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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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Frage, Kind?«
    »Alter schützt vor Torheit nicht, so heißt es doch«, sagte Jeremy.
    »Aber du warst doch schon sechs Mal verheiratet«, sagte Sheila zu ihrer Mutter.
    »Eben«, lächelte Phyllis. »Die siebte Ehe rundet das Ganze gewissermaßen ab.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte Sheila. »Mir war eine Ehe rund genug.«
    »Finde ich auch«, mischte sich Al ein. Er nahm sich Jeremys Stock, legte ihn quer über die Bar und zog mithilfe des Griffs die Whiskyflasche zu sich heran. »Warum denselben Fehler immer wieder machen?« Er erntete einen bösen Blick von Rosie.
    »Die Sieben ist eine heilige Zahl«, erklärte Phyllis mit wichtiger Miene. »Gott erschuf die Welt in sechs Tagen, am siebten Tag hat er sich ausgeruht. Die Woche hat sechs Werktage und einen Sonntag. So gesehen habe ich einen Mann für jeden Werktag gehabt, und Eden ist der Sonntag. Eden ist der krönende Abschluss!«
    James nahm sich vor, diese kühne Analogie von Schöpfungsprozess und serieller Eheschließung Joseph Sutcliffe zu unterbreiten, wenn er den Geistlichen das nächste Mal sah.
    »Das hast du aber schön gesagt, Sweetie«, rief Eden, der sich unbemerkt genähert und Phyllis’ letzte Sätze mitbekommen hatte.
    »Herrgott, habe ich mich jetzt erschrocken!«, rief Rosie aus.
    Phyllis schenkte Eden ihr zartes Lächeln und streckte die Hand nach ihm aus. »Darum nenne ich ihn Tiger. Er kann sich so wunderbar anschleichen.« Eden drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich habe schon von James und Sheila gehört, was passiert ist«, sagte sie liebevoll. »Du Armer, das war wirklich Pech.«
    »Das ist unfair«, sagte Jeremy mit schwerer Zunge. Erhatte offenbar ein oder zwei Gläser zu viel getrunken. »Wenn Eden der Sonntag war ...«, er machte eine Pause und zählte an den Fingern der linken Hand bis fünf, »... dann war ich der Freitag. Karfreitag. Schwarzer Freitag. Freitag, der 13. Schlimmer geht’s ja wohl nicht.«
    »Oh nein, Jeremy, nicht doch!« Phyllis griff sich mit beiden Händen ans Herz. »Der Freitag ist der Anfang des Wochenendes. Und du hättest das ganze Wochenende werden können, wenn es nach mir gegangen wäre, aber du wolltest ja nicht!«
    »Und was war Almond für dich?«, warf Rosie tonlos ein. »Nur eine Nacht?«
    Phyllis sah ihre Freundin an, für einen Moment aus dem Konzept gebracht.
    »Mein Gott, Rosie, ich hatte keine Ahnung, dass du ... ich meine, das ist fast fünfzig Jahre her ...«
    James erhob sich. »Ich wünsche noch eine angenehme Nacht!«
    Phyllis klopfte Sheila auf den Rücken. »Kind, du siehst auch nicht mehr frisch aus. Geh ruhig mit.«
    James entfernte sich zügig, um Sheila weitere Peinlichkeiten in seinem Beisein zu ersparen.
    »Ja, geh nur«, hörte er Jeremys Stimme im Hinausgehen noch, »folge unserem Geheimagenten unauffällig!«
    James konnte nicht verstehen, was Sheila darauf antwortete, doch ihre Stimme zischte scharf wie der Peitschenhieb eines Dompteurs.
    »Sweetie«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen, als sie James auf dem Flur eingeholt hatte. »Nicht zu fassen!«
    »Wie bitte?«
    »Er nennt sie Sweetie!«, wiederholte Sheila so laut und deutlich, als wäre James schwerhörig.
    »Ja, schon verstanden, aber warum regt Sie das so auf?«
    Sheila überholte ihn. »Weil es so geschmacklos ist.«
    »Finden Sie?«
    »So hat mein Vater meine Mutter auch immer genannt«, sagte Sheila.
    »Aber das ist nun sehr lange her, nicht wahr.«
    »War ja klar, dass Sie das nicht verstehen.«
    Er sagte lieber nichts mehr. An ihren Kabinen angekommen, schob sie die Karte ins Türschloss. »Andersherum«, sagte James.
    Sie fluchte, zog die Karte heraus und drehte sie um. Jetzt war der Magnetstreifen auf der falschen Seite, und das kleine Lämpchen am Schloss leuchtete wieder rot auf. Sheila rüttelte trotzdem an der Tür. »Darf ich?« James wiederholte den Vorgang, wartete auf das grüne Blinken und öffnete die Tür. Sie stieß ein »Das ist wieder mal typisch« hervor und war verschwunden.
    Er ging auf den Balkon, um noch eine Zigarette zu rauchen. Das Schiff hatte längst abgelegt und fuhr mit mindestens zwanzig Knoten durch die Nacht, sodass selbst sein Sturmfeuerzeug mit dem Fahrtwind zu kämpfen hatte. Als er es endlich geschafft hatte, die Zigarette anzuzünden, hörte er erregte Stimmen aus einer Kabine weiter vorn. James sah auf die Uhr. Es war halb zwei. Er nahm ein paar Züge, dann drückte er die Zigarette aus, ging zurück in seine Kabine und öffnete die Nachttischschublade. Zum Glück

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