Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
Vom Netzwerk:
Kolonialzeiten des Britischen Empires wachrief. Aber auch ohne Begleitung gehörte Jeremy zu den Menschen, die beim Betreten eines Raumes sogleich von allen Anwesenden bemerkt werden. Er war überdurchschnittlich groß, hatte volles, leuchtend weißes Haar, das nach hinten gekämmt war und sein sonnengebräuntes Gesicht betonte. Der Stock mit dem silbernen Knauf, auf den er sich stützte, ließ ihn nicht gebrechlich wirken, sondern unterstrich die Bestimmtheit und Würde seines Auftritts.
    Jeremy ließ sich gegenüber von James und zur Linken vonEden nieder. Mr Chandan blieb schräg hinter Jeremy stehen. James studierte diese Anordnung und erstellte unwillkürlich ein Ranking, bei dem Jeremy weit über den beiden anderen thronte. James dachte an die Komödie »Diener zweier Herren«, die er vor Kurzem gesehen hatte, und lächelte. Was er hier sah, war das genaue Gegenteil: »Herr zweier Diener«.
    »Ich habe mir gedacht«, sagte Jeremy, »wir könnten nach dem Frühstück Golf spielen. Es gibt auf dem Oberdeck einen Simulator. Der war übrigens meine Idee. Bin selbst passionierter Golfspieler. Würde mich freuen, James, wenn Sie mir nach dem Frühstück die Ehre gäben. Wir fragen Al, ob er mitkommt. Er spielt passabel, auch wenn ihm die Hüfte in letzter Zeit zu schaffen macht.«
    »Gern«, sagte James. »In unserem Alter muss man in Übung bleiben, sonst braucht man Wochen, um wieder in die alte Form zu kommen, nicht wahr?« Er wendete sich an Sheila. »Hätten Sie auch Lust?«
    Sheila schüttelte den Kopf. »Ich gehe lieber schwimmen. Aber vielleicht haben Eden oder Mr Chandan ja Interesse.«
    Jeremy sah Eden an. »Wie ist es, alter Junge, haben Sie Lust? Sie spielen doch Golf? Wenn Sie Ihre Ausrüstung nicht dabeihaben, das macht nichts, es gibt sehr gute Leihschläger.«
    Eden suchte Blickkontakt zu Phyllis, er wollte den soeben wiedererlangten Ehefrieden nicht aufs Spiel setzen. Phyllis zuckte die Schultern. »Ich bin in einer halben Stunde mit Miss Kappel und Rosie im Spa verabredet, geh nur.«
    »Mr Chandan?«, fragte James den Chinesen, das Kopfschütteln Jeremys ignorierend. »Spielen Sie mit?«
    »Ich nicht spiele Golf«, lächelte Mr Chandan, und Jeremy nickte zufrieden. »Wir treffen uns um zehn am Golfsimulator.«
    Nach dem ersten Anschlag Edens, war James geneigt, sein Ranking zu korrigieren. Es hatte ihn nicht gewundert, dass Eden Golf spielte, das taten schließlich viele Schotten, aber er war erstaunt darüber, wie gut er spielte. Er hatte sein Handicap mit −12 angegeben, aber nach seiner Technik und der Geschmeidigkeit seines Schwungs zu urteilen, hatte er tiefgestapelt. Er musste ebenso viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen wie mit seinen Büchern.
    »Sie spielen wie ein Profi«, bemerkte James nach dem dritten Abschlag. »Es macht Spaß, Ihnen zuzusehen, jeder Schwung ist perfekt. In welchem Club spielen Sie?«
    Eden zögerte. »In Schottland. Ist nichts Besonderes. Sie werden ihn nicht kennen. Canmore Golfclub.«
    James lächelte. »Stimmt, ist mir wirklich nicht geläufig.«
    »Muss man auch nicht kennen«, sagte Jeremy, während er zum Probeschwung ausholte.
    »Ein kleiner Club in meiner Heimatstadt Dunfermline«, erklärte Eden. »Nicht besonders groß, aber recht reizvoll.«
    »Ja«, sagte Jeremy, »aber auch nicht so reizvoll, dass es Wartezeiten für eine Mitgliedschaft gäbe, oder?«
    »Das muss ja nichts heißen in Schottland«, sagte James. »Das Angebot ist groß, jeder kleine Ort hat zwei oder drei Golfplätze. Wo spielen Sie, Jeremy?«
    Jeremy machte seinen Abschlag. »Queenwood.«
    James hatte nichts anderes erwartet. Queenwood gehörte zu einer aussterbenden Gattung von exklusiven Golfclubs, bei denen zahlende Gastspieler nicht erwünscht waren unddie Aufnahme neuer Mitglieder nur auf Einladung erfolgte. Eingeladen wurden neben der Person natürlich auch ihr Ansehen und ihr Bankkonto.
    »Und Sie, James?«
    »Hampstead Golfclub.«
    Jeremy schüttelte den Kopf. »Dort wohnen Sie, habe ich gehört. Nette Gegend, den Platz kenne ich auch. Aber um Gottes willen, er hat nur neun Loch, warum spielen Sie nicht lieber in Highgate?«
    »Neun Loch reichen mir«, sagte James. »Zu viel frische Luft schadet nur in meinem Alter.«
    Jeremy sah ihn verblüfft an, dann lachte er. »Sie gefallen mir, James. Manchmal denke ich auch, Achtzehn-Loch-Plätze sind überholt und stammen aus der guten alten Zeit, als man es sich noch leisten konnte, den lieben langen Tag den Schläger zu

Weitere Kostenlose Bücher