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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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wollen, wurde jedoch von seiner Mutter unerbittlich zurückgehalten.
    Am Eingang kam ihnen in ihrem elektrischen Rollstuhl Phyllis entgegen, hinter ihr ging ihr Ehemann, eine Hand auf den Griff des Rollstuhls gelegt, als habe er Sorge, seine Frau könne ihm davonfahren.
    Phyllis brachte den Rollstuhl mit einem Ruck zum Stehen. »Ihr habt schon vorgefrühstückt?«, fragte sie laut, um Jamies Gebrüll zu übertönen.
    »Mutter, du hattest doch gesagt, jeder soll frühstücken, wann er will!«, gab Sheila gereizt zurück.
    »Ja, ja, schon gut, wir sehen uns heute Mittag beim Landausflug! Sie kommen doch auch mit, James?«
    James nickte nur, er hatte keine Lust, sich an der Schreierei zu beteiligen. Als Phyllis weiterfuhr und Eden ihr folgte, sah er ihnen nach. »Ein seltsames Gespann, die beiden«, bemerkte er zu Sheila, als sie weitergingen. »Sind sie eigentlich schon lange verheiratet?«
    Sheila lächelte. »Sie kennen sich seit einem Jahr, hat meine Mutter mir erzählt, aber geheiratet haben sie erst vor zwei Wochen.«
    »Erstaunlich. Sie passen überhaupt nicht zusammen.«
    »Wahrscheinlich ist er gut im Bett«, bemerkte Sheila.
    »Wie bitte?« James konnte nicht glauben, dass sie das gesagt hatte.
    Sie lachte. »Sie müssten Ihr Gesicht sehen, James. Meine Güte, das war ein Scherz. Wissen Sie, ich habe schon vor Jahren aufgehört zu rätseln, was meine Mutter wieder und wieder in den Hafen der Ehe getrieben hat.«
    »Hier geht es wohl eher darum, was Mr Philpotts dazu bewogen hat, Ihre Mutter zu heiraten. Er ist gut und gern zwanzig Jahre jünger als sie.«
    »Vielleicht ist es wahre Liebe«, sagte Sheila.
    »Ja, und zwar zum Geld Ihrer Mutter.«
    »Oh, Sie können so romantisch sein, James. Tun Sie mir einen Gefallen und behalten Sie solche Einschätzungen für sich. Entweder Sie tun Eden damit Unrecht oder meiner Mutter.«
    »Wieso Ihrer Mutter?«
    Sie sah ihn zweifelnd an. »Das muss ich Ihnen nicht erklären, oder?«
    »Stört es Sie denn gar nicht, wenn Ihre Mutter einen Mann heiratet, der es offensichtlich nur auf ihr Geld abgesehen hat?«
    »Das ist Ihre Hypothese, nicht meine. Und selbst wenn es so wäre, nein, warum sollte es mich stören? Solange er sie gut behandelt und sie nichts merkt?«
    »Aber wenn er sie nicht gut behandelt und womöglich umbringt, um an ihr Geld zu kommen? Ihre Mutter hatte gestern beim Abendessen fünf verschiedene Pillendöschen dabei. Es dürfte ein Leichtes für ihn sein, hier oder dort ein paar Tabletten zu vertauschen und zum reichen Witwer zu werden, nicht wahr.«
    Sheila lachte auf. »Und Sie behaupten, Sie hätten mit dem Job abgeschlossen. Dass ich nicht lache. Sie sind kein bisschen anders als Luigi, Sie können auch nicht loslassen. Nur dass Sie Ihre Umgebung nicht mit ständiger Singerei nerven, sondern aus jedem Menschen gleich einen Verbrecher machen. Kein Wunder, dass Sie nie ein Privatleben hatten!«
    Er hielt ihrem wütenden Blick stand. »Ich hatte sehr wohl ein Privatleben«, gab er dann mit genau dosierter Gleichgültigkeit zurück. »Aber Sie, Sheila, gehörten nicht dazu. Glücklicherweise«, setzte er hinzu und bemerkte mit Genugtuung, dass das letzte Wort sie traf wie eine Ohrfeige. Sie wechselten kein Wort mehr, bis sie bei ihren Kabinen waren. Sheila hielt ihre Schlüsselkarte schon in der Hand und trat ein, ohne James noch einmal anzusehen.
    Er ging in seiner Kabine ein paarmal auf und ab, dann trat er auf den Balkon, starrte auf das glitzernde Wasser und zündete sich eine Zigarette an – halb in der Hoffnung, dass Sheila ebenfalls auf den Balkon kommen würde, und fast schon bereit, sich für seine letzten Worte zu entschuldigen. Aber ihre Tür blieb verschlossen. Als die Zigarette nur noch nach Filter schmeckte, kehrte er wieder zurück in seine Kabine und schritt ruhelos zwischen Balkon- und Kabinentür auf und ab. Dann blieb er stehen, fluchte und schlug mit einer heftigen Bewegung die Sektgläser vom Schreibtisch. Sie prallten klirrend gegen die Wand, ein Scherbenregen ging auf dem Teppich nieder. James setzte sich aufs Bett und starrte auf die feuchten Flecken an der Wand. Die Gläser waren nicht ganz leer gewesen. Als er schließlich aufstand und die Scherben aufsammelte, klopfte es an der Balkontür.
    »Was war das?«, fragte Sheila besorgt, als er die Tür einen Spalt öffnete.
    »Nichts, nur ein kleines Missgeschick.«
    »Kann ich helfen?« Sie spähte an ihm vorbei in die Kabine. Er zögerte, denn er wollte nicht, dass sie die Flecken an

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