuldig.
Was hatte er eigentlich in Schalkenmehren zu suchen? Böhnke riss sich zusammen und konzentrierte sich. Wo konnte er etwas über das Schützenfest und das Preisschießen erfahren?
Sein suchender Blick fiel auf einen Schaukasten, der am Rande des Parkplatzes an einer Mauer angebracht war. Über ihm prangte in großen Lettern: ›St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Schalkenmehrens
Glück muss man haben!, sagte sich Böhnke und schaute interessiert nach, was ihm der Schaukasten wohl bieten könnte.
Was er las, reichte ihm. Der Infostand der Bruderschaft enthielt auch die Adresse des Vorsitzenden und des Geschäftsführers.
Sein Glück schien nur von kurzer Dauer, sein Anruf bei dem Vorsitzenden war nicht von Erfolg gekrönt. Niemand meldete sich. Auch bei seinem zweiten möglichen Gesprächspartner ging niemand ans Telefon. Böhnke wollte schon resignierend seine Versuche beenden, als sich doch noch hechelnd eine Stimme meldete.
»Ja, was ist?«
Mit ruhiger Stimme berichtete Böhnke von seinem Anliegen, nachdem er sich nur mit Namen vorgestellt hatte. »Ich möchte gerne von Ihnen wissen, was sich bei Ihrem Schützenfest, genauer gesagt, bei Ihrem Preisschießen abgespielt hat.«
»Sind Sie
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