Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
Mr Peabody gestern Abend recht viel Alkohol getrunken hat, und ich vermute, dass er jetzt noch nichts Festes verträgt.«
Dieses Argument ließ Mrs Simmons nicht gelten. »Aber gerade dann hätte ihm mein Frühstück gutgetan! Dazu ein Glas Tomatensaft mit Pfeffer oder ein rohes Ei, verrührt mit Orangensaft … Glauben Sie mir, ich weiß, was in solchen Fällen hilft.«
James versuchte, sie zu beschwichtigen. »Abgesehen davon hatte er etwas Dringendes zu erledigen. Er hatte es wirklich sehr, sehr eilig und war in Sorge, zu spät zu kommen.«
»So?«, fragte Mrs Simmons interessiert.
»Wissen Sie was?«, schlug James vor. »Warum setzen Sie sich nicht einfach zu mir und leisten mir Gesellschaft. Zusammenschaffen wir die beiden Portionen bestimmt. Wäre doch schade, wenn das, was Sie da Leckeres zubereitet haben, verkommt, nicht wahr?«
»Ich muss eigentlich auf meine Figur achten. Aber man kann ja mal eine Ausnahme machen.« Mrs Simmons setzte sich bereitwillig.
»Darf ich Ihnen meine persönliche Meinung verraten?«, fragte James. »Natürlich ist sie nicht maßgeblich, aber ich finde, dass üppige Körperformen Gesundheit und Lebensfreude ausstrahlen. Die meisten Männer mögen es sehr, wenn Frauen weibliche Rundungen haben.«
Mrs Simmons stach mit der Gabel in ein Würstchen. »Da war mein Mann leider eine Ausnahme, Mr Gerald. Solange wir verheiratet waren, elf Jahre, hat er über meine Figur gemeckert. Können Sie sich vorstellen, wie das war?«
»Lassen Sie mich raten: Er war selbst nicht gerade schlank, habe ich recht?«
»Woher wissen Sie das?«
»Nun, es sind meist die eigenen Fehler, die wir anderen nicht verzeihen.«
»Er hat recht. Sie sagen wirklich kluge Sachen.« Mrs Simmons zerschnitt das Würstchen. Das helle Quietschen des Messers auf dem Porzellan drang James durch Mark und Bein.
»Wer hat recht?«
»Mr Ruthersford, Ihr Freund«, erwiderte Mrs Simmons kauend. James wendete schnell den Blick ab.
»Er ist nicht mein Freund.«
»Sagen Sie, stimmt das, was Mr Ruthersford über Sie erzählt hat?«
»Sie meinen sicher, ob es stimmt, dass wir früher Kollegen beim Geheimdienst waren?«
»Genau.«
»Ja, das stimmt. Mr Ruthersford war gewissermaßen mein Lehrling.«
»Ach ja? Sie müssen ein aufregendes Leben geführt haben.«
»Viel weniger aufregend, als Sie es sich vorstellen.
»Das können Sie mir nicht weismachen, Mr Gerald!«
»Es ist aber so. Im Grunde ist es egal, was man macht, denn nach einer gewissen Zeit ist es einfach das, was man jeden Tag tut. Ob Sie Spiegeleier essen oder Katz und Maus mit Verbrechern spielen, ob Sie Hochseilartist sind oder das Haus putzen, etwas Besonderes ist das alles nicht, wenn Sie es Tag für Tag tun.«
»Ich weiß nicht.« Mrs Simmons hatte ihr Spiegelei zerlegt und das Eigelb fein säuberlich vom Eiweiß getrennt. Jetzt schob sie vorsichtig die Gabel unter das Eigelb.
»Sehen Sie«, sagte James, »das ist es, was uns glücklich macht: die kleinen Herausforderungen des Alltags zu meistern. Wenn Sie es schaffen, das Eigelb als Ganzes in Ihren Mund zu befördern, und dann spüren, wie sich der Geschmack langsam entfaltet – das ist doch ein gutes Gefühl, nicht wahr?«
Mrs Simmons nickte mit vollem Mund. Als sie heruntergeschluckt hatte, sagte sie: »Man merkt, dass Sie beide viel gemeinsam haben. Sie hören sich an wie Mr Ruthersford. Der sagt auch so schlaue Sachen.«
»Tatsächlich?« James spülte seinen Ärger mit einem großen Schluck Tee hinunter und wechselte das Thema.
»Wie lange sind die Schwestern Hideous eigentlich schon hier?«
»Ich weiß nicht genau.« Mrs Simmons benutzte ihre Finger zum Nachzählen. »Ich glaube, als der vorletzte Geburtstag der Queen gefeiert wurde, waren sie schon dabei. Ja, natürlich, wir haben ja alle zusammen die Fernsehübertragung angeschaut. Also etwa eineinhalb Jahre.«
»Warum haben eigentlich beide denselben Namen? Eleonora war doch verheiratet?«
»Ja, aber sie hat mir einmal erzählt, dass sie ihren Mädchennamen wieder angenommen hat, nachdem ihr Mann gestorben war. Sie ist dann nach Torquay gezogen, da hat sie einer reichen amerikanischen Familie den Haushalt geführt. Es war deren Zweithaus. So ein Glück hätte ich auch gern gehabt, das kann ich Ihnen sagen! Die Familie war nur in den Sommermonaten und über Weihnachten in Torquay. Die restliche Zeit hatte Mrs Hideous das Haus ganz für sich allein und konnte tun und lassen, was ihr gefiel. Das Haus lag direkt an der Küste, etwas
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