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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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genau dafür sind wir doch hier. Dies ist kein x-beliebiges Heim, sondern ein Zuhause, eben Eaglehurst. Wir sind nicht billig, aber wir bieten Komfort. Wir in Eaglehurst sind wie eine große Familie, in der einer dem anderen hilft, wir   …«
    »Apropos helfen«, unterbrach James sie, »könnten Sie bitte veranlassen, dass die kleine Reisetasche, die meiner Bekannten gehört, aus meinem Apartment geholt wird? Das wäre sehr freundlich!«
    »Natürlich«, sagte Mrs White und griff zum Telefon. Sie wartete eine Weile, dann legte sie den Hörer auf. »Immer, wenn man jemanden braucht, meldet sich niemand«, seufzte sie. »Ich versuche es in einer Minute noch einmal, Mr Gerald. Sonst gehe ich selbst.«
    »Kein Problem.«
    Ein kalter Windzug streifte James’ Nacken. Er drehte sich um. Julius Peabody bugsierte zuerst Edith, dann Eleonora Hideous mit festem Griff durch die Drehtür. Alle drei wirkten angeheitert.
    »Mr Gerald, wie war Ihr Dinner?«, fragte Edith.
    »Aufregend. Und Sie, darf ich annehmen, haben einen angenehmen Abend verbracht?«
    »Ja«, sagte Eleonora, »es war reizend. Julius hat uns zum Bridge-Abend ins Gemeindehaus von St. Andrews mitgenommen.«
    »Sie spielen Bridge?«
    Eleonora kicherte. »Nein, überhaupt nicht. Ich habe die Regeln nie begriffen, wissen Sie. Aber das machte nichts, denn es hat gar keiner Bridge gespielt.«
    »Es
heißt
nur Bridge-Abend«, erklärte Mr Peabody, »und ichfinde, das klingt auch besser als   … na ja. In Wirklichkeit, sagte der Reverend, hat wohl schon seit Jahren niemand mehr Bridge gespielt bei diesen Abenden.«
    »Was wirklich ein Jammer ist«, ergänzte Edith mit erhobenem Zeigefinger vor ihren dicken Brillengläsern. »Mit dem Empire geht es den Bach runter, wenn einmal der Tag kommt, an dem niemand in unserem Land mehr Bridge spielen kann!«
    »Jawohl, den Bach runter!«, bekräftigte Mr Peabody. »Aber Mr Gerald, Sie spielen doch ganz gewiss Bridge?«
    »Wenn ich nichts Besseres zu tun habe.«
    Mr Peabody nickte enthusiastisch. »Ein Gentleman vom alten Schlag!« Er stutzte. »Ist Ihre Begleitung schon wieder fort?«
    »Sie dürfte schon im Bett liegen«, sagte James. Er sah auf die Uhr.
    Mrs White griff wieder zum Telefon. »Ich versuche es noch mal. Aber wenn Sie es eilig haben, gehe ich gerne selbst.«
    »Nein«, sagte James, »machen Sie sich keine Umstände, Mrs White. Ich habe Zeit.«
    Während James sich in der Sitzecke niederließ, um auf die Tasche zu warten, gingen Mr Peabody und die Schwestern Hideous zum Aufzug. Mr Peabody hatte rechts und links je eine Schwester untergehakt. Er wirkte glücklich.
     
    Mrs White ging zur Toilette. Als sie wiederkam und sah, dass James immer noch auf seine Tasche wartete, seufzte sie und ging zum Aufzug. »Ich gehe selber und hole rasch Ihre Tasche, Mr Gerald.«
    Sobald die Aufzugtüren sich hinter Mrs White geschlossen hatten, ergriff James die Gelegenheit und ging so zügig er konnte zum Tresen, um einen Blick auf Mrs Whites Laptop zu werfen. Sie hatte gerade eine Online-Überweisung gemacht. Schnell rief James die Kontoübersicht auf. Das war ja interessant:Das Konto von Eaglehurst wies ein Minus von über 30   000   Pfund auf, und das bereits seit Langem. Ein lautes Geräusch ließ ihn zusammenfahren, aber es war nur der Aufzug, der im zweiten Stockwerk hielt. James zog einen kleinen Fotoapparat aus seiner Jacketttasche, ein Modell im Visitenkartenformat, das vor fünfundzwanzig Jahren auf dem neuesten Stand der Technik gewesen war, aber immer noch hervorragende Dienste leistete. Als er bei seinem Abschied vom SIS gefragt hatte, ob er es behalten könne, hatte der verantwortliche Beamte nur gelangweilt ein Formular hervorgekramt und ihn unterschreiben lassen, dass er es ordnungsgemäß entsorgen würde. James machte einige Aufnahmen von der Kontoübersicht, dann sah er sich nach weiteren interessanten Dateien um und fotografierte alles, was mit Eaglehurst zu tun hatte. Von oben waren jetzt aufgeregte Stimmen zu hören. Was war da los? Ihm lief die Zeit davon. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. In wenigen Sekunden würde er unten sein. Er versuchte, ins Mailsystem von Mrs White zu gelangen. Nach seiner Einschätzung gehörte sie nicht zu den Menschen, die sich ein originelles Passwort ausdachten. Er probierte es mit »white«: falsches Passwort. Dann mit »eaglehurst«: wieder falsch. Beim »Pling« des Aufzugs, der jetzt unten angekommen war, kam ihm eine Idee, und er tippte fünf Buchstaben ein: b i n g o.

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