Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
zurufen, Euer Geiz macht Euch noch krank, und das letzte Hemd hat sowieso keine Taschen. Und wie viel Freude am Leben ist Euch vermiest, wenn man den ganzen lieben langen Tag nur am Rechnen, Zählen und Feilschen ist, und man jeden Euro nicht nur zweimal, sondern drei- oder gar viermal umdreht. Vehement schüttle ich den Kopf. Brr. Alles schon gehabt, brauche ich nicht mehr.
Aber es gibt doch nicht nur Kollegen, sondern es betreten auch tagtäglich unzählige Kunden die Apotheke, werden Sie vielleicht einwenden. Tag für Tag jede Menge Kundenkontakte, da kommt doch sicher mal ein lockeres Gespräch zustande – so werden Sie mir entgegnen.
Ja sicher, antworte ich Ihnen, es prickelt nur so vor Erotik, wenn ich Stomaplatten und Inkontinenzeinlagen aus den Schubladen ziehe, um diese vorne in der Offizin den Herren der Schöpfung zu überreichen, die sogleich noch süffisant lächeln. Begreifen Sie, dass bei solch einer Atmosphäre die Erotik so weit entfernt ist wie die Erde vom Mars?
In Erinnerung geblieben ist mir auch der ältere Herr, der sich ganz hilflos in einer Ecke rumdruckst. Von mir nach seinem Wunsch gefragt, verlangt er ganz leise und kaum hörbar Viagra . Auf einmal wird er vertraulich und flüstert mir mit gesenkter Stimme zu, dass die blauen Pillen ihm jedoch für seine Frau viel zu schade seien. Das verstehe sich doch von selbst, bei „seiner Alten“ bringe noch nicht mal Viagra sein bestes Stück wieder hoch. Allerdings gönne er sich ab und zu einen Besuch im Puff, da gebe es junge Mädels. „Sie verstehen schon“ zwinkert er mir verschwörerisch zu, gleichsam als sei ich eine Mitwisserin und Komparsin für sein kleines Geheimnis. „Klar, verstehe ich“ meine ich trocken, während es mir langsam den Magen umdreht. Und gleichermaßen bin ich abgetörnt für den Rest des Tages.
Die Erwähnung eines weiteren Kunden möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Ein Herr mit einem feuerroten Gesicht - dieses würde jede reife Tomate neben sich verblassen lassen – steht urplötzlich vor mir.
Er legt sein Rezept vor und japst jämmerlich nach seinen Blutdruckpillen - ein Fall für Erbschleicherei, zugegebenermaßen, aber sicherlich nicht für ein erotisches Date. Also gebe ich ihm die gewünschten Blutdrucktabletten und beende auch gleich das Gespräch, um mich dem nächsten Kunden zuzuwenden.
Ach ja, kurz vor Apothekenschluss betritt ein Bild von Mann die Apotheke. Einen Ring trägt er nicht, das habe ich gleich bemerkt, clever wie ich bin. Ei der Daus, es gibt eben doch noch Glücksfälle. Wie von der Tarantel gestochen stürze ich zu dem Kunden, um ihn zu bedienen, während eine dezente Röte mein Gesicht überzieht. Sofort aber folgt die Ernüchterung, nachdem der Herr sein Anliegen vorgetragen hat: Fieberzäpfchen benötigt er für den schreienden Säugling daheim, der seit Stunden ununterbrochen kreische. Und eilig hat’s er, das benötigte Medikament sogleich ins traute Heim zu liefern. Ich überreiche ihm die Tüte mit der gewünschten Arznei und schaue ihm noch traurig nach. Der Kunde aber verschwindet nach draußen in die Dunkelheit, ohne mich noch eines weiteren Blickes gewürdigt zu haben.
Und ich denke nur noch an den frechen Spruch: „Männer sind wie Toiletten. Entweder besch… oder besetzt.“
Bei einem weiteren Kunden und aussichtsreichen Kandidaten handelt es sich um einen hoch gewachsenen Herrn, schlank, nicht übel anzusehen, sofort setze ich mein freundlichstes und breitestes Lächeln auf. Und stecke zu den Einkäufen noch extra viele Zugaben in die Tüte, und zwar vom teuren exklusiven Fußbalsam. Diesen bekommt beileibe nicht jeder, der ist nur für besondere Kundschaft reserviert, die sogenannte VIP-Kundschaft. Mit einem Mal aber verschwindet das Lächeln aus dem Gesicht des Mannes und dieses scheint zu Eis zu gefrieren. Was ist passiert, denke ich erschrocken. „Die Fußcreme“ so keift er „die können Sie behalten, noch bin ich nicht in dem Alter, um mir abends die Füße einzuschmieren. Ich frage mich, für wie senil Sie mich halten.“ Das war’s dann. Auf Wiedersehen, der Herr. Und ratlos stehe ich da mit dem Fußbalsam, der unerwünschten Gabe, in meiner Hand.
Mit Schrecken denke ich öfters auch an den türkischen Kunden, der mir alle Nase lang Besuche in der Apotheke abstattete. Bei seiner ersten Stippvisite benötigt er ein Medikament - als ich ihm dieses überreiche, blickt er mir tief in die Augen und raunt mir verschwörerisch „Du
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