Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
irgendwelchen Familiengeheimnissen herumstochern. Ich würde nur gern wissen, wie eure Familie so ist?« Sie blickte mich fragend an. »Naja, wie oft seht ihr euch denn, wohnt ihr alle in Boston, so was eben«, ergänzte ich.
»Ja, im Moment leben wir alle auf dem Stone’schen Familiensitz nicht weit vom Theaterviertel. Walter studiert schon seit Ewigkeiten Jura, aber es besteht Hoffnung, dass er im nächsten Jahr sein Staatsexamen ablegt und dann endlich auszieht.«
Sie machte eine Pause und trank einen Schluck Kaffee.
»Und du, studierst du auch?« Eigentlich eine dumme Frage, denn Sonja sah nun überhaupt nicht wie eine Studentin aus. Aber irgendetwas musste ich ja sagen.
»Ich arbeite in der Marketingabteilung in der Firma meines Vaters.«
Befremdet fragte ich weiter: »Aber ich dachte, Daniel hätte den Betrieb aufgekauft und zerschlagen?«
Damit hatte ich wohl ein heikles Thema angesprochen, denn Sonjas schönes Gesicht durchzogen plötzlich unschöne Falten. »Ja, das stimmt auch. Davon hat sich mein Vater nie wieder erholt. Aber er hat ein neues Unternehmen ganz von vorn aufgebaut und ist damit ziemlich erfolgreich. Die Frage ist nur, wie lange Daniel zuschaut, bis er auch diese Firma zerstört.«
»Wieso sollte er das tun?«, fragte ich. Dieser Konflikt faszinierte mich.
»Wenn ich das nur wüsste. Wir waren eigentlich eine ziemlich normale Familie, Daniel war schon immer ein wenig der Außenseiter, aber wir waren früher nie verfeindet, haben uns nur selten gestritten. Von einem Tag auf den anderen hat sich Daniel dann komplett verändert. Er hat einen regelrechten Hass auf unseren Vater entwickelt, hat ihn solange bedroht und verfolgt, bis mein Vater Daniel vor die Tür gesetzt hat. Das ist jetzt vier Jahre her und seitdem haben wir kaum mehr als drei Sätze miteinander gesprochen. Meine Eltern haben sich völlig zurückgezogen, wollen nichts mehr mit Daniel zu tun haben. Und Walter, der hat sein eigenes Leben. Er und Daniel stehen sich nicht sehr nahe.«
Die Fülle an Informationen machte mich still. Ich brauchte Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten.
»Wie geht es mit dir und Daniel jetzt weiter? Habt ihr schon Pläne für die Sommerferien?«, riss mich Sonja wieder aus den Gedanken.
»Nein, für Urlaub habe ich keine Zeit, ich habe erst gerade eine Rolle am Theater angenommen, da kann ich nicht einfach so fehlen.«
»Oh, das hätte ich fast vergessen. Herzlichen Glückwunsch! Ich habe die Fotos von der Premiere gesehen und die Kritiken gelesen. Wenn ich Zeit habe, würde ich mit Edward auch gern mal wieder ins Theater gehen.«
Wir plauderten noch eine Weile weiter, bemühten uns aber darum, nicht weiter über Daniel zu sprechen. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, ohne sein Wissen in seinem Leben herumzuwühlen und wollte keine weiteren sensiblen Themen aufgreifen.
Als Sonjas Verlobter Edward zu uns an den Tisch kam, erhob sie sich schnell. »Ich muss jetzt los. Es war schön, dich zu treffen. Wir sollten das bei Gelegenheit wiederholen.« Wir umarmten uns und küssten uns gegenseitig auf die Wangen.
Auch ich machte mich auf den Weg nach Hause, als ich das Café verließ, heftete sich Mr. Burton wieder an meine Fersen. »Miss Walles, ich werde den Wagen holen. Warten Sie bitte hier.«
Doch ich schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, nein. So leicht können Sie mich nicht überrumpeln. Ich fahre nach Hause. Sie sind vorhin schon die ganze Strecke gefahren.«
Mein Leibwächter und Fahrer verzog sein Gesicht.
»Bitte, Mr. Burton. Sie können morgen den ganzen Vormittag damit durch die Stadt fahren. Da muss ich nämlich zur Schönheitspflege.«
Er blickte alarmiert zu mir herüber. »Sie arbeiten morgen nicht?«
»Nein, ich habe nachmittags den Termin zum Fotoshooting. Um mich richtig dafür in Form zu bringen, will ich vorher noch einmal in den Spa.«
Ich hatte zwar Daniel noch nichts davon gesagt, aber er würde sicher zustimmen, auch wenn sowohl der Spabesuch als auch der Fototermin in meine Arbeitszeit fielen. Ich plante, stattdessen am Samstag zur Arbeit zu gehen, aber meine Verpflichtungen für das Theater gingen jetzt eindeutig vor.
»Mr. Burton, es gibt noch etwas anderes, was ich mit Ihnen besprechen muss.« Vorsichtig steuerte ich den Wagen durch die enge Seitenstraße. Der Kopf meines Leibwächters ruckte nach vorn, als ich etwas zu scharf abbremste. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich an die feine Abstimmung dieses Fahrzeugs gewöhnt hatte.
»Beim
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