Nuke City
Küchenschabe.
13
Kyle lag dort im Astralraum, sein Rücken brannte vor Schmerzen von den Schlägen der Beine des Schabengeistes. Die Schmerzen waren stark, aber die Verletzungen kamen ihm nicht lebensbedrohlich vor. Inzwischen hatten sich die physischen Auswirkungen des Astralangriffs des Geistes an seinem Körper in der Wohnung der Trumans manifestiert, doch Kyle war mit dem Leben davon gekommen. Der Schabengeist hingegen war tot, vernichtet. Er warf einen Blick auf die beiden Männer von Knight Errant.
Der Ork hatte dem Magier ein Traumapflaster auf die Schulter geklebt, um die starke Blutung zu stillen. Die Aura des Magiers flackerte. Er war bewußtlos und daher nicht in der Lage den Heilungsprozeß in seinem Körper magisch in Gang zu setzen und zu beschleunigen. Kyle wußte nicht, ob er noch die Energie hatte, um den Zustand des Magiers zu stabilisieren. Wäre er körperlich anwesend gewesen, hätte er nicht weiter darüber nachgedacht. Doch nur astral anwesend zu sein, war etwas anderes, da er es angesichts seiner eigenen Verletzungen riskierte, sich selbst Schaden zuzufügen, wenn er versuchte, jemand anderen zu heilen.
Doch Kyle brauchte den Mann nicht zu heilen, sondern nur dafür zu sorgen, daß er nicht starb. Er schwebte auf den verwundeten Magier zu, um ihn eingehender zu untersuchen.
Dort. Ein Kraftfokus in Gestalt eines Armreifs am linken Handgelenk des Magiers. Ohne diese Verbindung zwischen der Astralebene und der physikalischen Welt, die den Kreis der Macht zwischen dem Astralraum und dem Magier schloß, hätte Kyle ihm nicht helfen können. Doch der aktive Fokus änderte alles.
Kyle legte dem Mann eine Hand auf das Herz und die andere auf den Fokus. Er würde den Stoffwechsel des Mannes, seine Atmung, seinen Herzschlag und seine gesamten Körperfunktionen so stark verlangsamen müssen, daß aus kritischen Sekunden kritische Minuten wurden. Kyle schnappte einen Rhythmus im Astralraum auf, den langsamen Pulsschlag umgebender Energie, und paßte seinen daran an.
Der Ork bemerkte, daß irgend etwas vorging, trat zurück und zog seine Pistole, als sich um den Verwundeten plötzlich eine matte Aura aus grüner Energie bildete. Die Blicke des Orks huschten hin und her, aber er sah kein Ziel, nichts, wovor er seinen Freund beschützen mußte. Dann, als sich die Energieaura um den Magier stabilisiert hatte, erwachte das Funkgerät des Orks knisternd zum Leben.
Kyle konnte die Worte nicht verstehen, die gesendet wurden. Sie waren ein elektronisches Signal, kalt, leblos und für seine Wahrnehmung im Astralraum bedeutungslos. Aber die Antwort des Orks verstand er dafür um so deutlicher.
»Roger, Roger!« schrie er aufgeregt in sein Kehlkopfmikro. »Ein Beamter im Erdgeschoß in der Nähe der Notaufnahme außer Gefecht. Ich brauche hier ein Traumateam und noch einen Magier. Irgendwas geht hier unten vor!«
Kyle spürte, wie der Verletzte reagierte und sich dessen Körper mit dem Rhythmus synchronisierte, mit dem Kyle ihn fütterte. Der Blutfluß verlangsamte sich und kam beinahe zum Stillstand. Wenn Knight Errant rechtzeitig einen Arzt oder Magier mit Heilzaubern herschaffen konnte, würde er überleben.
»Roger!« sagte der Ork gerade. »Eine Wanze hier unten erledigt. Wiederhole, eine Wanze erledigt!« Das Funkgerät knisterte eine Antwort, und der Ork richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Kameraden. Kyle zog sich zurück. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Ork ihn bemerken würde, war gering. Die Rückstände der während des Kampfes mit dem Schabengeist freigesetzten Emotionen und Energien schluckten alle eventuellen Spuren von Kyles eigener Aura, die in der physikalischen Welt zurückgeblieben sein mochten, aber er legte dennoch keinen Wert auf die Empfindung, von der bedeutend größeren Masse des Orks verdrängt zu werden.
Er sah sich um. Nichts wies auf den magischen Kampf hin, der soeben stattgefunden hatte, geblieben waren nur die Beschädigungen, die der Ork mit seiner Schußwaffe angerichtet hatte, und die zahlreichen Blutspritzer. Er hörte Schritte aus der Richtung, wo der Schabengeist gestanden hatte. Kyle setzte sich in diese Richtung in Bewegung und zuckte zusammen, als die Schmerzen schlagartig Zunahmen. Er passierte einen Sanitäter und einen weiteren Beamten von Knight Errant. Weit hinter ihnen am anderen Ende des Flurs stand noch ein Beamter, der ihnen mit der Waffe im Anschlag Deckung gab.
Kyle drang weiter in diese Richtung vor und stellte fest, daß der
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