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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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nicht so weiterleben. Und wenn es mit den Anfällen so weitergeht, na ja   …» Caine verstummte.
    «Möchtest du, dass ich bei dir bleibe? Ich kann ein paar Tage lang auf deiner Couch pennen, wenn du willst.»
    Caine schüttelte den Kopf. «Nein, ich komme schon zurecht. Ich will das alleine schaffen. Das verstehst du doch.»
    «Ja», sagte Jasper und rieb sich das stoppelige Kinn. «Ja, das verstehe ich.»
    «Aber darf ich dich mal was fragen?»
    «Klar.»
    «Wie ist das so? Schizophrenie, meine ich», fragte Caine verlegen, weil ihm bewusst wurde, dass er diese Frage seinem Bruder noch nie gestellt hatte. «Was ist das für ein Gefühl?»
    Jasper zuckte die Achseln. «Man spürt gar nichts davon. Die Wahnvorstellungen kommen einem real vor. Ganz natürlich, geradezu nahe liegend. So als wäre es die normalste Sache der Welt, dass die Regierung ausspionieren lässt, was du denkst, oder dass dein bester Freund dich umbringen will.» Er schwieg einen Moment lang. «Das ist ja gerade das Unheimliche daran.»
    Jasper schluckte und fuhr dann fort: «Wichtig ist: Was auch immer geschieht – oder was auch immer du dir einbildest, dass es geschieht: Du musst die Kontrolle behalten. Versuch dran zu denken, dass du immer noch du selbst bist. Lass es vorübergehen. Such dir einen Halt, Orte oder Menschen, bei denen du in Sicherheit bist. Und gib dir Mühe, in der Welt, die du da geschaffen hast, kluge Entscheidungen zu treffen. Irgendwann findest du dann auch wieder zurück in die Realität.»
    Caine nickte und hoffte inständig, dass er Jaspers Ratschläge nie würde befolgen müssen.
    «Also», sagte Caine und versuchte, dem Gespräch zumindest wieder den Anschein von Normalität zu geben. «Wo wohnst du denn jetzt?»
    «In meiner alten Wohnung in Philly, nur ein paar Blocks vom Campus entfernt.»
    «Cool.» Eine Weile schwiegen die Brüder, beide in Gedanken verloren und besorgt darüber, was die Zukunft bringen mochte. Schließlich sah Jasper auf seine Armbanduhr und stand auf. «Wenn du nicht willst, dass ich bleibe, muss ich jetzt los, damit ich noch den Bus nach Hause kriege.»
    Caine war erstaunt, wie enttäuscht er war, dass Jasper gehen wollte. Es war ihm offenbar anzusehen, denn Jasper ruderte sofort zurück.
    «Wenn du willst, kann ich mich natürlich auch krank melden und ein paar Tage bleiben.»
    «Nein, es wird schon gehen. Ich will nicht, dass du Schwierigkeiten kriegst. Es ist ja bestimmt nicht einfach, einen Job zu finden, wenn man   –» Caine sprach den Satz nicht zu Ende, aber es war offensichtlich, was er sagen wollte.
    «Wenn man verrückt ist, meinst du?», fragte Jasper.
    «Komm schon, Mann», sagte Caine erschöpft. «Du weißt, was ich meine.»
    «Ja. Entschuldige. Ich bin in letzter Zeit ziemlich leicht reizbar.»
    «Macht nichts. Ich auch.» Caine hielt seinem Zwillingsbruder, der beinahe ein Fremder für ihn war, die Hand hin und fragte sich, wie es zu diesem ganzen Schlamassel hatte kommen können. «Danke für deinen Besuch. Ich weiß das wirklich zu schätzen, zumal ich mich bei dir in letzter Zeit so rar gemacht habe.»
    Jasper tat Caines Worte mit einer Handbewegung ab. «Wozu hat man denn einen Zwillingsbruder?» Er wandte sich ab und ging in Richtung Korridor, blieb aber in der Tür noch einmal stehen. «Wenn du irgendwas brauchst, hast du ja meine
Nummer- Brummer-Hummer-Kummer

    «Danke», sagte Caine ein wenig beklommen. «Das bedeutet mir viel.» Und als Jasper gegangen war, stellte Caine erstaunt fest, dass dem tatsächlich so war.
     
    Julia wusste, sie war verliebt.
    Sie merkte es daran, wie ihr das Herz wehtat, wenn sie getrennt waren, und wie ihr die Hände zitterten, wenn siezusammen waren. Daran, wie es ihr den Atem verschlug, wenn sie miteinander schliefen, und wie sie sich nach dem Höhepunkt fühlte, ganz warm und aufgekratzt und als wären ihre Knochen aus Gummi. Und mehr noch fühlte sie sich immer absolut sicher. In Peteys Armen konnte ihr nichts und niemand etwas anhaben.
    Petey. Er liebte diesen Kosenamen, den sie ihm gegeben hatte. Sie konnte es gar nicht glauben, wie Petey ihr Leben umgekrempelt hatte. Als sie ihn kennen lernte, war sie ein Mädchen gewesen, und nun war sie eine Frau.
    Als sie zwei Jahre zuvor an der Graduate School angefangen hatte, glaubte Julia schon nicht mehr, dass sie jemals einen Freund finden würde. Ihr war bewusst, dass sie wahrscheinlich noch zu jung war, um der Liebe gänzlich abzuschwören, aber sie war noch nie mit jemandem

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