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Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Null Bock auf Mr Cock (German Edition)

Titel: Null Bock auf Mr Cock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Fetzner
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hast schöne Augen“ zu. Von dieser billigen Anmache überrumpelt, trete ich unvermittelt einen Schritt zurück. Von da an kommt der Muselmann fast jeden Tag in die Apotheke, und fragt auch gleich ganz selbstverständlich nach „Angela“ – meinen Vornamen hat er auf dem Schild an meinem Kittel gelesen. Er wünscht meine Telefonnummer zu wissen – welche ich ihm natürlich nicht gebe – und plant Freizeitaktivitäten nach Feierabend mit mir. Stolz erzählt er mir, dass er Rentner sei und von daher ein gesichertes Einkommen habe – und viel Zeit. Ich sage bedauernd, dass ich leider noch in Lohn und Brot stehe und von daher nicht über so viel Zeit verfüge. Überdies wundere ich mich, wie ein Mann, jünger als ich, schon von Rente leben könne. Einen gebrechlichen oder klapprigen Eindruck macht der junge Mann jedenfalls nicht.
    Er setzt aber noch einen drauf, und schwärmt von seinen Qualitäten als Liebhaber – er sei abends gut ausgeruht, während deutsche Männer, müde von der Arbeit, nur noch erschöpft in die Federn fallen wollten.
    Nachdem der Mann mit jedem Mal aufdringlicher wird, sehe ich bald keinen Ausweg mehr, als mich fortan von meinen lieben Kolleginnen verleugnen zu lassen. Sobald mein Verehrer sich der Apotheke nähert, verstecke ich mich blitzschnell unter dem Schreibtisch, um mich sofort unsichtbar zu machen.
    Eine Weile dauert es noch – die nächsten Wochen dreht er seine Runden um die Apotheke und drückt seine Nase ans Schaufenster – bis er endlich aufgibt und ich wieder aufatmen kann.
     
    Aber noch bin ich nicht am Ende angelangt: Ein anderes Mal reicht mir ein gut gekleideter Herr, ein Managertyp in feinem Zwirn, freundlich lächelnd und verbindlich sein Privatrezept entgegen. Gutes Benehmen, tolles Aussehen, elegante Kleidung – hoppla - so schießen mir die Gedanken durch den Kopf. Diesen Mann musst Du mal näher unter die Lupe nehmen.
    Mein Blick fällt auf das Rezept: Antidepressiva, gegen den Stress freilich. Jedem Tierchen sein Pläsierchen . Schließlich ist ein Manager beruflich stark eingespannt und gefordert, da lauert stets die Gefahr eines burn-outs . Aber ein von Depressionen und Neurosen geplagter Manager ist leider auch nicht meine erste Wahl.
     
    Weiters habe ich neulich einen Kunden, der lächelt so süß und spitzbübisch – ich bin ganz hingerissen – und obendrein sieht er fast aus wie Hugh Grant . Nein, gibt’s denn so was, wundere ich mich, so ein Adonis kommt in die Apotheke, in den Laden für Kranke und Gebrechliche. Und wir sind hier doch auch nicht in London, sondern in einer unspektakulären und verschlafenen Kleinstadt.
    Schon will ich den Mann fragen, ob er sich vielleicht verirrt habe oder was ihn in die Kleinstadt verschlagen habe. Oder ob er den Weg zurück nach London wissen wolle.
    Jedoch stellt sich die Situation als völlig anders und ganz unsensationell heraus. Der Hugh-Grant -Doppelgänger äußert lediglich den Wunsch nach Aspirin und Magentabletten. Ich packe die gewünschten Medikamente ein, und hauche mit frivolem Augenaufschlag „Haben Sie sonst vielleicht noch einen Wunsch?“
    Mit schelmischem Blick schaut er mich an und äußert in der Tat noch einen Wunsch – frank und frei. Sind Sie schon gespannt, was das Herz dieses Traummanns begehrt? „Hätten Sie ein paar Traubenzucker für mich?“ so seine Bitte „die gibt’s doch immer in der Apotheke, und die nasche ich soooo gerne.“ Ich will ihm erwidern, dass die Traubenzucker eigentlich nur für Kinder vorgesehen sind. Und auch, dass ich einen erwachsenen Mann und kein Kind suche.
    Jedoch besinne ich mich eines Besseren, reiche ihm schweigend eine Handvoll bunter Traubenzucker und ironisch lächelnd schenke ich ihm noch das Medizini -Heft, die Apothekenzeitschrift für Kinder. Zum Abschluss lauten meine Worte „Tschüss“ – und nicht „auf Wiedersehen“.
     
    Am folgenden Tag herrscht wieder reger Betrieb in der Apotheke. Ein Kunde nähert sich, lange höre ich ihn schon, ehe ich ihn erblicke. Laut und wie aus einem tiefen Brunnen tönend vernehme ich sein Schnaufen. Vielleicht werden Sie begeistert sein und jubeln „Oh Gott, sind die Männer schon so geil, dass sie sogar schnaufend in die Apotheke kommen?“
    „Nein“ muss ich zu Ihrem Bedauern sagen, denn soeben wird das Schnaufen lauter und erkennbar, ein älterer Herr kommt um die Ecke geschlurft.
    Nicht vor Lust schnauft dieser, sondern es ist - wie könnte es auch anders sein - sein krankes Herz, das nach seiner

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