Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
Nahrung, dem helfenden Medikament, sich sehnt. Und das ich ihm eilig aus der Schublade hole. Erleichtert atmet er auf und nimmt das Päckchen dankbar entgegen.
Der nächste Kunde ist auch ein Herr, nicht unattraktiv, ein markanter Typ, athletisch gebaut und mit bestimmtem Auftreten. Der Dämpfer folgt jedoch augenblicklich, noch ehe ich den nächsten Atemzug nehmen kann. Der Mann wünscht ausführliche Beratung bezüglich Blähungen, und er erzählt mir bis ins kleinste Detail, wann, wo und wie er von den lästigen Winden heimgesucht wird. Ich erkläre ihm die Medikamente und deren Wirkungsweise - und sehe vor mir nur noch einen kranken Kunden, keinen Mann mehr.
Neben den Medikamenten gegen Blähungen wünscht er noch eine wirksame Arznei gegen Fußpilz. „Ich habe einen solchen Juckreiz an den Füßen“ klagt der Gute „ich komme gar nicht mehr raus aus der Kratzerei. Und gerötet sind meine Füßchen auch und sie brennen wie Feuer. Ich leide wie ein Hund.“ Rasch ziehe ich die Schublade auf und hole die rettende Creme, und erkläre ihm noch die Anwendung derselben. Und ertappe mich dabei, wie mich auf einmal ein seltsamer Juckreiz überkommt, der – nachdem der Kunde die Apotheke verlassen hat – glücklicherweise augenblicklich wieder verschwindet.
Soviel zum Thema Apotheke. Die kleinen Anekdoten und Plaudereien aus dem Nähkästchen ließen sich allerdings beliebig ergänzen und noch bis zum jüngsten Tage fortsetzen. Aber von weiteren und gar noch unappetitlicheren Geschichten will ich Sie verschonen - ich denke, die wenigen Beispiele haben Ihnen genügend Einblick in den Apothekenalltag und die sehr relativen Flirtmöglichkeiten dort verschafft.
Also habe ich nicht weiter auf meinen Arbeitsplatz, die Apotheke, gesetzt, sondern mich auf Steffis Tipp mit den Fremdsprachen besonnen. Brav habe ich den Abendsprachkurs an der VHS gebucht, um weiter gehorsam alle Möglichkeiten auf meinem Zettelchen abzuhaken.
Als erste Teilnehmerin sitze ich wie eine ehrgeizige Streberin viel zu zeitig auf meinem Bänkchen in der allerersten Reihe im Unterrichtsraum der Volkshochschule, und warte gespannt auf die anderen Kursbesucher – es finden sich aber leider keine Herren der Schöpfung ein. Gelangweilte Hausfrauen trudeln nach und nach ein und nehmen ihre Plätze ein. Ich halte weiter Ausschau, immer mehr Frauen betreten den Raum, bis auch der allerletzte Platz vergeben ist. Und kein Mann ist weit und breit in Sicht.
Und nicht Wissbegier führt die meisten anwesenden Damen zum Sprachkurs, sondern diese wollen vielmehr wenigstens für kurze Zeit dem heimischen Herd und Putzlappen entfliehen und freuen sich von daher hauptsächlich auf allerlei Unterhaltung und Zerstreuung - oder aber sie sind getrieben von der Hoffnung auf eine vermeintliche Zusatzqualifikation.
Trotzdem büffle ich fleißig meine Vokabeln und pauke die Grammatik rauf und runter. Denn wer wollte sich schon eingestehen, nur in der vagen Hoffnung auf einen Mann einen Sprachkurs belegt zu haben? Knurrend setze ich also den Kurs im Kreise der lustigen Hausfrauen fort.
Den Kochkurs habe ich mir übrigens gespart. Denn mir ohne Not eine Blöße zu geben, geht mir dann doch entschieden zu weit. Würden die anwesenden Männer Lunte riechen und spitz kriegen, dass sich meine Kochkünste aufs Spaghetti ins heiße Wasser werfen und Eier in die Pfanne hauen beschränken - vermutlich würden sie schreiend Reißaus nehmen. Denn welcher Mann wünscht sich schon eine Partnerin ohne Hausfrauenqualitäten?
Und so versuche ich erst gar nicht, irgendwelche nicht vorhandenen Kochkünste vorzutäuschen und mich in aufwendigen Kreationen beweisen zu wollen - um mich schließlich nur der Lächerlichkeit und der Schande preiszugeben. In den Kochkurs werden sich sicherlich auch keine Meisterköche oder tolle Supermänner einfinden - so tröste ich mich - die mir leckere Delikatessen auch noch nach Abschluss des Kurses kredenzen werden, sondern wahrscheinlich nur Dilettanten und Möchtegerns. Sollen diese ruhig ihren Singlekochkurs belegen, ich habe auch noch anderes zu tun.
Aber auch das Tanzbein habe ich nicht geschwungen. Die Vorstellung, dass ein schwergewichtiges, schnaufendes und schwitzendes männliches Exemplar von einem Dromedar mir auf meine Füße trampeln oder mich plump im Kreise drehen würde, behagt mir nun ganz und gar nicht. Dieselben Befürchtungen hege ich allerdings auch meinerseits, nämlich, dass mein fehlendes Taktgefühl und der
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