Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
nicht zu Wort kommen. »Was hättest du denn gemacht, wenn ich zwischendurch meine Periode bekäme? Suchst du dir dann gleich eine andere? Oder hast du sowieso immer ein paar Anlaufstellen, wo du dich bei Bedarf melden kannst? Hattest du deshalb das Kondom in der Tasche? War sie nicht zu Hause und darum warst du wütend?«
»Juliet, hör auf!« Seine Stimme klang laut und aufgebracht.
Ich schwieg erschrocken, schluchzte leise vor mich hin. Diese Unterhaltung hatte eine unerwartete Eigendynamik entwickelt.
»Bist du endlich fertig mit deiner Anklage?« Noch immer rang er um seine Beherrschung. Etwas leiser fuhr er dann fort: »Du verdrehst mir die Worte im Mund. Und du hörst mir nicht bis zu Ende zu. Kannst du für einen Moment still sein und mich ausreden lassen?«
Kein Wort verließ meine Lippen.
»Also, was ich sagen wollte ist Folgendes. Bevor ich dich kennengelernt habe, war alles einfach. Ich habe gearbeitet und mich danach mit Frauen zum Sex getroffen. Jeden Tag. Das hat bestens funktioniert.«
»Dann kann ich ja gleich auflegen!«, unterbrach ich ihn verärgert. Er versuchte schamlos, ständig mir die Schuld an allen Problemen zuzuschieben und ich war nicht länger gewillt, das einfach hinzunehmen.
»Juliet, jetzt hör doch bitte erst mal zu!«
Ich antwortete ihm nicht.
»Seit ich dich kenne, will ich nur noch dich. Immerzu. Aber manchmal sind wir eben getrennt, aus welchen Gründen auch immer. So wie diese Woche. Du bist krank, ich bin unterwegs auf einer Dienstreise. Die Zeit ohne dich ist ganz schön anstrengend, es fällt mir schwer, mich unter Kontrolle zu halten. Außerdem habe ich mindestens zehnmal mehr Stress, seit ich dich kenne. Du bringst mich nämlich um den Verstand mit deinen Widerworten und deinen unbedachten Aktionen. Am Ende genügt der kleinste Funke, um mich zu provozieren.«
Nun wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Einerseits waren seine Worte fast schon eine Liebeserklärung, anderseits behauptete er, ich wäre ihm zu anstrengend.
»Bist du noch dran, Juliet?«
»Ich überlege gerade, ob ich für immer aus deinem Leben verschwinden oder einen Termin für eine neue Lektion ausmachen soll.«
»Letzteres wäre mir persönlich lieber«, gestand er. »Aber worauf ich eigentlich hinauswollte ist, dass Dr. Theodore dich auch treffen möchte. Er will nächste Woche mit uns beiden besprechen, wie wir das Problem gemeinsam lösen können. Alleine schaffe ich das nicht. Wärst du bereit, Donnerstag in einer Woche mit mir zusammen zu diesem Termin zu gehen?«
Beinahe hätte ich seine Bitte einfach abgelehnt. Einen Psychologen zu besuchen war so ziemlich das Letzte, was ich mir in meinem Leben wünschte. Da wären mir selbst eine Zahnwurzelbehandlung und eine Darmspiegelung lieber. Gern auch gleichzeitig.
Aber dann besann ich mich darauf, dass Daniel meine Hilfe benötigte. »Wir haben uns getrennt. Ich weiß nicht, ob meine Teilnahme an deiner Therapie da noch hilfreich ist?«, erinnerte ich ihn.
»Wir werden sehen«, war seine ausweichende Antwort.
»Was werden wir sehen? Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich zurückhaben will, nachdem du dich mit anderen Frauen getroffen hast, während wir zusammen waren? Ist die Kondombox jetzt wenigstens leer? Nach dem ganzen Stressabbau fühlst du dich bestimmt schon viel besser, oder nicht?«
Seine beschwichtigenden Worte konnten mich nicht vergessen lassen, dass er fremdgegangen war. Und falls er versuchte, mir daran auch die Schuld zu geben, würde ich auf Rache sinnen. So etwas durfte ich mir nicht bieten lassen. Corinne wüsste bestimmt, was ich machen konnte, um ihm eine Lehre zu erteilen.
»Ich weiß nicht, wovon du eigentlich die ganze Zeit sprichst. Was für eine Box meinst du denn?«
Sein unschuldiger Ton machte mich nur noch wütender. »Du weißt genau, was ich meine! Die Box, aus der das Kondom in deiner Jeans stammt. Und du brauchst dich auch nicht verstellen, mir ist das jetzt sowieso egal. Wir sind getrennt und damit können wir beide tun und lassen, was wir wollen.«
Er lachte leise. »Babe, das ist ein Missverständnis. Wenn du zurück bist, erkläre ich es dir, versprochen. Aber bis dahin mach keine Dummheiten, ja?«
Ich schnaubte vor Wut. »Da gibt es nichts aufzuklären, Stone. Und ich bin auch nicht dein Babe und ich mache so viele Dummheiten, wie ich möchte!«
»Wieso hast du heute eigentlich nichts in dem Sexshop gekauft? Warst du nicht diejenige, die gern mit Sexspielzeug rummachen wollte? Warum hast
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