Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
hatte ich bloß getan?
Dienstag, 19. Juni 2012
Als ich erwachte, kreiste das ganze Zimmer um mich. Mir war noch immer übel und die Kopfschmerzen waren auch sofort wieder zurück. Ich blickte mich um und stellte beklommen fest, dass ich allein in einem Krankenzimmer lag.
In meinem rechten Arm steckte die Nadel einer Infusion, der Schlauch wand sich hinauf zu einem Infusionsbeutel, der halb gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit an einem Ständer neben dem Bett hing. Um meinen Hals hatte ich eine steife Krause, sodass ich den Kopf kaum noch zu bewegen vermochte.
Das Zimmer war angefüllt mit Geräten, einige blinkten, andere schienen nicht an meinen Körper angeschlossen zu sein. Als ich zum Fenster hinüberblickte, schien die Sonne durch die Gardinen, es war heller Tag.
Bis heute hatte ich noch nie eine einzige Nacht in einem Krankenhaus verbracht, meine Besuche beschränkten sich auf vergleichsweise kurze Aufenthalte, um verrenkte Knochen wieder an die richtige Stelle zu befördern oder eine Schnittwunde zu nähen. Das kam beim Sport häufiger vor und für mich waren solche Behandlungen fast zur Routine geworden. Kopfschmerzen und Übelkeit hatte ich schon früher nach Stürzen erlebt, aber noch nie so intensiv wie jetzt.
Eine Schwester betrat mein Zimmer, dicht gefolgt von Daniel. »Ach, endlich ist unsere Langschläferin aufgewacht. Wie geht es Ihnen, Miss Walles?«
Ihre überfreundliche Stimme schallte durch meinen Kopf.
Etwas leiser an Daniel gewandt fuhr sie fort: »Sie können meinetwegen ein paar Minuten hierbleiben, aber denken Sie daran, Miss Walles muss unbedingt so liegenbleiben, sie darf auf keinen Fall aufstehen oder auch nur den Kopf drehen.«
Ich stöhnte leise, mein Hals war trocken und ich hatte Durst. Die Schwester wies Daniel einen Hocker zu und bat ihn, auf meiner linken Seite Platz zu nehmen, während sie die Infusion in meinem rechten Arm kontrollierte.
»Möchtest du einen Schluck Wasser trinken?«, fragte er mich. Die Schwester blickte schon wieder mit strengem Blick hinüber. »Aber nur aus der Schnabeltasse. Keine unnötigen Bewegungen.«
Daniel hielt mir die Tasse vor den Mund, gierig trank ich das warme Wasser.
»Wie geht es dir?«, fragte er mich leise. Aus der Nähe sah er übernächtigt und müde aus.
»Nicht so gut. Und dir? Wie war es bei Santoro?«
Ein gequälter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Erinnere mich bloß nicht daran. Kommissar Santoro ist persönlich hier ins Krankenhaus gekommen, als ich ihm von deinem Unfall berichtet habe. Er ist noch immer nicht vollständig überzeugt davon, dass du ihm deine Verletzung nicht vorspielst.«
»Wolltest du nicht nach Bangkok fliegen?«
Er strich mir sanft die Haare aus der Stirn. »Ja, das muss ich auch immer noch. Ich kann den Termin nicht so kurzfristig verschieben. Aber am Donnerstagabend bin ich wieder zurück.«
»Das ist eine ziemlich kurze Zeit«, bemerkte ich leise.
»Ja, aber du kennst dich ja in Asien selbst ein wenig aus. Manchmal muss man einfach anwesend sein, selbst ein paar Hände schütteln und auf den Fototerminen erscheinen. Alles nur Show, die richtige Arbeit findet bei mir im Büro statt.« Er verstummte für einen kurzen Moment, dann fügte er fast lautlos hinzu: »Am Donnerstag habe ich den Termin mit Dr. Theodore. Den möchte ich nicht absagen. Nicht nach allem, was geschehen ist.«
Er überraschte mich mit diesem Geständnis. Seine Worte verrieten, dass die Ereignisse auch ihn aus der Bahn geworfen hatten, unser ganzer Streit vielleicht auch an ihm nicht spurlos vorüber ging. Doch all die Überlegungen führten nirgendwo hin. Ich durfte meine einmal gefällten Entschlüsse nicht schon wieder hinterfragen.
»Es tut mir leid, dass ich dir einen solchen Schrecken eingejagt habe«, bekannte ich schuldbewusst. Meinetwegen hatte er letzte Nacht vermutlich kein Auge zugetan.
»Mach dir darüber keine Sorgen. Hauptsache, du wirst schnell wieder gesund.« Er setzte sich auf den Hocker und nahm meine Hand in seine. Mit den Fingern massierte er leicht über meinen Handrücken. »Was hast du dir gestern eigentlich dabei gedacht? Wolltest du dich umbringen?«
Seine besorgte Stimme verriet, dass er diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht zog. Ich wollte den Kopf schütteln, doch sofort spürte ich Halskrause. »Nein, natürlich nicht. Ich war nur so wütend auf dich und auf deine bescheuerten Vorschläge. Erst lässt du mich allein in der Einöde zurück, willst keinen Kontakt mehr mit mir und
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