Null
und um ihre Zwänge weiß. Ich bin klug genug, innerhalb des Systems zu arbeiten, statt mich darüber zu beklagen. Sie sagen mir, ich solle mutig sein … Na, dann frage ich Sie: Wo ist denn
Ihr
Mut? Was haben Sie bei Ihrer wissenschaftlichen Arbeit denn schon unglaublich Riskantes getan?»
Tversky blieb stumm. Forsythe wusste nicht, ob aus Wut oder Sprachlosigkeit, aber es war ihm auch egal. Ihm war beides recht.
«Dachte ich es mir doch.» Forsythe stand auf und öffnete die Tür seines Büros. «Wenn das alles ist – ich habe heute noch sehr viel zu tun. Sie dürfen gerne wiederkommen und mir Ihre Theorie noch einmal darlegen – wenn Sie einen Beweis dafür haben.»
«Ich werde einen Beweis liefern», sagte Tversky selbstbewusst. «Aber ich bezweifle, dass ich dann zu Ihnen damitkomme.» Tversky machte auf dem Absatz kehrt und stapfte auf dem Korridor davon.
Forsythe wandte sich an den Wachtposten an seiner Tür und sagte sehr selbstzufrieden: «Sorgen Sie bitte dafür, dass Dr. Tversky den Ausgang findet.»
«Jawohl, Sir», erwiderte der Soldat und lief seinem Schutzbefohlenen hinterher. Forsythe blieb noch einen Moment in dem nun menschenleeren Korridor stehen und betrat dann wieder sein Büro. Erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Er war zuversichtlich, dass er Tversky mit seinen Sticheleien anständig Feuer unterm Hintern gemacht hatte. Wie er bereits von Tverskys «geheimen» Versuchen mit seiner Testperson Alpha wusste, war leicht vorstellbar, dass Forsythes höhnische Bemerkungen Tversky dazu antreiben würden, noch mehr Risiken einzugehen als ohnehin schon.
Forsythe blieb weiter nichts zu tun, als sich zurückzulehnen und abzuwarten. Wenn Tverskys nächstes Experiment ein Fehlschlag würde, konnte sich Forsythe auf andere Projekte konzentrieren. Hatte Tversky jedoch Recht … tja, dann würde Forsythe Agent Vaner anweisen, zuzuschlagen und das zu tun, worauf sie sich am besten verstand. Und anschließend konnte er dort weitermachen, wo Forsythe aufgehört hatte.
Und die Wissenschaft würde nicht klüger sein als zuvor.
Kapitel // 9 //
Jasper war fort, als Caine erwachte. An der Couch klebte ein kleiner gelber Zettel, auf dem stand:
Muss was erledigen, komme später wieder
. Caine wusste nicht, was sein Bruder zu erledigen hatte, machte sich aber weiter keine Sorgen. Jasper war zwar geistig ein wenig labil, aber es war offensichtlich, dass er in der Lage war, sich um sich selbst zu kümmern. Caine war es, der Probleme hatte.
Er konnte kaum fassen, was in der Nacht geschehen war. Es kam ihm so unwirklich vor. Er beschloss, Kaffee aufzusetzen; Koffein half ihm immer beim Denken. Als er lauschte, wie die Flüssigkeit in die Kanne tropfte, bemerkte er, dass das rote Lämpchen an seinem Anrufbeantworter hektisch blinkte. Resigniert drückte er auf den Wiedergabeknopf. Dann erfüllte Vitaly Nikolaevs samtige Stimme den Raum.
«Hallo, Caine, Vitaly hier. Ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen geht. Warum kommen Sie nicht mal im Club vorbei? Ich mache mir Sorgen um Sie.»
«Das glaube ich gern», sagte Caine. Bei den übrigen fünf Nachrichten hatte der Anrufer aufgelegt. Das Gleichebei der Mailbox seines Handys. Es war jetzt Dienstag; er schuldete Nikolaev die elftausend Dollar seit zwei Kalendertagen. Da Nikolaev fünf Prozent Zinsen verlangte, stand er nun mit 11 157 Dollar bei ihm in der Kreide. Er steckte bis zum Hals in der Scheiße.
Auf dem Weg vom Krankenhaus nach Hause hatte er sein Girokonto leer geräumt. Die 438,12 Dollar , die er besaß, entsprachen nicht einmal den Zinsen für eine Woche. Er musste sich überlegen, was er in Sachen Nikolaev unternehmen sollte. Caine ging das Problem an wie ein guter Statistiker: Er ermittelte die möglichen Ergebnisse der einzelnen Szenarien, um so zu entscheiden, wie er am besten vorging.
Dummerweise blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: bezahlen oder verschwinden.
Doch wegen seiner Anfälle kam Zweiteres nicht in Frage. Er konnte unmöglich die Mücke machen und gleichzeitig weiter das experimentelle Medikament einnehmen. Er musste zweimal wöchentlich zur Blutabnahme ins Krankenhaus, und er hatte nur zwanzig Tabletten, die würden gerade mal zehn Tage reichen. Selbst wenn er eine Möglichkeit fand, Kozlov zu entkommen – seinen Anfällen entkam er nicht. Nein, er musste weiter an Dr. Kumars Studie teilnehmen, und sei es auch nur, um es wenigstens versucht zu
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