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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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bedeutet, sie haben keinen blassen Schimmer.»
    «Und sie können es nicht behandeln?»
    Caine schüttelte den Kopf. «Im Laufe des vergangenen Jahres haben sie sechs verschiedene Antiepileptika an mir ausprobiert, aber die Wirkung war einzig und allein die, dass ich jedes Mal gekotzt habe wie ein Weltmeister.»
    «O Gott», sagte Jasper. «Und ich dachte, Epilepsie wäre heilbar.»
    «In etwa sechzig Prozent der Fälle wirken diese Medikamente ja auch. Aber ich zähle zu den glücklichen vierzig Prozent.»
    Ehe Jasper etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. «Darf ich hereinkommen?», fragte Dr.   Kumar der Form halber und huschte dann, ohne eine Antwort abzuwarten, in Caines Zimmer.
    «Aber sicher doch», sagte Caine, obwohl der Mann den Raum längst betreten hatte. Dr.   Kumar nahm Caines Krankenakte zur Hand und blätterte sie durch, wobei er energisch nickte, so als wäre er in ein Gespräch mit sich selbst vertieft und pflichte allem bei, was er sagte. Schließlich legte er die Akte weg, leuchtete Caine mit einer Stifttaschenlampe in beide Augen und trat dann einen Schritt zurück.
    «Wie fühlen Sie sich?»
    «Erschöpft, aber ganz okay.»
    «Wie lange haben Sie die Aura wahrgenommen, bevor es zu dem Anfall kam?»
    «Nur ein paar Minuten.»
    «Hm. Und das war die kürzeste Aura seit der VNS?»
    «Ja.» Caine rieb sich unwillkürlich die Operationsnarbe. Drei Monate zuvor hatte ihm Dr.   Kumar unter einem Nerv im Hals ein batteriebetriebenes Gerät implantiert. Dieses Verfahren, das als Vagus-Nerv-Stimulation bezeichnet wurde, zeigte bei nur etwa einem Viertel aller Patienten eine positive Wirkung. Dennoch hatte Caine, verzweifelt, wie er war, es ausprobiert. Er zählte jedoch nicht zu den Glücklichen, bei denen es wirkte.
    Dr.   Kumar seufzte. «Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, David. Weitere Verfahren gibt es nicht, und keins der auf dem Markt erhältlichen Pharmazeutika hat bei Ihnen angeschlagen. Offen gesagt, fürchte ich, Ihnen bleiben keine Möglichkeiten mehr», sagte Dr.   Kumar und fügte nach kurzem Schweigen hinzu: «Es sei denn, Sie haben es sich mit meiner Studie noch einmal überlegt.»
    Dr.   Kumar hatte Caine zum ersten Mal neun Monate zuvor gefragt, ob er an der Erprobung eines experimentellen neuen Medikaments teilnehmen wolle. Damals hatte er eingewilligt. Caine hatte die Bluttests und die ganzen Formalitäten absolviert, hatte aber, als ihm Dr.   Kumar im letzten Moment die möglichen Nebenwirkungen aufgezählt hatte, doch noch einen Rückzieher gemacht.
    Aber das war vor der VNS gewesen, als es noch Hoffnung gegeben hatte. Jetzt blieben Caine, wie Dr.   Kumar es so feinfühlig ausgedrückt hatte, keine Möglichkeiten mehr. Wenn die Anfälle so weitergingen, würde er binnen weniger Jahre nur noch vor sich hin vegetieren. Und bis dahin wäre sein Leben eine einzige Hölle, denn er konnte nie wissen, wann er plötzlich ohnmächtig werden und wie ein Fisch, der aus dem Wasser springt, zu Boden stürzen würde.
    «Ist in Ihrer Studie denn noch Platz für mich?»
    «Bis gestern hatten wir keinen Platz mehr frei, aberheute Morgen ist eine meiner Patientinnen abgesprungen, also   –»
    «Und warum ist sie abgesprungen?», unterbrach ihn Caine.
    «Was? Ach, sie klagte darüber, dass sie von dem Medikament schreckliche Albträume bekäme. Ich persönlich glaube da eher an psychosomatische Ursachen.» Der Arzt verstummte und atmete tief durch. «Jedenfalls ist momentan ein Platz frei. Aber Sie müssen sich jetzt sofort entscheiden.»
    «Also gut», sagte Caine und nickte resigniert.
    «Sie erinnern sich an die möglichen Nebenwirkungen?»
    «Wie könnte ich die vergessen?»
    «Ach ja – es hat in Ihrer Familie Fälle von Schizophrenie gegeben, nicht wahr?»
    Jasper hob eine Hand. Dr.   Kumar wandte sich ihm zu, so als würde er Caines Bruder jetzt erst bemerken.
    «Ah, Sie müssen der Zwillingsbruder sein. David hat mir erzählt, dass Sie kürzlich einen Zusammenbruch erlitten haben.»
    Jasper sah zu Caine hinüber, der nickte, wie um zu sagen:
Beantworte einfach nur die Fragen, ich erkläre dir das später.
Jasper wandte sich wieder dem Arzt zu. «Ja.»
    «Wann wurden Sie entlassen?»
    «Vor fünf Wochen.»
    «Welche Medikation haben Sie bekommen?»
    «Momentan nehme ich Zyprexa, aber ich habe auch schon Seroquel und für kurze Zeit Risperdal genommen.»
    «Interessant. Und Ihre Symptome sind gegenwärtig unter Kontrolle?»
    «Die Stimmen reden mir nicht mehr ein, die

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