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Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst

Titel: Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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murmelte sie.
     
    »Mr Gerald!«, rief der Taxifahrer erfreut und schüttelte ihm die Hand wie einem alten Freund. »Was für ein Zufall! Was machen Sie denn hier um diese Uhrzeit?« Der junge Mann hielt James die Beifahrertür auf. »Ich nehme an, Sie möchten nach Eaglehurst zurückgefahren werden?«
    James hatte den pickeligen Jungen, der ihn gestern vom Bahnhof nach Eaglehurst gefahren hatte, sofort erkannt. An seiner Gesprächigkeit hatte sich nichts geändert.
    »Ja, bitte fahren Sie mich nach Eaglehurst.«
    »Was machen Sie denn im Conquest Hospital? Sie sind doch hoffentlich nicht gleich nach Ihrer Ankunft krank geworden?«
    »Nein«, sagte James, »ich habe eine Bekannte besucht.«
    Der Taxifahrer legte den ersten Gang ein und zwinkerte ihm zu. »Um diese Zeit besuchen Sie noch eine Dame im Krankenhaus? Da haben Sie aber gut Anschluss gefunden! Wer ist es denn? Die reizende Mrs Miller? Oder vielleicht die alte Dame mit dem leichten Lila-Stich in den Haaren? Ich kann mir ihren Namen nie merken, Parker oder Barker oder so ähnlich.«
    »Sie scheinen viele Bewohner von Eaglehurst zu kennen«, stellte James fest. Der Taxifahrer lachte. »Diese Strecke, zwischen Krankenhaus und Eaglehurst, fährt mein Auto inzwischen wie von selbst. Ist immer dasselbe, wissen Sie, einmal die Woche im Schnitt trocknet einer aus. Die alten Leute trinkeneinfach nicht genug, und dann geht irgendwann gar nichts mehr, und sie werden ein paar Tage lang im Krankenhaus wieder aufgepäppelt. Ja, und dann gibt es natürlich auch noch die Chronischen, Dialysepatienten und so. Ich sage Ihnen, ich möchte so nicht alt werden, da möchte ich lieber ein schnelles Ende, Herzinfarkt oder so was.«
    »Wem sagen Sie das.«
    Der Taxifahrer warf James einen verschämten Seitenblick zu. »Sorry, Mr Gerald, aber ich hatte damit nicht Sie gemeint. Sie sind ganz anders, Sie wirken nicht alt auf mich.«
    »Ach nein?«
    »Sie erinnern mich mehr an Mr Maddison. Das ist auch so ein Typ wie Sie.«
    »Danke«, sagte James lakonisch. »Mr Maddison ist übrigens gestern gestorben.«
    »Ach du Scheiße!« Sie waren angekommen. Der Taxifahrer zog die Handbremse an und stieg aus, um den Rollator aus dem Kofferraum zu holen. Anschließend half er James noch die Treppe hoch.
    »Haben Sie Mr Maddison gut gekannt?«, frage James.
    »Na ja, was heißt gut, er war nicht gerade der Kumpel-Typ. Aber ich habe ihn oft gefahren. Wissen Sie, was schräg war? Er hat mich nie nach Eaglehurst bestellt. Er hatte was gegen die Neugierigen, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun hatten, als aus den Fenstern zu glotzen und zu spekulieren, wo er wohl hinwollte. Deshalb sollte ich ihn immer woanders abholen.«
    »Was mich interessieren würde   …«, fragte James, als er ihm das Geld gab, »inwiefern erinnere ich Sie eigentlich an Mr Maddison?«
    Der Taxifahrer legte den Kopf schief. »Weiß nicht. Es ist, glaube ich, dass sie beide so fit wirken.« Er tippte sich an die Stirn. »Hier oben, meine ich.«

Kapitel 9
    Mrs White saß nicht mehr am Empfang. Wahrscheinlich, dachte James, hat sie frühzeitig Feierabend gemacht und kümmert sich jetzt um ihre Tochter. Die Halle wirkte gespenstisch ruhig. James schob mit seinem Rollator zum Tresen, ohne sich große Hoffnungen zu machen. In der Tat, der Laptop von Mrs White war nicht mehr da. Sie nahm ihn nach Dienstschluss offensichtlich mit in ihre private Wohnung unter dem Dach der Seniorenresidenz oder schloss ihn ein.
    »Kann ich Ihnen helfen?« James’ rechte Hand zuckte reflexartig in Richtung der kleinen Walther PPS, die er in einem Holster links unter seinem Jackett trug. An seinem letzten Arbeitstag hatte er seine Dienstwaffe zwar abgegeben, sich jedoch ohne sie so nackt gefühlt, dass er sich kurzerhand eine neue besorgt hatte. Er drehte sich um und sah in das freundliche Gesicht eines breitschultrigen jungen Mannes, dessen Namensschild ihn als Angestellten von Eaglehurst auswies.
    James entspannte sich. »Ich suche Mrs White.«
    »Mrs White ist zu Bett gegangen.«
    »Sicher«, lächelte James. »Niemand kann rund um die Uhr arbeiten, nicht wahr?«
    »Da haben Sie recht.« Der Mann streckte James seine Hand entgegen. »Wir kennen uns noch nicht. Sie müssen Mr Gerald sein. Ich bin Alexander Hope. Ich habe diese Woche Nachtdienst.«
    »Freut mich«, erwiderte James im Plauderton. »Das war eine schöne Aufregung heute Abend, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    »Wie geht es denn dem jungen Mädchen jetzt?«, erkundigte sich

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