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Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)

Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)

Titel: Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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muss ich die zweite Etage übernehmen, aber nächste Woche bin ich dann wieder in der dritten.«
    Ich schob schweigend ein paar Bissen des vegetarischen Tagesgerichts in den Mund. Was immer es genau war, es schmeckte ganz vorzüglich.
    »Liebling, du machst dir viel zu viele Gedanken. Keiner wird etwas merken, wenn wir eine halbe Stunde verschwinden. Und du weißt doch, nach der Arbeit muss ich sofort nach Hause...«
    Ich bemühte mich, nicht in ihre Richtung zu schauen, starrte stattdessen auf meinen Teller.
    »Juliet, du hatte gesehen die Tote?«, fragte plötzlich eine Stimme neben mir.
    Ich erschrak, so vertieft war ich in die Unterhaltung des Liebespaars. »Ja, aber nur ganz kurz und nur vom Flur aus. War nicht viel zu sehen«, gab ich mit gespielter Gleichgültigkeit zurück.
    »Und danach? Ich meine, du hatte mal schlimme Traum, oder so?«, wollte die ältere Zimmerfrau in ihrem grauenhaften Akzent von mir wissen.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich hatte zum Glück viel zu tun, das hat mich abgelenkt.«
    Die Alte blickte zu mir herüber. »Also ich hat gehabt böse Traum jede Nacht. Und ich höre böse Stimme. Böse Stimme kommt einfach so, Geist spielt mir Streich jede Tag.«
    Eine andere Kollegin neben ihr bemerkte trocken: »Du glaubst, der Geist des Toten hat sich ausgerechnet dich ausgesucht? Warst du schon in der Kirche?«
    Da war er wieder, der Geisterglaube, den Ms. Bingham so hasste. Ich hatte strenge Anweisung von ihr, solche Gerüchte auf keinen Fall mit dummen Bemerkungen zu nähren, darum biss ich mir jetzt auf die Zunge und wollte ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf ein anderes Thema lenken. »Haben Sie eigentlich auch Probleme mit den Türschlössern? Bei uns haben sich schon ein paar Gäste beschwert.«
    Doch dann vernahm ich von der anderen Seite wieder ein paar Worte in Thai: »... ich weiß auch, dass mit den Zimmern in der zweiten Etage etwas nicht stimmt. Als Pathee noch hier war, gab es mit der Schließanlage nie Probleme, aber jetzt weiß keiner so genau, wie man das richtig einstellt. Und Pathee ist nicht auffindbar, den können wir also nicht fragen.«
    »Bist du sicher, dass Pathee verschwunden ist? Der hatte doch so viele Freundinnen, da hat er am Ende selber gar nicht mehr durchgesehen. Von mir hat er auch mal was gewollt, aber ich habe höhere Ansprüche.«
    Der Zimmerkellner blickte seine Geliebte zweifelnd an, lenkte dann ihre Aufmerksamkeit wieder auf Pathee. »Ja, die Freundin meiner Freundin ist doch mit diesem Polizisten zusammen, die hat es mir erzählt. Sie suchen überall nach ihm, haben sogar schon seine Frau vernommen.«
    »Das war auch mein erster Gedanke. Ich hätte ihm längst den Pimmel abgeschnitten, wenn er mein Mann wäre«, erklärte die hübsche Asiatin resolut.
    »Komm, lass uns jetzt endlich gehen. Ich muss mich um zwei wieder in der Küche melden, wir haben nur wenig Zeit.« Der kleine Mann erhob sich und nahm sein Tablett vom Tisch.
    Mir war der Appetit vergangen und ich erhob mich ebenfalls. »Juliet, du bisse fertig? Du hatte wohl kein Hunger?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe keine Zeit mehr, ich muss zurück zum Empfang, damit meine Kollegen auch Pause machen können.«
    Dann eilte ich davon.
    Mein Herz raste. Ob die beiden Thais die Wahrheit gesagt hatten? War Pathee tatsächlich unauffindbar oder waren das alles nur die üblichen Klatschgeschichten? Ich beschloss, Ms. Bingham danach zu fragen, denn mit der hatte ich mich schon einmal über die möglichen Folgen für unseren ehemaligen Nachtmanager unterhalten, falls der Mörder Wallensteins ihn als Zeugen aus dem Weg räumen wollte. Wenn jemand sich darauf einen Reim machen konnte, dann war sie es.
    Doch auf meine Nachfrage schüttelte sie nur den Kopf. »Bislang hat die Polizei keine offiziellen Ergebnisse verkündet. Wir wissen nicht, was sie in der Hand haben und wer unter Verdacht steht. Diese ganzen Gerüchte sind bestimmt nur dadurch entstanden, weil der Nachtschicht so plötzlich gekündigt wurde. Aber ich kann mal mit der Personalabteilung sprechen, vielleicht haben die seine Adresse und können das nachprüfen.«
    Ich blieb trotzdem beunruhigt.

    Als ich mit Mr. Burton zum Theater zu meinen täglichen Proben fuhr, übergab ich ihm die ausgedruckte Liste mit den Autokennzeichen. Er warf einen kurzen Blick darauf und bemerkte dann: »Das sind aber ganz schön viele. Garry hatte offenbar viele Freunde oder ein gutgehendes Nebengeschäft.«
    Ich nickte. »Ja, das glaube ich auch.

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