Nuke City

Titel: Nuke City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dowd

Vom Netzwerk:

sich langsam und sah Seeks-the-Moon an, doch keiner der beiden sagte etwas. Der Mann, den Kyle verschont hatte, stöhnte laut auf. Kyle ging zu ihm, packte ihn und warf ihn auf eine der Matratzen. Er wechselte auf astrale Wahrnehmung und studierte den Mann.

    Seine Aura war falsch, verdreht, mit dunklen Streifen durchsetzt, und mit seinen Astralsinnen konnte Kyle fast den Gestank riechen, der von ihm ausging. Der Mann hielt sein schmerzendes Bein umklammert und zischte Kyle an.
    »Der Bus war zum Hauptnest unterwegs«, sagte Kyle. »Wo ist das?«
    Der Mann spie, einen Klumpen aus Blut und einer grünlichen Flüssigkeit Kyle entgegen, dem dieser mühelos auswich.
    Kyle schlug mit der Handfläche auf das gebrochene Knie des Mannes, der mehr schlecht als recht einen lauten Schmerzensschrei unterdrückte.
    »Hör genau zu - ich weiß, was du bist, und ich weiß, daß der menschliche Geist, der diesen Körper einmal bewohnt hat, tot ist. Das bedeutet, daß ich nicht die geringsten Skrupel habe, alles zu tun, was ich tun muß, um dich zum Reden zu bringen.«
    Der Mann grinste ihn nur höhnisch an. Kyle sah jedoch, daß ihm der Schweiß ausbrach. Er wußte nicht, ob vor Schmerz oder vor Angst.
    »Das ist ein ganz einfacher Zauber«, sagte Kyle, als ein kleiner Wirbel aus schwarzer und roter Energie auftauchte und auf seiner jetzt ausgestreckten Hand schwebte. »Wenn dich die Energie bedeckt, fühlt es sich an, als würden sich Tausende rotglühender Nadeln in deinen Körper bohren. Nichts unmittelbar Gefährliches... Aber jetzt stell dir vor, daß dich diese Energie bedeckt und ich die Möglichkeit habe, die Schmerzen nach und nach zu verstärken, bis du nichts anderes mehr empfindest. Keinen Körper, keinen Geist, nur noch Schmerzen.«
    Der Mann zuckte zurück, als der Energiewirbel ihm langsam entgegenschwebte.
    »Darm«, fuhr Kyle fort, »wird die Energie jede Körperöffnung benutzen, um in deinen Körper zu gelangen...«

    »Ecke Cermak und Racine«, zischte der Mann plötzlich, indem er die Hand hob, um den sich langsam nähernden Energiewirbel abzuwehren. »Das Kraftwerk!«
    Kyle nickte und erhob sich, da er Miene und Haltung des Mannes zu entnehmen glaubte, daß dieser die Wahrheit sagte. »Gut.« Kyle hob seine Maschinenpistole und richtete sie auf den Mann. »Es hätte mir auch nicht besonders gefallen, wenn ich so einen Zauber hätte aus dem Ärmel schütteln müssen.«
    Er gab einen kurzen Feuerstoß ab und kam zu dem Schluß, daß der Tod dieser Kreatur die Munitionsvergeudung wert war.

30

    Sie näherten sich der angegebenen Stelle mit äußerster Vorsicht. Kyle kannte die Gegend nicht, aber er war beiden Straßen astral bis zu der Stelle gefolgt, an der sie sich kreuzten. Die Gegend südwestlich der verwüsteten Noose und nordwestlich des wiederaufgebauten Innenstadtkerns war ziemlich heruntergekommen. In den Jahren nach der Zerstörung des IBM-Gebäudes hatte sie sich von einer ethnischen Enklave zu einem der wenigen Zufluchtsorte für die nach der Katastrophe Obdachlosen entwickelt.
    Kyle und Seeks-the-Moon gingen vorsichtig die Cermak Street entlang, wobei sie nach Anzeichen für das Insektennest Ausschau hielten. Etwa sieben- bis achthundert Meter östlich der Ashland konnten die beiden ganz deutlich den hohen Schornstein des Kraftwerks sehen, von dem der von einem Insektengeist besessene Mann gesagt hatte, daß sich dort das Nest befand. Das Kraftwerk war größtenteils dunkel, wenn man von ein paar Blinklichtern am Schornstein und um die Kraftwerksanlage selbst absah.
    Sie blieben auf der anderen Straßenseite und versuchten sich unauffällig zu verhalten und jede Entdeckung zu vermeiden. Als sie näher kamen und die Anlage besser sehen konnten, entdeckten sie ein paar zusätzliche kleinere Gebäude und Verteilermasten rechts vom Hauptgebäude, das sechs oder sieben Stockwerke hoch war und direkt hinter dem riesigen, hundertfünfzig Meter hoch aufragenden Schornstein stand. In der Umgebung des Hauptgebäudes beobachteten sie einige Aktivitäten. Auf dem grasbewachsenen und von Schienen durchzogenen freien Platz vor dem Gebäude standen ein paar Wagen. Ein Dutzend Meter vor dem großen Tor der einzigen Lagerhalle, die Kyle sehen konnte, waren mehrere Busse der Chicago Transit Authority mit laufendem Motor und ausgeschalteten Scheinwerfern aufgereiht. In diesem Moment schloß sich das große Tor und verbarg eine Reihe von Busrücklichtem in der Halle. Draußen schienen Wachen zu patrouillieren,