Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
Vom Netzwerk:
das eigentlich gar nicht hören, Sheila.«
    »Ist nur so eine Theorie«, spekulierte Sheila weiter. »Vielleicht baut Al ja wirklich geistig ab. Aber zumindest ist er auf eine Art und Weise neben der Spur, die Rosie auf die Palme bringt. Viele Leute werden absonderlich im Alter. Aber bei Al kommt einem schon der Gedanke, dass es vielleicht kein Zufall ist, auf welche Weise das passiert, finden Sie nicht?«
    Er gab keine Antwort.
    »Bin ich eigentlich auch irgendwie absonderlich, James?«, überlegte sie. »Man selbst merkt das ja wahrscheinlich gar nicht.«
    »Nein, Sheila. Sie sind völlig normal.«
    Sie sah ihn empört an. »Sie halten mich für langweilig! «
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gemeint.«
    »Nein. Ich kann nichts dafür, wenn Sie unlogische Schlüsse ziehen.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Haben Sie ›unlogische Schlüsse‹ gesagt?«
    Er seufzte. »Gut, sagen Sie mir, was Sie von mir hören wollen.«
    »Das könnte Ihnen so passen, James. Ich werde Ihnen nicht wie Rosie die Sachen rauslegen, die Sie nur noch anzuziehen brauchen.« Sheila stieß heftig die Tür zum Speisesaal auf.
    »Essen Sie erst einmal etwas, dann bessert sich vielleicht Ihre Laune«, bemerkte er, während er einer Kellnerin zulächelte, die auf sie zukam, um sie zu einem reservierten Tisch zu führen. Eine andere Kellnerin brachte frisches Toastbrot und fragte nach ihren Getränkewünschen. James steckte ihr ein paar Münzen zu und bat sie, außer Kaffee auch Rühreier und Orangensaft an den Tisch zu bringen.
    »Haben Sie Probleme mit den Beinen?«, fragte Sheila missbilligend.
    »Sie wissen doch, ich verabscheue Buffets. Besonders morgens bin ich nicht in der Stimmung, mir mein Essen selbst zu erjagen, sondern ziehe es vor, kultiviert am Tisch bedient zu werden.«
    »Aber das Geld für die Kellnerin hätten Sie sich sparen können. Ich gehe sowieso, da hätte ich Ihnen die Rühreier und den Orangensaft doch mitbringen können.«
    »Danke, als Nächstes füttern Sie mich auch noch«, sagte James, aber sie hatte ihn schon nicht mehr gehört. James sah Sheila nach, wie sie mit hochgezogenen Schultern zum Buffet ging.
    »Guten Morgen, Mr Gerald. Ist an Ihrem Tisch noch ein Platz frei?«
    James sah auf. Judy Kappel, seine deutsche Tischnachbarin vom gestrigen Abend, lächelte ihm zu. Sie hatte ihr elegantes Abendkleid vom Vorabend gegen eine einfache Kombination aus Jeans und weißem Twinset eingetauscht, trug die hellblonden Haare nicht mehr aufgesteckt, sondern zu einem praktischen Pferdeschwanz nach hinten gebunden und sah vollkommen verändert aus. Er lächelte und erhob sich. »Natürlich, Miss Kappel. Sie sehen heute Morgen so frisch und frei aus wie eine Möwe vor blauem Sommerhimmel.«
    »Ich freue mich auf unseren Ausflug heute. Sagen Sie übrigens Judy zu mir. Wir sitzen schließlich alle im selben Boot, oder?«
    Er nickte lächelnd.
    Während sie sich hinsetzte, brachte die Kellnerin eine Kanne Kaffee sowie die Rühreier und den Orangensaft für James. Sie fragte Miss Kappel nach ihren Wünschen.
    »Oh, für mich bitte auch Rühreier«, antwortete Judy Kappel, während sie sich setzte. »Nett, dass hier auch am Tisch bedient wird«, bemerkte sie erfreut, als die Kellnerin gegangen war.
    »Wie war es gestern im Stardust Theatre, Judy?«, erkundigteJames sich. »Haben Sie den Auftritt der brasilianischen Tanzgruppe gesehen?«
    Miss Kappel verzog das Gesicht. »Erinnern Sie mich nicht daran.«
    »Warum? War es nicht nett?«
    »Es geht. Caffè-Latte-Beautys, die aussahen wie Transvestiten, mit nichts bedeckt als Stringtangas und ein paar glitzernden Pailletten auf ihren Brüsten. Die glauben, dass sie nur auf ihren High Heels tanzen, mit dem Hintern wackeln und die Brüste herumhüpfen lassen müssen wie Jo-Jos, um die Männer zu begeistern.«
    »Womit sie natürlich falschliegen, nicht wahr«, bemerkte James. Miss Kappel sah ihn irritiert an. »Wie primitiv«, setzte er rasch hinzu. »Darf ich Ihnen Kaffee einschenken?«
    Sheila kam vom Buffet zurück. Sie begrüßte Miss Kappel freundlich, doch James ahnte, dass sie jede andere Person der Geburtstagsgesellschaft lieber am Tisch gesehen hätte. Er hatte ihre gar nicht so freundlichen Blicke sehr wohl bemerkt, als er sich am gestrigen Abend angeregt mit Judy Kappel unterhalten hatte. Frauen, mit denen er redete, lösten oft diese Blicke bei Sheila aus.
    »La donna è mobile« , ertönte die Stimme von Luigi Valenti. Wenn er Aufmerksamkeit erregen wollte, so

Weitere Kostenlose Bücher