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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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verzog nicht einmal das Gesicht. Sie konnte seinen heißen Atem auf der Haut spüren, und immer noch verstärkte sich sein Griff um ihren Hals.
    Während er ihr ins Gesicht starrte, leuchteten seine Augen plötzlich auf. «Dachte, dich hätte ich längst kalt gemacht, Vaner.»
    Schwarze Punkte erschienen vor ihren Augen. Sie hatte noch zehn Sekunden bis zur Bewusstlosigkeit. Ihr Mund öffnete und schloss sich, als sie versuchte, Luft einzusaugen, aber es nutzte nichts. Dalton war einfach zu stark. Mit letzter Kraft hob sie das linke Knie in Brusthöhe, sodass ihr Fuß neben ihrer ausgestreckten Hand hing.
    Sie tastete mit den Fingern den Stiefel entlang, bis sie den Griff ihres Dolches fand. Mit schweißnasser Hand zog sie ihn heraus. Der Ruck ließ ihre Hand so hart gegen die Wand prallen, dass sie das Messer beinahe fallen ließ, aber sie schaffte es.
    Sie brachte den Arm hoch und stach Dalton in den Rücken. Als die Klinge sich in sein Fleisch bohrte, verstärkte er den Druck auf Navas Hals noch, aber sie stieß den Dolch tiefer hinein, spürte, wie er ihm in die Schulter sank. Als sie ihm die Sehne durchtrennte, ließ Dalton sie mit einem Aufschrei los. Sie sank auf Hände und Knie, holte keuchend Luft. Fast wurde sie ohnmächtig, hinderte sich aber daran, indem sie ihre blutigen Knöchel fest gegen den Boden presste und sich auf den Schmerz konzentrierte.
    Sie gestattete sich einen weiteren Atemzug, bevor sie ihre Arbeit zu Ende brachte. Sie musste dafür sorgen, dass Dalton aufhörte zu schreien. Er stand über ihr, versuchte verzweifelt, den Dolch zu greifen und herauszuziehen; die eine Hand hing schlaff an seiner Seite, die andere fuhrwerkte an seinem Rücken herum.
    Nava packte seinen rechten Fuß und zog daran. Dalton fiel rückwärts um, landete hart auf der Seite; mit einem Knirschlaut brach sein Schlüsselbein. In seinen Augen lodertenSchmerz und Zorn. Nava holte ein zweites Mal Luft und sprang auf den gestürzten Wachmann, setzte sich rittlings auf seine Taille. Sie packte den Dolch, drehte ihn um neunzig Grad herum und riss ihn aus der Schulter. Blut schoss aus der Wunde wie Wasser durch einen geborstenen Damm.
    Mit beiden Händen hob sie den Dolch über den Kopf und stieß ihn auf Daltons Brust hinab. Die Klinge brach ihm zwei Rippen, bevor sie sich tief in sein Herz bohrte. Sein Kopf ruckte nach vorn, und er stieß ein letztes Keuchen aus, die Augen weit aufgerissen. Dann fiel sein Kopf zurück. Sein ganzer Körper erschlaffte unter Nava, alles Leben war aus seiner ungeschlachten Gestalt gewichen.
    Immer noch nach Luft schnappend, rieb sie sich die Kehle und begutachtete die Szene. Das war nicht annähernd so glatt gegangen wie ihre ersten beiden Feindberührungen. Der Schlanke lag auf dem Rücken, die Beine von sich gestreckt. Eine Blutlache war aus seiner Brust gesickert. Er musste nach dem Treffer noch einige Sekunden gelebt haben, denn beide Hände waren blutverschmiert. Dünne rote Linien zogen sich über den Fußboden, endeten an seinen Fingerspitzen.
    Dalton hatte noch mehr Dreck gemacht. Er lag in einer dunkelroten Pfütze, und noch immer sickerte es aus seiner Schulterwunde. Wo der Boden nicht mit Blut bedeckt war, war er mit Glasscherben und schwarzen Kunststoffsplittern von der Decke übersät. Wenn jemand diesen Flur betrat, wusste er sofort Bescheid.
    Ihre Uhr zeigte 22   :   55.   Ihr blieben noch fünf Minuten, bevor hier die Hölle losbrach. Wenigstens war es nicht mehr so hell, seit der abgelenkte Schuss aus Navas Waffe eine der Leuchtstofflampen zertrümmert hatte. Nava besahsich den langen, gut ausgeleuchteten Flur und dann wieder ihr kleines Stück Dunkelheit vor Caines Zimmer.
    Sie hatte eine Idee.
     
    Crowe fluchte leise. In derselben Sekunde, in der er draußen den Schuss hörte, überkam ihn das sichere Gefühl, dass Vaner dahinter steckte. Als er auf den Monitor sah, war Esposito bereits tot, lag verblutend auf dem Boden. Das letzte Bild, das die Überwachungskamera zeigte, bevor nur noch Schnee zu sehen war, war Dalton, der Vaner bei der Hand packte. Ihr Schuss musste die Kamera an der Decke erwischt haben.
    Crowe zog seine 45er Sig-Sauer aus dem Schulterholster und hetzte zur Tür, Daltons Schreie in den Ohren. Er wollte gerade den Knauf drehen, da gab es einen lauten Schlag – und das Gebrüll hörte auf. Sie musste ihn mit bloßen Händen getötet haben. Crowe ließ den Knauf wieder los. Wenn Vaner noch lebte, wartete sie wahrscheinlich ab, ob aus dem Raum noch eine

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