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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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hatte er Ohrstöpsel eingepackt.
    Es dauerte eine Weile, bis er hörte, dass Sheila an seine Balkontür klopfte. Eilig ließ er sie herein. Sie verströmteeinen Duft, den James nicht einordnen konnte. »Was ist das?«, fragte er.
    »Meine Mutter und Eden.«
    »Nein, ich meine den Duft. Sie riechen gut.«
    »Sie streiten so laut. Denken Sie, ich soll mal nach dem Rechten sehen?« Sheila wirkte ernstlich besorgt.
    »Woher wollen Sie wissen, dass es Ihre Mutter und Eden sind?«, fragte James.
    Sie sah ihn verwirrt an. »Warum schreien Sie eigentlich so?«
    »Oh, pardon.« Er wendete sich ab und entfernte die Ohrstöpsel. »Es könnten genauso gut Al und Rosie sein«, sagte er dann leiser, »die ihren Streit von heute Abend fortsetzen. Die beiden haben doch die Kabine, die direkt neben Ihrer liegt, nicht wahr? Oder das junge Ehepaar mit dem kleinen Jungen, Ivy und ...«
    »Richard«, sagte Sheila und winkte ab. »Nein, James, das sind meine Mutter und Eden, glauben Sie mir. Ich kenne die Stimme meiner Mutter, wenn sie sich aufregt.«
    James reichte ihr die Packung mit den Ohrstöpseln. »Nehmen Sie sich welche, das hilft.«
    »Ich werde doch mal rübergehen.«
    »Auf gar keinen Fall werden Sie das tun!«
    »Warum nicht?«
    »Was wollen Sie denn sagen? Hört auf zu streiten?«
    »So ähnlich, ja.«
    »Ich halte es nicht für angeraten, sich in einen Streit unter Eheleuten einzumischen.«
    »Sagt der Experte.«
    »Hatten Sie nie eine lautstarke Auseinandersetzung mit Ihrem Mann?«
    »Das geht Sie nun wirklich überhaupt nichts an!«
    Er reichte ihr grinsend die Ohrstöpsel. »Hört, hört. Wenn Sie nicht riskieren wollen, dass Ihre Mutter dasselbe zu Ihnen sagt, dann nehmen Sie schon, Sie werden sehen, morgen ist ein neuer Tag, und alles ist wieder eitel Sonnenschein.«

Kapitel 10
    »Sie hatten recht, zumindest was den Sonnenschein betrifft! Es wird ein herrlicher Tag in Rom!« Sheilas kräftige Stimme drang nur leicht gedämpft durch die Tür zu ihm ins Bad. James stand halb rasiert vor dem Spiegel und fragte sich, ob es richtig gewesen war, sie in seine Kabine zu lassen, bevor er fertig war. Jetzt konnte sie sich unbeobachtet umschauen, wie ein Eichhörnchen auf der Suche nach Nüssen. Rot wie ein Stoppschild leuchtete im Waschbecken vor ihm ein Blutsropfen, der ungewohnten Hektik beim Rasieren geschuldet.
    Als er aus dem Bad trat, hielt Sheila ein Kaleidoskop gegen das Licht und sah hindurch. »Faszinierend«, bemerkte sie, während sie das Rohr langsam drehte. »Alles wirbelt durcheinander und bildet trotzdem immer ein schönes Muster.«
    »Ja«, sagte er, nahm es ihr ab und legte es zu den anderen in die Nachttischschublade.
    »Haben Sie etwa noch mehr davon?«, fragte Sheila und kam interessiert näher. »Darf ich?«
    Er gab auf und zuckte die Schultern.
    »Da sind ja jede Menge Kaleidoskope!« Sie nahm sich ein anderes und setzte sich damit aufs Bett. »Toll! Bei diesem hier sieht man keine Muster, aber dafür die Welt da draußen, ganz zerlegt in Einzelteile und unendlich vervielfacht.«
    »Ja, bei diesem Modell kommt der Kaleidoskop-Effekt nicht durch Mosaiksteinchen im Innern, sondern durch die Brechung des Lichts, das von außen einfällt, zustande. Dazu ist am Ende eine Linse angebracht.«
    »Sie sind ja ein Sammler, James! Das hatte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    »Tut mir leid, wenn ich Ihre Klischeevorstellungen enttäusche.«
    Lachend hielt sie das Kaleidoskop in seine Richtung. »Jetzt sehe ich Ihr Gesicht vervielfältigt, das ist gruselig. Hat etwas von einem Albtraum oder einem Drogenrausch.«
    »Drogenrausch? Das wiederum hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Ich dachte immer, Sie gehörten zu den braven Mädchen.«
    Sheila drehte das Kaleidoskop ein wenig. »Ich muss keinen Drogenrausch gehabt haben, um mir einen vorstellen zu können, oder?« Sie lachte. »Also, Ihre Augen sind schon etwas stechend, wenn man sie so vervielfältigt sieht.«
    »Wenn Sie sich dann genug über meine Augen amüsiert haben, könnten wir frühstücken. Wir dürfen gespannt sein, ob sich unser zerstrittenes Ehepaar wieder zusammengerauft hat.«
    Sheila legte das Kaleidoskop in die Schublade zurück. »Heute Nacht habe ich übrigens doch noch kurz bei meiner Mutter und Eden angeklopft.«
    »Hätte ich mir denken können«, sagte James. »Lassen Sie mich raten, was sie gesagt haben: Es gab kein Problem, nicht wahr? Alles war in schönster Ordnung.«
    »Genau«, bestätigte Sheila widerwillig. »Als ich sagte, dass ich ihre

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