Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

tun und hier auch. Oder aber: Die Jacke, die könntest Du auch mal ausrangieren und die Farbe steht Dir sowieso nicht.
    All diese Plag’ gibt’s im Internet nicht. Da ist alles ganz anders, besser, moderner. Will mein Verehrer sich von meiner Optik überzeugen - lässig lade ich ein hübsches Bildchen vor mir hoch, freilich geschossen vom Profi-Fotografen, und vor dem Foto-Termin noch von der Visagistin geschminkt. Nur keine Angriffsfläche bieten, so lautet mein Motto, der Bauch ist auf dem Foto nicht sichtbar, die Cellulite schon gar nicht.
     
    Was zählt es da, dass ich gerade in alter Jogginghose und abgelaufenen Flutschen vor dem Computer lümmle, der Bauch aus der Hose hängend, die Chipstüte in der Hand. Wer sieht’s schon, wen geht’s was an? All dies sieht mein Gegenüber ja nicht. Schöne neue Internet-Welt.
    Ich brauche mich nur noch anzumelden, das ist alles. Die Männer werden Schlange stehen.
    Den Psychologen von den Partnerbörsen kann man vertrauen, ich lass’ die mal machen - das sind schließlich geschulte Leute, die wissen, wer zu mir passt. Die werden mir schon den richtigen Mann aussuchen und mir zuschicken. Am besten in einem Paket, in schönem Geschenkpapier verpackt und mit einer netten Schleife verziert.
     
    Und nun gerate ich ins Träumen. Abends kuschelig mit meinem Partner auf der Couch sitzen, anstatt sich durchs öde Fernsehprogramm, das sowieso nichts hergibt, zu zappen.
    Nicht mehr allein im Restaurant sitzen und mitleidige Blicke ernten müssen und die Frage der Kellnerin, ob noch jemand kommt, verneinen zu müssen.
    Stattdessen werde ich in Zukunft mit meinem Traummann in einem edlen Restaurant sitzen, die beneidenden oder auch wohl gesonnenen Augen aller auf uns ruhend, mit meinem Partner in anregende Gespräche vertieft. Aphrodisierende Speisen werden serviert und steigern den Appetit auf mehr. Und das ist nur eine Vorahnung dessen, was noch folgen wird.
    Bei Ausflügen mit Freunden werde ich nicht mehr das ewige dritte Rad am Wagen sein, das den fröhlichen Paaren traurig hinterher stampft.
    Keine einsamen Spaziergänge mehr am Sonntag, bei denen man auf lauter frisch verliebte Paare stößt, die vor Glück strahlen.
    Keine Tage mehr, an denen die Sonne für alle scheint, nur für mich selbst nicht. Meine einsamen und dunklen Tage sind gezählt - bald werde auch ich strahlen, wie tausend Sterne, die mir mein Traummann vom Himmel holt.
    Keine Fragen mehr am Telefon, ob sich in puncto Beziehung endlich etwas getan habe und was ich in der Zwischenzeit unternommen habe.
    Keine Ratschläge - ob gut gemeinte oder schadenfrohe - mehr, dass ich aktiv werden und etwas unternehmen müsse, um einen Partner kennen zu lernen.
    Nicht mehr hören müssen, dass die Männer einem eben nicht einfach in den Schoß fallen wie ein überreifer Apfel vom Baum.
    Keine Gespräche und Lästereien mehr, die über Ecken gehen - und von denen man später zufällig erfährt: „Hat sich bei unserer lieben Angela in Liebesdingen etwas getan? Und warum denn immer noch nicht? Hätte sie damals den Hubert genommen, der hätte sie mit Kusshand genommen, aber der ist jetzt auch verheiratet. Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
    Nein, ich will kein Mitleid, ich brauche keinen Trost und keine Ratschläge, die sowieso zu nichts führen. Und ich will auch keine Schokolade - so will ich Euch mit Trude Herr entgegen schreien - ich will einen Mann, einen aus Fleisch und Blut.
    Ich möchte mit meinem Traummann gemeinsam frühstücken, reden, Pläne schmieden für das Wochenende und für den nächsten Urlaub. Mit ihm zusammen morgens aufwachen und abends gemeinsam mit ihm einschlafen.
    Seite an Seite durchs Leben gehen. Glück zusammen erleben, Sorgen und Nöte gemeinsam meistern. Gemeinsam durch Dick und Dünn. Eine Liebe, die alle Zeiten übersteht. Ach, wie schön.
    Und nun male ich mir aus, was werden kann: Das Leben fängt erst richtig an. Mit einem riesigen Feuerwerk und einem Meer an Gefühlen. Die Hormone in meinem Körper geraten in Wallung.
    Ich will nicht mehr einsam sein. Das liegt hinter mir. Der Schatten des Alleinseins hebt sich. Der Nebel klart auf, und die wärmende Sonne zeigt sich.
     
    Nur noch anmelden muss ich mich, im Internet, bei den Liebesvermittlern.
    Aber dort hat mich nicht der Himmel, sondern die Hölle erwartet.
    Vorhang auf. Der Albtraum kann beginnen.
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Edelagentur – außen hui, innen pfui
    Bei der Auswahl der Internetpartnervermittlungen bin ich - das muss ich