Nuhr, Dieter
Frauen wollen Männer nicht verstehen, weil sie
ihnen sonst nicht mehr so originelle Vorwürfe machen könnten wie: »Du hörst mir
nicht zu!« Das sagen Frauen ja gerne: »Du hörst mir nicht zu!« Darauf sollte
man auf keinen Fall antworten. Sonst denkt die Frau, dass man doch zugehört
hat, und dass man das nur getan hat, um ihr zu widersprechen. Und dann ist die
Frau sauer.
Frauen werden gerne sauer, weil man ihnen nicht zuhört.
Das finde ich komisch. Wenn ich abends auf einer Bühne stehe und mir hört
niemand zu, dann würde ich das nicht dem Publikum vorwerfen, da würde ich mir
Gedanken machen über mein Programm. Frauen sind da anders. Die sagen dann: »Du
hörst mir nicht zu!«, und dann sind sie sauer, wenn sie Recht haben. Und das
müssen wir Männer dann verstehen. Das ist nicht einfach.
Man muss die Frauen halt verstehen. Es gibt Dinge, die akzeptieren
sie einfach nicht. Für Männer ist es dabei oft schwierig, nachzuvollziehen,
was man darf und was nicht. Frauen lehnen ja Dinge ab, die für uns Männer
völlig normal sind. Männer müssen Bettwäsche nicht jedes Jahr wechseln. Frauen
sind da pingelig. Dabei hat es Vorteile, wenn man Bettwäsche länger drauf
lässt: Man kann sie zum Lüften an den Schrank lehnen.
Das Gleiche gilt für Handtücher. Der Mann weiß: Umweltfreundlich
ist, wenn man die Handtücher nicht allzu oft wäscht, also erst, wenn sie
überhaupt kein Wasser mehr aufnehmen. Frauen sind da anders. Auch Haare in der
Dusche sind für Männer nicht so schlimm, wahrscheinlich weil sie froh sind,
dass sie noch welche haben. Frauen sehen das anders: Die gehen dann woanders
duschen - und zwar für den Rest ihres Lebens. Das finden Männer pingelig.
Als wenn Frauen nicht auch manchmal eklige Sachen machen
würden! Frauen lassen beispielsweise gerne gebrauchte Wattepads liegen, tief
braun wie die Erde, in der wir einmal enden werden. Das ist nicht schön. Auch
Tampons haben selbst in ungebrauchtem Zustand etwas Desillusionierendes, vor
allem seit es den OB mit Gewinde gibt. Zum Schrauben! Das hat so etwas
desillusionierend Handwerkliches!
Aber das ist den Frauen egal. Der Frauenversteher weiß
das. Er ist dezent und betritt das weibliche Badezimmer erst gar nicht. Braucht
er ja auch nicht. Ins Bad und ins Schlafzimmer kommen eh bloß die
Frauennichtversteher. Der Frauenversteher sitzt dann am Abend danach mit einer
Tasse Tee in der Küche und hört sich an, wie gemein die Männer sein können. Und
dass er selbst ganz anders ist. Toll. Aber Frauen nicht verstehen ist
irgendwie spannender ...
Politikverdrossenheit 27 September 2004
Heute bin ich ein bisschen politikverdrossen. Diese Wahlen
da in Sachsen, das ist ja erschütternd! Fast 10 Prozent für die Nazis! Schlimm!
Natürlich waren das Protestwähler, die waren enttäuscht. Die sind sauer und
sagen: »Die Politik kümmert sich überhaupt nicht um meine Probleme! Ich
brauchte zum Beispiel dringend mal einen neuen Satz Winterreifen. Und was
machen die in Berlin? Nix.« Und dann wählen sie halt Volksverhetzer.
Aus Unzufriedenheit. Das ist natürlich auch teilweise auf
Hartz IV zurückzuführen. Das hat man ja im Fernsehen gesehen, wie unzufrieden
die Menschen mit Hartz IV sind. Als die Journalisten kamen und fragten: »Was
bedeutet denn Hartz IV für Sie persönlich?« Und die Leute sagten: »Ja, weiß ich
auch nicht. Mir sagt ja keiner was!!!« Da gingen einige protestierend auf die
Straße, die in wenigen Monaten völlig verdutzt feststellen werden, dass sie
mehr Geld bekommen als vorher. Aber auch Uninformiertsein ist ja ein
demokratisches Recht. Der Bürger ist sowieso heute in erster Linie nicht
informiert oder engagiert, sondern beleidigt - und zwar dauerhaft. Und dann
zweifelt er an der Demokratie.
Er sagt: »Mit einer Stimme kann ich ja eh nichts ändern.«
Das stimmt. Und das beruhigt mich auch sehr! Das ist ja der Sinn der
Demokratie, dass nicht ein Einzelner alles ändern kann. Das nennt man nämlich
Diktatur. Aber der Kompromiss ist in Deutschland nicht hoch angesehen ...
Natürlich sollte man das nicht verallgemeinern. Nicht alle
sind unzufrieden. Es sind ja auch vereinzelt demokratische Parteien gewählt
worden. Aber im Ganzen zeigt sich da die Schwäche des demokratischen Systems -
dass jeder Depp an die Urne gelassen wird. Man darf heute auch mit Hitlerbärtchen
und Springerstiefeln wählen. Da sollte man doch pädagogisch eingreifen! Solche
Menschen müssten von professionellen Kräften vor dem Wahllokal
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