Null-Null-Siebzig - Operation Eaglehurst
sage ich ihm, wo Sie sind«, schlug James diplomatisch vor.
»Ich habe mir schon gedacht, dass du auf meinen Anruf hin gleich kommen würdest«, sagte James, als Rupert und er allein am Tisch saßen. Er bemühte sich, nicht triumphierend zu klingen.
»Ja.« Rupert griff nach seinen Zigaretten. »Die erste nach dem Frühstück ist die beste.« Sein Blick schweifte über die anderen Tische auf der vergeblichen Suche nach einem Aschenbecher. »Ist Rauchen hier etwa verboten?«
»Denkst du, sie haben das Rauchen in den Pubs verboten, aber hier im Altenheim ist es in Ordnung?«
Rupert grinste. »In eurem Alter ist das Rauchen doch nunwirklich nicht mehr das Problem. Wenn ich achtzig wäre und bis dahin nicht geraucht hätte, würde ich es mir mit Sicherheit schnellstens angewöhnen – bevor es zu spät ist. Da fällt mir ein: Was macht eigentlich deine Bronchitis?«
»Es wird jeden Tag besser.«
»Jedenfalls hast du das Rauchen deshalb nicht aufgegeben, so wie ich dich kenne.«
James zog sein Inhalationsspray aus der Tasche. »Für jedes Problem eine Lösung.«
Rupert lachte auf. »Ja, so haben sie es uns beigebracht.«
James kam wieder auf das Thema zu sprechen. »Mrs White hat das Ganze also tatsächlich als Unfall bezeichnet?«
»Ja, als ich sie darauf ansprach, fiel sie aus allen Wolken und wollte nichts davon wissen, dass Katie niedergeschlagen wurde. Wie ich denn nur auf diese Idee gekommen sei. Als ich ihr sagte, dass ich die Information von dir habe, meinte sie, du hättest das falsch verstanden. Die Polizei einschalten? Nein, das hätte sie bestimmt nicht vorgehabt. Ihre Tochter sei hingefallen, nichts weiter. Das sei ihr schon oft passiert. Sie sei im Wachstum, da gebe es oft Probleme mit dem Kreislauf.«
»Ich frage mich, wovor sie Angst hat«, sagte James. »Warum will sie die Polizei nicht einschalten? Jede Mutter, deren Kind angegriffen wird, würde das doch sofort tun.«
»Vielleicht denkt Mrs White, dass die Sache nicht so schlimm ist, und will das Ganze nicht künstlich aufbauschen«, gab Rupert zu bedenken. »Sie nimmt vielleicht an, dass es sich nur um einen harmlosen Streich handelt, den ihr eine Kollegin oder einer der Bewohner gespielt hat …«
»Ein Streich, bei dem ihre Tochter bewusstlos zu Boden geht? Das halte ich für unwahrscheinlich«, widersprach James. »Vor allem vor dem Hintergrund der beiden Morde.«
»Du vergisst, dass du der Einzige bist, der denkt, dass hierjemand ermordet wurde. Für Mrs White gibt es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Toten und ihrer Tochter.«
»Es wäre durchaus möglich, dass es keinen gibt«, überlegte James. »Oder zumindest, dass er anders ist, als wir denken. Jedenfalls kann es nicht schaden, wenn ich mal mit dem Mädchen rede.«
»Kommt nicht infrage, James.« Rupert grinste anzüglich. »Auch wenn ich weiß, dass die Befragung eines jungen Mädchens am Krankenbett für dich überaus reizvoll sein dürfte. Aber du scheinst zu vergessen, dass du hier nur der Rentner bist. Ich spreche mit Mrs Whites Tochter, und damit hat sich der Fall.«
»Na gut«, gab James nach. »Aber da ist noch etwas, das du tun könntest.« Er zog seine Minikamera aus der Jacketttasche. »Ich habe gestern Abend heimlich ein paar Fotos gemacht. Ablichtungen von Mrs Whites Laptop. Ich denke, wenn du die entwickeln lässt, kommen wir vielleicht weiter.«
Rupert verzog das Gesicht. »Hast du sie noch alle, hier herumzuspionieren? Du weißt doch, dass du dich strafbar machst, oder?« Widerwillig steckte er die Kamera ein. »Abgesehen davon kann ich dir nicht versprechen, dass sich bei uns überhaupt noch jemand mit dieser überholten Technik auskennt.« Er stand auf und ging zur Tür. »Grüß Sheila von mir, wenn du sie triffst.«
James war überrascht. »Woher weißt du, dass Sheila hier ist?«
Rupert drehte sich um und grinste breit. »Ja, da staunst du. Hier bleibt nichts geheim, James. Ich bin genau im Bilde, was du treibst. Und das Beste ist, man muss noch nicht einmal fragen. Klatsch und Tratsch verbreiten sich wie von selbst.« Rupert grinste noch breiter. »Wir sehen uns, Null-Null-Siebzig!«
»Null-Null-Siebzig! Das findest du amüsant, aber für mich ist es gefährlich. Katie wurde gestern Abend in
meinem
Zimmer niedergeschlagen. Hast du mal daran gedacht, dass der Tätereigentlich
mich
treffen wollte? Herzlichen Dank, Rupert, für deine gedankenlose Geschwätzigkeit. Genauso gut hättest du mir mit roter Farbe eine Zielscheibe auf den
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