Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
geklungen. Was sollte ich machen, wenn ich ihm zufällig auf dem Flur oder im Fahrstuhl begegnete? Sollte ich meine Waffe jetzt immer bei mir tragen?
Gedankenverloren ging ich in die Küche – und stoppte vor der Kaffeemaschine. Verdammt, auch das noch! Kein Kaffee am Morgen, das setzte mich ernsthaft auf Entzug. Wie sollte ich den Tag gut gelaunt beginnen, wenn mir meine allmorgendliche Koffeinration fehlte?
Missmutig suchte ich die Sportsachen zusammen, dazu eine schwarze Bluse für die Beerdigung von Konstantins Onkel, die heute nachmittag stattfinden würde. Katie hatte mir zum Glück eine Nachricht geschickt, sonst hätte ich diesen Termin vermutlich vergessen.
Danach wollte ich in den Proberaum des Theaters fahren und endlich vernünftig trainieren. Mir blieben nur noch zehn Tage, um mich auf die erste Solorolle in meiner Karriere vorzubereiten und bislang hatte ich die Proben eher hinten angestellt. Die ganze Aufregung wegen des Mordes und meine Freizeitgestaltung rund um Daniels Terminplan hatten nennenswerte Fortschritte in der Rolle der Zubeida bislang verhindert. Das musste sich dringend ändern. Wenigstens ließ mir die Trennung von Daniel nun mehr Zeit, um mich auf meine Karriere als Tänzerin zu konzentrieren.
Beim Packen fiel mir die schmutzige Uniform von meinem letzten Arbeitstag im Ritzman Hotel in die Hände. Ich war noch nicht einmal dazu gekommen, sie zu waschen. Mrs. Herzog hatte zwar mein Appartment tadellos sauber gehalten, aber von der Uniform in meiner Tasche konnte sie nichts wissen. Jetzt war es zu spät und ich musste statt der marineblauen Kombination mein türkisfarbenes Set tragen, dass eigentlich nur montags an der Reihe war. Ms. Bingham würde bestimmt nicht begeistert darüber sein.
Ich durchsuchte methodisch die Taschen nach versteckten Papiertaschentüchern, bevor ich den Rock in die Waschmaschine steckte. Ein schwarzer Knopf fiel mir in die Hände. Ich überlegte kurz, woher ich den hatte. Ach so, aus dem Zimmer 2316. Nun war es zu spät, ihn der alten Dame zurückzugeben, die ihn dort vermutlich verloren hatte, die Frau war sicher längst wieder abgereist. Achtlos schmiss ich den Knopf in eine Küchenschublade.
Vor der Wohnung erwartete mich Mr. Burton. Mein Blick fiel auf den kleinen Garderobentisch neben dem Fahrstuhl. Dort stand eine dampfende Tasse mit dem unvergleichlichen Aroma von frisch gebrühtem Kaffee. »Haben Sie die Tasse dorthin gestellt?«, fragte ich meinen Leibwächter verwundert.
Der schüttelte den Kopf. »Nein, der Kollege Smith war vor wenigen Sekunden hier. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
Mein Herz wurde warm bei dem Gedanken an Smith. So sehr ich Daniel auch verachtete, sein Bodyguard war ein zuverlässiger und aufmerksamer Mann. Ich nahm den Kaffee und folgte Mr. Burton in den Aufzug.
Im Ritzman Hotel hatten mich meine Kollegen noch gar nicht vermisst. Offenbar war jeder davon ausgegangen, dass ich in einer anderen Schicht arbeitete, nur Ms. Bingham schien die Übersicht zu behalten und bat mich am späten Vormittag in ihr Büro.
»Juliet, schön, dass Sie schon wieder zurück sind. Wir hatten Sie eigentlich erst nächste Woche erwartet, nachdem Mr. Stone uns von Ihrem Unfall berichtet hat. Bitte übernehmen Sie sich nicht. Wenn Sie sich noch nicht hundertprozentig fit fühlen, können Sie auch gern am Montag wiederkommen.«
»Nein, es geht mir wieder gut. Und ich freue mich auf die Arbeit, ich habe den ganzen Trubel schon fast ein bisschen vermisst.« Ich versuchte zu lächeln.
»Hier im Hotel hat sich die Lage nach dem Mordfall einigermaßen beruhigt, wir haben wieder eine reguläre Nachtschicht und die Ermittlungen sind auch abgeschlossen. Heute Nachmittag wird eine kleine Abordnung unseres Hotels der Beerdigung von Peter Wallenstein beiwohnen. Wenn Sie Zeit haben, dann kommen Sie doch auch, wir fahren hier gegen zwei Uhr los.«
Das klang alles ermutigend, die Normalität hatte offenbar wieder Einzug gehalten. Und Normalität war genau das, was ich jetzt wollte.
»Ich werde zusammen mit einigen Kollegen von meiner Tanzkompanie zur Beerdigung gehen, der Tote war der Onkel unseres Hauptdarstellers.«
Ms. Bingham schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. Sie fixierte mich mit entschlossenem Blick und sagte dann eindringlich: »Juliet, ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll. Sie erinnern sich an den Tag, als ich von Mr. Stone in sein Büro zitiert wurde?«
Ich nickte und in meinem Innern wuchs plötzlich die
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