Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuke City

Nuke City

Titel: Nuke City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dowd
Vom Netzwerk:
den kleinen, runden schwarzen Lacktisch in der Mitte des Zimmers. »Würdest du den Tisch und den Läufer darunter für mich entfernen? Dort will ich nämlich den Kreis errichten.«
    Der Geist verdrehte die Augen, dann fügte er sich. »Möbel zu rücken, ist selbstverständlich das ewige Trachten aller ätherischen Wesen.«
    »Gut. Ich wußte, es würde dir nichts ausmachen«, sagte Kyle, indem er zwei flache Lederetuis aus den besonderen Taschen seiner Jacke zog.
    Hanna Uljaken lachte. »Sind alle so?« fragte sie.
    Kyle lächelte, und der Geist, der gerade mit einer Bewegung seines Fingers den Tisch über den Boden schweben ließ, sah auf. »Nein«, sagte Seeks-the-Moon. »Manche von uns haben tatsächlich eine erfüllte Existenz samt Belohnungen und Respekt.«
    »Nein, sie sind nicht alle so«, warf Kyle ein, wobei er Moons Sarkasmus ignorierte. »Bei der Erschaffung von Seeks-the-Moon habe ich die Rigetti-Formel angewandt. Das einzige Problem besteht darin, daß Rigetti ein Jungianer war, eine Tatsache, der ich damals nicht genug Bedeutung beigemessen habe.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Seeks-the-Moon ist in gewissem Sinne oder seinem Wesen nach ein Spiegelbild meines ›Schattens‹, dem unterdrückten und oft boshaften Aspekt meiner Persönlichkeit.«
    Der Geist blinzelte. »In der Tat.«
     
    »Also gehört es zu seiner Natur, mit meinen bewußten Wünschen im Widerstreit zu liegen, was ihn im allgemeinen zu einem Schmerz im Hintern macht.« Aber Kyle lächelte beinahe wohlwollend, während er zusah, wie sein Verbündeter den kleinen Läufer aufrollte.
    Uljaken dachte ein wenig darüber nach. »Und doch, wenn er eine direkte oder auch symbolische Verbindung zu Ihrem Unterbewußtsein ist, könnte die Tatsache, daß sich Seeks-the-Moon äußert, extrem nützlich sein.«
    Sowohl der Geist als auch der Magier starrten sie an. »Ja«, sagte Kyle schließlich.
    »Wenn man davon absieht, daß er sich meiner schämt und mich in der Öffentlichkeit nie herausläßt«, sagte der Geist, während er seine Arbeit, den Läufer aufzurollen, wieder aufnahm.
    »Wir können später noch darüber reden, wenn es Sie interessiert«, sagte Kyle.
    »Es interessiert mich.«
    »Gut. Ich kann Ihnen auch etwas darüber erzählen, was ich hier tue, obwohl ich es mir nicht erlauben kann, allzu sehr ins Detail zu gehen, weil mich das ablenken würde.«
    Kyle öffnete die beiden Lederetuis. Sie waren etwas größer als seine Hand und enthielten jeweils eine Reihe kleiner goldener Gegenstände, etwas dünnen Golddraht, der um ein Stück Kupfer gewickelt war, ein kleines Blatt Pergamentpapier und einen Bleistift.
    »Ein Zauber«, sagte Kyle zu ihr, »wird gewirkt, indem Strukturen magischer Energie - Mana - gemäß spezifischer Formeln harmonisiert, adaptiert, gestaltet und konstruiert werden.«
    Seeks-the-Moon hockte sich hin und blies die dünne Staubschicht weg, welche die Stelle umgab, wo der Läufer gelegen hatte.
    »Jede Formel ist endlich in ihrem Potential, obwohl Abschnitte einer Formel offen für Weiterentwicklung sind«, erläuterte Kyle, während er die goldenen Gegenstände behutsam aus den Etuis nahm. »Wenn ich einen Zauber mit einem Potential ›X‹ schaffen wollte, hätte seine Formel auch die Komplexität ›X‹. Würde ich das Potential des Zaubers auf sagen wir zwei ›X‹ erhöhen, könnte die Formel mühelos und sehr rasch eine Komplexität von vier oder gar acht ›X‹ erreichen.«
    Hanna Uljaken nickte verstehend. »Die Proportionalität zwischen Potential und Komplexität ist geometrischer Art.«
    »Genau.« Kyle nahm die goldenen Gegenstände an sich und ging in die Mitte des Zimmers. »Aber Sie dürfen nicht vergessen, daß ich den Sachverhalt sehr allgemein und abstrahiert darstelle.
    Die Komplexität der Formel bestimmt letzten Endes die mit dem Wirken des Zaubers verbundene Schwierigkeit und auch, wieviel Energie in den Wirkvorgang einfließen muß. Anstatt also zu versuchen, einen Zauber mit vierfachem Potential, aber sechzehnfacher Komplexität zu wirken und dabei wahrscheinlich zu scheitern und obendrein noch verletzt zu werden, wirken wir den Zauber mit normalem Potential, benutzen aber ein Ritual, um jene Abschnitte der Formel zu verstärken und auszudehnen, die für eine Weiterentwicklung offen sind. Das Wirken dauert bedeutend länger, aber die Komplexität wird minimiert, das Potential wesentlich erhöht und die Gefahr begrenzt.«
    »Hört sich vernünftig an«, sagte Uljaken.
    »Das«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher