Nuke City
aber sie schienen ihren Dienst nicht sehr ernst zu nehmen - Kyle vermutete, daß sie sich auf Geister im Astralraum verließen, die er nicht sehen konnte.
»Und?« fragte Kyle Seeks-the-Moon, dessen Astralsinne ständig aktiv waren.
»Das ist das Nest.«
»Bist du sicher?«
»Absolut. Es stinkt entsetzlich.«
»Kannst du irgendwelche Wächtergeister sehen?«
»Nein.«
»Nein?«
Der Geist verzog das Gesicht. »Genau das sagte ich. Die Männer und Frauen bei den Bussen scheinen alle so zu sein wie diejenigen, die wir in dem Lagerhaus getötet haben, doch ich sehe keine Geister in Echtgestalt«, sagte Seeks-the-Moon. »Aber sie sind hier irgendwo.«
»Im Gebäude?«
»Im Hauptgebäude und auch in den kleineren. Vielleicht auch unter ihnen. Es fühlt sich so an, als gäbe es hier viele Nester und Stöcke. Aber sie sind alle ruhig.«
»Hast du eine Ahnung, warum?«
»Vielleicht ist die Zeit des Ausschlüpfens nah und die Königinnen sind abgelenkt.«
»So daß ihnen niemand sagt, was sie tun sollen.«
Der Geist nickte. »Aber das ist nur eine Vermutung.«
»Laß uns in die nächste Straße einbiegen und nach Knight Errant Ausschau halten«, sagte Kyle. »Das Team kann nicht weit sein.«
An einem Schutthaufen, der aussah, als sei er früher einmal ein Restaurant oder Café gewesen, das später in den Besitz einer Gruppe besonders unfähiger Bombenbastler übergegangen war, bogen sie nach Norden ab und passierten eine Reihe heruntergekommener und offenbar unbewohnter Häuser. Tatsächlich sahen sie keinerlei Lebenszeichen.
»Glaubst du, sie waren so schlau, zuerst die Leute zu nehmen, die hier in dieser Gegend gewohnt haben?« fragte Seeks-the-Moon.
»Ich weiß nicht, ob sie so schlau waren«, erwiderte Kyle, »aber so grausam und brutal sind sie allemal.«
Seeks-the-Moon wollte etwas sagen, dann hielt er inne und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Stelle ein Stück weiter die Straße hinauf. »Da vorne«, sagte er leise. »Ein großer Lastwagen und eine Gruppe von Leuten in der Nähe.«
»Knight Errant.«
»Höchstwahrscheinlich.«
Anstatt wie beabsichtigt noch einmal nach Osten abzubiegen, gingen Kyle und Seeks-the-Moon weiter die Straße entlang und auf die Gestalten zu, die der Geist gesehen hatte. Als sie sich ihnen bis auf einen halben Block genähert hatten, löste sich jemand aus der Gruppe und kam ihnen entgegen. Es war Douglas, der Ork. Er nickte, als sie sich trafen.
»So leicht lassen wir uns nicht abschütteln«, sagte Kyle.
Douglas lächelte. »Nein, Captain Ravenheart sagte schon, daß Sie wahrscheinlich noch auftauchen würden, bevor es hier rundgeht. Sie ist dort drüben.« Er zeigte auf ein weiteres baufälliges Haus mit einer langen Vordertreppe.
»Bevor es rundgeht?«
Douglas' Gesicht umwölkte sich, und er sah weg, während er sie die Stufen hinaufbegleitete. »Wir haben das Nest gefunden«, sagte er leise.
Kyle nickte und sagte: »Ich verstehe«, als Douglas die ramponierte Vordertür öffnete und Platz machte, damit sie eintreten konnten. Drinnen erwartete sie ein weiterer Soldat, die Waffe im Anschlag und bereit, die Eingangstür zu verteidigen. Das Gebäude war ein Wohnhaus, und Douglas führte sie direkt zur halb offenstehenden Tür einer Wohnung gleich hinter der Lobby.
In der Wohnung studierten Ravenheart und zwei weitere Soldaten eine kleine Anzeige, die Kyle als Fernsteuerung identifizierte, zweifellos für die Drone. Sergeant Vathoss stand in der Nähe und runzelte die Stirn, als Kyle und Seeks-the-Moon eintraten.
»Freut mich, daß ihr es geschafft habt«, sagte Ravenheart. »Tut mir leid, daß wir euch so im Regen stehen lassen mußten, aber als der Bus abfuhr, hatte ich Angst, wir würden ihn verlieren.«
Kyle nickte und zuckte die Achseln. »Es ist ja alles gutgegangen. Wie ich schon zu Douglas sagte - so leicht lassen wir uns nicht abschütteln.«
Aus irgendeinem Grund warf Ravenheart einen Blick auf Seeks-the-Moon. »Wahrscheinlich hast du recht.«
»Wie sieht der Plan aus?«
Sie widmete sich wieder der Fernsteuerung. »Sobald wir die Fernsteuerung umprogrammiert haben, was nicht mehr lange dauern kann« - sie betonte die Worte, die offensichtlich den beiden Soldaten galten, welche an dem Gerät arbeiteten -, »schalten wir auf Autopilot, starten die Drone, geben uns etwas Zeit, um von hier wegzukommen, und jagen sie dann durch eins der Fenster dort drüben. Danach schalten wir den Antrieb aus, sie verliert an Höhe, fällt so tief, wie es geht, und...
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