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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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haben wir hier nicht.
Dass mal die Merkel so richtig hinlangt oder Westerwelle wenigstens mal mit
einem Wattebäuschchen wirft... nix.
    Das einzig Gravierende in diesem Jahr war bisher die
Waschbärenplage rund um Kassel. Und der TÜV hat ein Prüfsiegel für künstliche
Brüste eingeführt. Das ist erfreulich. Und die Europäische Union besteht
darauf, dass es auch in Mecklenburg-Vorpommern ein Seilbahngesetz geben muss.
Da gibt's zwar keine Seilbahnen, aber wenn sich die Kontinentaldrift
fortsetzt, dann könnten sich auf dem Darß schon in wenigen Millionen Jahren
Berge auftürmen. Und wenn man dann kein Seilbahngesetz hat, das wäre
verheerend! Aber das besprechen wir dann im entsprechenden Jahresrückblick,
wenn es so weit ist.

 
    War was? 28. Juli 2004
    Heute weiß ich eigentlich gar nicht, was ich sagen soll.
Das kommt vor. Normalerweise wird in dem Zustand einfach weitergeredet, auch
wenn es nichts zu sagen gibt. Mir fehlt das manchmal im Fernsehen oder Radio,
dass da einfach mal einer schweigt, wenn er nichts zu sagen hat. Stellen Sie
sich mal vor: eine Nachrichtensendung, in der der Sprecher sagt: »Heute ist
nichts passiert. Ich feile mir jetzt hier mal zehn Minuten lang die Fußnägel.
Sie können so lange Kaffee kochen oder pinkeln gehen ... Sie können das
Wohnzimmer ruhig verlassen, hier passiert nix ...« Und dann ist einfach Pause.
    Das wäre doch mal was! Es passiert doch auch nicht immer
etwas Interessantes, aber die Nachrichten kommen trotzdem. Im Notfall ist halt
irgendwo eine Topfpflanze umgefallen und hat einen Goldhamster erschlagen. Weil
Goldhamster ja nachtaktive Tiere sind, und wenn dann tagsüber eine Topfpflanze
umfällt, merken die das erst, wenn es zu spät ist. Das arme Tier! Das ist doch
eine Nachricht! Man muss ja nicht gleich eine Extrabrennpunktsendung daraus
machen ...
    Ist aber immer noch besser als gar nichts zu melden ...
Das geht nicht. Lieber erschießt sich der Nachrichtensprecher selbst. Das ist
dann auch wieder eine Meldung: »In Ermangelung von Nachrichten wird sich der
Sprecher der Nachrichtensendung in wenigen Sekunden selbst erschießen.« Wenn
man das richtig ankündigen würde, was gäbe das für eine Quote! Aber so etwas
sollte man erst nach 22:00 Uhr zeigen. Mit Sponsor: »Die Waffe wurde gestellt
von Jagdgewehre Schröder ...«
    So könnten die Medien ihre Meldungen selber machen. Gut,
das machen sie im Prinzip ja sowieso. Heute werden Krieg und Terror ja
hauptsächlich auf die Medien ausgerichtet. Wenn es keine Medien gäbe, würde
sich doch auch keiner in die Luft sprengen. Es hätte ja für einen Islamisten
gar keinen Sinn, sich irgendwo in die Luft zu sprengen, wenn keiner darüber
berichten würde. Wenn keiner fragt: »Was hat denn da geknallt?« Wenn dann alle
sagen würden: »Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht.« Da wäre der Terror
völlig sinnlos, und das geht natürlich nicht.
    Wir halten es heutzutage doch gar nicht mehr aus, dass
nichts passiert. Wir können Leere nicht mehr ertragen. Stellen Sie sich mal
vor, das ganze Buch hier wäre informationsfrei, würde auf Buchstaben
verzichten und stattdessen zum Betrachten des Nichts aufrufen. So wie in den
folgenden Absätzen:
    Das wäre auch irgendwie langweilig, oder? Aber entspannend.
Auch nicht schlecht.
     
    Bademeister 3. August 2004
    Was ist nur aus uns Deutschen geworden? Nirgendwo mehr
Spitze, überall nur Mitschwimmer? Früher waren wir ein Volk von Bademeistern -
am Rand stehen und Befehle geben, das konnten wir. Heute nehmen wir nicht mal
mehr unsere Bademeister richtig ernst.
    Wenn der Bademeister dasteht in seiner weißen Uniform und
pfeift, da haben wir als Kinder noch gedacht: Der hat's geschafft. Heute sagen
wir zu unseren Nachkommen: »Lach nicht. So wirst du auch mal enden, wenn du in
der Schule nichts tust!«
    So ein Kind denkt ja erst mal, dass dem Mann das Schwimmbad
gehört. Man hat als Kind oft ganz falsche Vorstellungen vom Leben. Teilweise
gilt das übrigens auch für Erwachsene. Als Erwachsener denkt man: »Bademeister
sind diese groß gewachsenen Flachleger, diese Schwimmerkörper mit dem unwiderstehlichen
Sex-Appeal, aber unserer hier im Freibad ist 1,65 und hat eine Wampe. Der weiß,
dass die Zeiten vorbei sind, wo man als Bademeister der Traum aller Teenies
war, wo man als Bestimmer angehimmelt wurde, als Herr über den Beckenrand,
braun gebrannt und muskulös.« Heute wissen die Mädchen schon mit 16: Wer in dem
Alter noch Bademeister ist, sitzt in zehn Jahren

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