Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
träumst schon wieder, wach bitte auf.«
Als er endlich die Augen aufschlug und sein gehetzter Blick auf mich fiel, schien er grenzenlos erleichtert zu sein. »Juliet, du bist hier. Ein Glück, er hat dich nicht erwischt.«
Ich setzte mich vollends auf und nahm ihn in die Arme. Sanft wiegte ihn in meinem Schoß und wischte den Schweiß von seiner Stirn. »Alles ist in Ordnung, Champ. Ich bin hier bei dir. Es war nur ein Traum.«
Schweigend hielten wir uns aneinander fest. Nach einer Weile fragte ich zögernd: »Willst du mir sagen, warum du so aufgewühlt warst, als du mich beim Aufwachen gesehen hast?«
Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Ich streichelte ihn still weiter, hielt ihn fest an mich gedrückt. Noch immer hoffte ich darauf, dass er irgendwann bereit war, auch seine Träume mit mir zu teilen. Aber ich wollte ihn nicht dazu drängen, sah ich doch, wie sehr er selbst darunter litt. Dass er allerdings meinen Namen erwähnt hatte, noch dazu in so einem Zusammenhang, ließ mich nicht mehr los.
Dienstag, 12. Juni 2012
Es war eine willkommene Abwechslung, Katie außerhalb des Theaters wiederzusehen. In den vergangenen Wochen waren meine neuen Freunde viel zu kurz gekommen, nach den Erlebnissen in Berlin hatte ich mit niemandem mehr als ein paar belanglose Sätze gewechselt. Doch Katie platzte fast vor lauter Energie und Lebensfreude. Wie immer plapperte sie unaufhörlich, hatte tausend Neuigkeiten vom Theater, den Tänzern und der High Society in Boston. Ihr Bruder, der beim Boston Globe arbeitete, schien sie bestens mit dem neusten Tratsch zu versorgen und so war sie natürlich auch über Daniel und mich im Bilde.
Wir tranken zusammen den zweiten Eiskaffee in einer Bar des Ritzman Hotels und warteten darauf, dass unser Spapaket bestätigt wurde.
»Hast du dich schon entschieden, was du alles auf die Tournee mitnimmst?«, fragte ich, als sie mich endlich zu Wort kommen ließ.
Sie lächelte verträumt: »Ja, ich habe sogar schon damit begonnen zu packen. Ein paar Tipps könntest du mir ruhig noch geben, du warst doch für Ewigkeiten auf solchen Tourneen. Wie bitte bekomme ich meine Habseligkeiten alle in einen einzigen Koffer?«
Ich grinste: »Deshalb ist meine Wohnung so leer. Dreißig Kilo Gepäck, das ist alles, was du in den nächsten Wochen mit dir rumschleppen darfst, sonst bekommst du bei jedem Flug Probleme. Und du hast sogar noch Glück, in Asien ist noch viel weniger erlaubt. Aber du hast unterwegs sowieso keine Freizeit, meistens sitzt du entweder wartend auf den Flughäfen, in Kneipen, Taxis oder im Hotel herum.«
Sie sah mich mit großen Augen an: »Nachdem ich mir die Liste der Auftrittsorte angeschaut habe, konnte ich gar nicht mehr absagen – New York, Los Angelos, San Diego – davon habe ich schon immer geträumt, ich bin doch hier aus Boston kaum mehr als zwei Wochen meines gesamten Lebens fortgewesen. Zwei Wochen in Florida, und das in dreiundzwanzig Jahren!«
Sie hielt inne in ihrem Redeschwall und sah mich beunruhigt an. »Du bist mir doch nicht böse, oder? Ich meine, während ich fahre musst du hier in Boston bleiben, da sollte ich dir wohl nicht zuviel vorschwärmen, oder?«
Ich schüttelte lachend den Kopf. Nein, bis auf Weiteres hatte ich wirklich genug vom ständigen Unterwegssein und war froh, nicht unaufhörlich packen zu müssen. »Was machst du eigentlich mit deiner Wohnung? Steht die dann leer oder hast du sie gekündigt?«
»Um Gottes Willen! Ich kann da nicht kündigen, ich wohne in einer Wohngemeinschaft mit zwei ehemaligen Studenten zusammen. Die Hektik, einen neuen Mitbewohner finden zu müssen, würde ich den beiden gern ersparen. Und außerdem ist mein Zimmer vollgestellt mit meinen Sachen. Obwohl es finanziell natürlich unsinnig ist, aber ich behalte meine Wohnung weiterhin.«
Sie erzählte mir von Ringo und Matthew, die Sport studiert hatten und sich gerade ihre erste Stelle an einer örtlichen Schule gesichert hatten. Es hörte sich lustig und unterhaltsam an, scheinbar gab es nie einen langweiligen Moment in Katies Leben. Ich musste an meine eigene, viel zu große Wohnung denken und seufzte unwillkürlich.
»Was läuft eigentlich zwischen dir und Daniel Stone? Ich war ziemlich überrascht, euer Foto in der Zeitung zu sehen, so kurz nachdem du ihn auf dem Friedhof noch wegpusten wolltest. Mein Bruder hat erzählt, Stone sei ein ziemliches Arschloch gewesen, als er nach deinem Namen gefragt hat?«
Ich atmete tief ein. Der Gedanke an Daniel
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