Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
hektischen Aktivität wollte ich mich auch von Daniels enttäuschtem Gesicht ablenken, dass ständig wieder vor meinen Augen auftauchte. Mir gingen seine Worte nicht aus dem Kopf, aber je mehr ich mich auf das Eingeben der Daten konzentrierte, umso weniger dachte ich an meinen Ex-Geliebten.
Nach fast einer Stunde stockte ich plötzlich. Verwundert las ich den Eintrag in dem abgenutzten Buch ein weiteres Mal. Da stand meine eigene Autonummer! Ich blätterte zurück, um das Datum noch einmal anzusehen. Vielleicht war ich ja in der Seite verrutscht. Aber nein, hier stand es eindeutig: 11. Mai 2012 um 14:42 Uhr: JAW-111.
Ich unterbrach meine Arbeit, speicherte die bisher eingegebenen Daten. Dann blätterte ich hastig in dem Buch herum, fand einen weiteren Eintrag am 16. Mai um 15:17 Uhr. Konnte das ein Versehen sein? Es war unmöglich, dass Mr. Burton allein bei Garry war, denn als wir zusammen das Haus gesucht hatten, schien er keinerlei Ortskenntnisse zu besitzen.
Ich dachte nach. Der 11. Mai war der Tag vor meiner Premiere gewesen, ich hatte fast sechzehn Stunden lang im Theater geprobt.
Und der 16. Mai war der Tag, an dem ich dem Vertrag mit Daniel zugestimmt hatte. Um kurz nach drei war ich im Hotelspa gewesen und hatte mich auf mein Probetraining und den bevorstehenden Geschlechtsakt mit Daniel vorbereitet.
Konnte jemand mein Auto gestohlen haben und damit zu Garry gefahren sein? Die Tiefgarage ließ sich nur mit einem Zutrittscode öffnen, also kamen nur wenige Personen in Frage. Daniel vielleicht? Oder Smith?
Mit zitternden Händen setzte ich meine Arbeit fort, speicherte alles sorgfältig ab. Danach kopierte ich die Datei, löschte alle Datumsangaben und die doppelten Einträge. Ich zögerte kurz, dann löschte ich auch meine eigene Wagennummer aus der Liste, ordnete sämtliche Kennzeichen in alphabetischer Reihenfolge. Das würde die Angelegenheit für Mr. Burton hoffentlich vereinfachen.
Noch immer tief in Gedanken versunken, druckte ich das Dokument ging dann endlich schlafen. War es möglich, dass Daniel doch irgendwie in die Sache verstrickt war? Er hatte mir zwar versichert, dass das nicht der Fall sei, aber alle Anzeichen sprachen dafür. Und Santoro verdächtigte ihn auch. Konnten sich wirklich alle anderen irren und nur ich hatte Recht?
Donnerstag, 07. Juni 2012
»Juliet, spring noch einmal. Das muss flüssiger kommen, mit mehr Schwung!« Erneut nahm ich Anlauf, diesmal klappte es besser. Alle Muskeln schmerzten und am Bühnenrand stand eine Thermoskanne mit heißem Tee und Honig, um meine überbeanspruchten Stimmbänder zu lösen.
Als Nächstes stand eine Abfolge zusammen mit den anderen Tänzern auf dem Programm.
»Juliet, kannst du für einen Moment zu uns kommen?«, rief Rob Robson mir vom Bühnenrand aus zu. Er hatte mit seinen beiden Regieassistenten, dem Bühnenbilder und dem Inspizienten zusammen eine halbe Sitzreihe bezogen und dort die verschiedenen Ablaufpläne aneinandergereiht. Wir Tänzer vermieden es nach Möglichkeit, dorthin zu gehen, damit wir nichts durcheinander brachten. Und außerdem hatten wir alle ein wenig Angst vor Rob Robsons kritischem Blick und seinen oft unvermittelten Ideen.
Heute jedoch waren die Männer nicht allein, sondern in Gesellschaft unseres Theaterdirektors und eines weiteren Mannes, den ich nicht kannte. Als ich schließlich von der Bühne geklettert war und mich durch die Sitzreihen kämpfte, erstarrte ich mitten im Lauf. Was wollte Daniel hier? Hatte ich ihm gestern nicht deutlich genug zu verstehen gegeben, dass ich Zeit und Abstand brauchte? Musste er unbedingt alles auf seine Art erzwingen?
Frustriert stapfte ich in Richtung meines Regisseurs, blieb schließlich direkt vor Rob Robson stehen, ohne Daniel auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Juliet, darf ich Ihnen Mr. Stone verstellen? Er ist einer unserer wichtigsten Sponsoren.«
Ich vermied es noch immer, Daniel direkt anzusehen. »Wir kennen uns. Es überrascht mich ehrlich gesagt, dass sich Mr. Stone für unsere Proben interessiert.«
Rob Robson und der Theaterdirektor blickten mich erstaunt an. Meine feindselige Haltung schien die beiden Männer zu verunsichern.
»Nein, Mr. Stone ist nicht hier, um sich die Proben anzusehen. Wir haben ihn vielmehr zu einem Treffen eingeladen, um über die Finanzierung von Zubeida zu verhandeln. Wir wollten ihn nur kurz mit einigen Darstellern bekanntmachen und da Sie eine unserer großen Hoffnungen sind, haben wir Sie kurz hergebeten.«
Ich nickte
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