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Nuke City

Nuke City

Titel: Nuke City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Dowd
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nicht mehr im Schulterhalfter, ebensowenig das Reservemagazin. Er war jedoch sicher, daß in dem Chaos auf den Straßen genügend Waffen herumlagen, die man nur aufheben mußte.
    Er versuchte sich wieder aufzurichten, sank jedoch sofort wieder in die Pfütze zurück. Kyle wußte, daß er für komplexe, schwierige Magie wie einen Heilzauber zu schwach war, aber vielleicht konnte er das, was nötig war, auch mit einem einfacheren Zauber erreichen. Er wob die Magie sehr sorgfältig, wobei er die Belastung für seinen Körper in Grenzen hielt. Er schuf ein Gitter aus Energie um sein Bein, so daß es gehalten wurde und sich nicht mehr bewegen konnte. Dann dehnte er Elemente dieses Feldes auf seinen ganzen Körper aus und dann weiter nach außen, bis es gegen den Boden und den Container stieß.
    Langsam erhob sich Kyle vom Boden und drehte sich in eine fast aufrechte Stellung. Trotz seiner Bemühungen waren die Schmerzen und die Anstrengung für seinen Körper gewaltig, als er sich kräftiger als beabsichtigt durch die zerschmetterte Ladenfront stieß, nur darauf bedacht, den Zauber und die Schmerzen enden zu lassen.
    Im trüben Feuerschein sah er eine einigermaßen freie Stelle auf dem Boden und ließ sich vorsichtig niedersinken. Der Ruck der Landung ließ ihn vor Schmerzen aufstöhnen. Die letzte Energie des Zaubers benutzte er dazu, ein wenig mehr Platz um sich zu schaffen.
    Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und war zufrieden, daß er von draußen nicht mehr zu sehen war, falls zufällig ein Passant vorbeikam. Er konnte nicht wissen, wer oder was einen Blick in den Laden werfen mochte, und er war zu schwach, um es darauf ankommen zu lassen.
     
    Als nächstes zog er sein Mobiltelekom aus der Tasche und schaltete es ein. Sofort drang ein schrecklich verzerrtes Jaulen aus dem kleinen Lautsprecher, und er schaltete es sofort wieder ab. Offenbar war es defekt, vielleicht infolge seines Sturzes oder des Regens oder...
    Kyle schaltete es wieder ein und achtete jetzt genauer auf das Jaulen. Mit dem Telekom war alles in Ordnung, wurde ihm klar. Er wurde gestört - das Jaulen war auf ein starkes elektronisches Störsignal zurückzuführen, das den Äther erfüllte. Er fragte sich, wie örtlich begrenzt die Störung war.
    Kyle seufzte und legte das Telekom weg. Die Anstrengung des Ortswechsels und die Erschöpfung seines Körpers hatten ihn schläfrig gemacht. Er wußte, er konnte dagegen ankämpfen und wach bleiben, aber das erschien ihm wenig sinnvoll. Sein Körper brauchte Ruhe und Heilung, bevor er von hier weg konnte. Und sollte ihm eine Bedrohung begegnen, war er im Augenblick ohnehin nicht in der Verfassung, sich zu verteidigen. So schlief Kyle ein und merkte kaum etwas von dem stärker werdenden Pochen in seinem Bein und seiner stetig ansteigenden Körpertemperatur.
     
    Er erwachte einige Zeit später, frierend und zugleich schwitzend und nicht in der Lage, die Schmerzen in seinem Bein zu ignorieren. Aber das hatte ihn nicht aufgeweckt. Irgendwo in der Ferne explodierte etwas. Er konnte eine ganze Serie von Detonationen hören und sogar das gedämpfte Beben der Erschütterungen spüren. Kyle wußte nicht, was es war, und es war ihm auch egal, als er wieder in den Zustand glitt, der entfernte Ähnlichkeit mit Schlaf aufwies.
     
    Als er das nächstemal erwachte, war das Licht blendend, doch Kyle konnte sich nicht bewegen, nicht ein mal die Energie aufbringen, die Augen weiter als einen winzigen Spalt zu öffnen. Draußen und ganz in der Nähe, vielleicht sogar auf der Straße vor der Ladenfront, konnte er das stetige Schrappen von Hubschrauberrotoren hören. Er glaubte sogar, einen schwachen Strom warmer Luft zu spüren.
    Aber es war zu hell, und ihm war zu kalt, und er mußte weiterschlafen. Nur schlafen.
     
    Er glitt tiefer in die kühlende Dunkelheit, wo er reglos schwebte und auf eine Veränderung wartete… Er sah Dunst. Der Knall eines Gewehrschusses ertönte, hallte in seinem Schädel nach und ging in ein entsetzliches Dröhnen über. Das Dröhnen sprengte Risse in ihn hinein und schickte Schmerzwellen durch seinen Körper.
    Die Stimme eines Mädchens, Natalies Stimme: »Daddy, kannst du sie noch einmal zum Tanzen bringen? Kannst du machen, daß sie sich noch schneller dreht?«
    Kyle kämpfte, gewann, öffnete die Augen und blinzelte, als ihm Schweißtropfen hineinliefen. Sie war ganz in der Nähe, saß in einer Pfütze rostigen Wassers und trug das dunkle Kleid, daß sie ihr anläßlich der Beerdigung ihrer

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