Nuke City
Flüsterton.
»Verblüffend!«
»Warten Sie.« Der Geist streckte die Hand in Richtung der großen Fenster zum See aus. Er beschrieb eine Geste, und die schweren Sonnenblenden senkten sich und hielten das Licht ab. Das Zimmer verdunkelte sich, und in dieser Dunkelheit war es möglich, eine schwache Energieaura zu erkennen, anscheinend eine Kugel, die den Kreis umgab.
»Die Schutzvorrichtung«, sagte Seeks-the-Moon. »Sie sorgt dafür, daß alles Schlechte außerhalb und alles Gute innerhalb bleibt.«
»Wie lange wird das Ritual dauern?«
Seeks-the-Moon zuckte die Achseln. »Mindestens zwei Stunden. Ich hoffe, Sie haben sich etwas zu lesen mitgebracht.«
Im Innern des Kreises erstreckte sich das Gewebe der beteiligten Kräfte auswärts in den Astralraum wie Räder innerhalb von Rädern in denselben Farben wie diejenigen der Flammen an den Koordinaten des Kreises. Jedes Rad drehte sich in eine andere Richtung und mit einer anderen Geschwindigkeit und war zu den übrigen Rädern in einem anderen Winkel positioniert.
Kyle befand sich im mystischen und physikalischen Zentrum und versuchte die Energien des Rituals mit denjenigen von Mitchell Gregory Truman zu verbinden, wo dieser sich auch befinden mochte. Das T-Shirt des Jungen, in das durch seinen fortgesetzten Kontakt mit ihm immer noch ein metaphysischer Eindruck eingebrannt war, diente für diese Synchronisation als Fokus.
Kyle veränderte die Rotation eines der Räder, des kupferfarbenen. Für seine Astralsinne strahlte es jetzt einen tiefen, leisen Ton aus, dessen Schwingungen kurz darauf mit denen des T-Shirts übereinstimmten. Kyle lächelte. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit. Er veränderte die Position des silbernen Rades, bis sie der des kupfernen Rades entsprach, das pulsierte und sich auf einer Achse um Kyle zu drehen begann. Dann berührte Kyle das T-Shirt auf seinem Arm mit seinen Astralsinnen und schloß die letzte Verbindung zwischen ihm und dem Kupferrad. Das Rad blitzte auf, und ein geisterhaftes Bild schoß in alle Richtungen davon. Das Kupferrad drehte sich immer noch um ihn, aber Kyle wußte, daß ein bestimmter Aspekt des Rades, der sich im Einklang mit Mitch Truman befand, vom Körper des Jungen angezogen wurde. Und wenn er eintraf, würde Kyle den Entdeckungszauber wirken können und den Aufenthaltsort des Jungen in Erfahrung bringen. Die Suche konnte eine Weile dauern, wenn Mitchell nicht in der Stadt war. In der Zwischenzeit bedurfte es Kyles ungeteilter Aufmerksamkeit, um die Räder in Bewegung zu halten.
Außerhalb des Kreises sahen Hanna Uljaken und Seeks-the-Moon aufmerksam zu. Rein körperlich hatte sich Kyle kaum bewegt, aber Moon beschrieb mit leiser Stimme jeden Schritt des Rituals, wenn er vollzogen wurde.
»Die Sendung bewirkt die Synchronisation des zu wirkenden Zaubers mit dem Ziel, und zwar in ähnlicher Weise, wie das Verbinden die Energie des Rituals mit dem Ziel synchronisiert hat.«
»Aber wenn das Ziel gefunden wird, warum ist dann der Zauber überhaupt noch nötig?« fragte sie.
»Die Energien sind miteinander verbunden, aber der Magier kann nicht verfolgen, wohin sie führen. Er erzwingt eine Verbindung, die eigentlich nicht existieren sollte. Erst wenn die Sendung erfolgt, reicht der Energiefluß aus, um ihm folgen zu können, und zwar in beide Richtungen.«
»Also könnte man eine Sendung zu ihrem Ausgangspunkt verfolgen?«
Der Geist lächelte. »Deswegen bin ich hier.«
»Ich verstehe.«
»Aber in diesem Stadium sind wir nicht - noch nicht.« Der Geist schien plötzlich aufzumerken. »Da stimmt irgend etwas nicht.«
»Sind wir in Gefahr?«
»Nein, dafür ist das Ritual noch nicht weit genug fortgeschritten...«
Innerhalb des Kreises spürte Kyle die Veränderung in den Energierhythmen. Das Kupferrad vibrierte. Die Vibration würde sehr rasch auf die anderen Räder übergreifen und das ganze Ritual unwirksam machen. Er tastete sich gerade mit seinen Astralsinnen vor, um das Rad zu stabilisieren, als es mit einem lauten Glockenklang zersprang. Die anderen folgten in einer blendenden Kaskade aus Farben und Klängen. Kyle wappnete sich gegen den psychischen Rückschlag, doch als er kam, war er nur minimal, so daß er ihn dank seiner Ausbildung leicht abwehren konnte. Er wechselte auf seine normalen Sinne, während die Hälfte des Pergaments mit Mitchells Namen darauf langsam und rauchend zu Boden flatterte. Der Name war sauber durchtrennt worden.
»Was ist passiert?« fragte
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