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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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noch die Nerven verlor, schluckte er die Kapsel trocken herunter und verließ dann die Wohnung. Als er die Treppe hinunterlief, glaubte er, etwas vergessen zu haben, kam aber einfach nicht drauf, was es war. Caine gab es schnell auf, darüber nachzugrübeln, denn er wusste, dass es ihm früher oder später wieder einfallen würde.
    So war das schließlich immer.
     
    Zwanzig Minuten später atmete Caine einmal tief durch und betrat dann den Hörsaal. Er nahm ganz hinten Platz. Sein Herz pochte wild, aber noch hatte er nicht das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Er würde es durchstehen. Es war nur ein Raum wie jeder andere. Es war ja nicht so, dass er unterrichten musste. Alles würde gut gehen, solange er einfach nur dort saß.
    Vorn im Saal nahm sich Doc gerade ein Stück Kreide und schrieb in großen Lettern an die Tafel:

    Ein paar Studenten lachten. «Ist jemand anderer Meinung?» Niemand meldete sich. «Also gut, da wir das nunhinter uns gebracht haben, möchte ich Ihnen versichern, dass diese Veranstaltung Ihre Zeit wert sein wird, denn heute werden wir nicht über Wahrscheinlichkeitstheorie sprechen. Wir werden über das Leben sprechen. Und das
Leben
ist interessant. Zumindest meines. Ich weiß natürlich nicht, wie es bei Ihnen aussieht.
    Die Wahrscheinlichkeitstheorie ist das Leben – nur in Zahlen ausgedrückt», fuhr er fort. «Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben. Dafür brauche ich einen Freiwilligen.» Etliche Hände wurden hochgerissen. Genau in diesem Moment knallte die Tür hinten im Hörsaal zu, und alle sahen sich zu dem Zuspätkommenden um. Der Student schlich sich schon zu einem Platz, die Augen fast hinter dem Schirm einer Baseballkappe verborgen. Doc ging mit zügigen Schritten zu ihm und packte seinen Arm.
    «Das nenne ich einen Zwangsfreiwilligen.» Doc hielt den Arm des Studenten hoch wie ein Ringrichter den eines Profiboxers. «Wie heißen Sie?»
    «Mark Davis.»
    Die beiden gingen nach vorn, Doc nahm ein beschriftetes Blatt Papier von seinem Pult und reichte es Mark. «Was ist das?»
    «Äh   … Sieht aus wie eine Namensliste.»
    «Genau. Und jetzt sagen Sie mir: Wie viele Studenten sind da aufgelistet?»
    Mark schwieg eine Weile und hob dann wieder den Blick. «Achtundfünfzig.»
    «Und sind neben den Namen die Geburtsdaten angegeben?»
    «Nein.»
    «Das wird ein Spaß», sagte Doc verschwörerisch zum Auditorium und wandte sich dann wieder an Mark. «Wetten Sie gern?»
    «Klar.»
    «Ausgezeichnet!» Doc faltete die Hände. Er zog fünf druckfrische Eindollarscheine aus der Tasche und zeigte sie den Studenten, wie ein Zauberer, der gleich ein Kunststück vorführen wird. «Ich wette mit Ihnen um fünf Dollar, dass mindestens zwei Leute hier im Saal am gleichen Tag Geburtstag haben. Was meinen Sie?»
    Mark sah die Studenten an und wandte sich dann mit einem süffisanten Lächeln wieder an Doc. «Okay. Ich halte dagegen.»
    «Phantastisch. Dann lassen Sie mal sehen.»
    Mark runzelte verwirrt die Stirn.
    «Das Geld, die Knete.»
    Mark zuckte die Achseln und zog einen verknüllten Fünfdollarschein aus der Hosentasche.
    Doc zupfte ihm den Geldschein aus der Hand und knallte ihn auf das Pult. Dann wandte er sich wieder ans Auditorium und zeigte lächelnd mit dem Daumen auf Mark. «Was für ein Trottel», sagte er. Die Zuhörer lachten, und Mark wurde rot. «Wenn Mark sich auch nur ein bisschen mit dem Leben auskennen würde – das heißt mit der Wahrscheinlichkeit   –, dann wüsste er, dass er gerade einen sehr dummen Fehler gemacht hat. Kann mir jemand sagen, warum?»
    Keine Reaktion.
    «Also gut, dann brauchen wir weitere Freiwillige.» Niemand meldete sich. Da entdeckte Doc Caine. Caine versuchte sich zu ducken, aber es war schon zu spät. «Wir haben heute einen ganz besonderen Gast. Einen meiner besten Doktoranden: David Caine. David, heben Sie die Hand.» Caine hob zögernd eine Hand. Seine Kehle war trocken. Die übrigen Zuhörer drehten sich um und starrten ihn an. «Ich nenne David immer Rain Man, denn erist der Einzige in der ganzen Fakultät, der keinen Taschenrechner braucht. Würden Sie mir helfen, David?»
    «Habe ich denn die Wahl?», fragte Caine und versuchte zu ignorieren, dass sein Herz pochte, als würde es jeden Augenblick platzen.
    «Nein, haben Sie nicht», erwiderte Doc.
    «Also dann ist es mir eine Ehre.» Die Studenten kicherten. Caine zwang sein Herz, langsamer zu schlagen. Das war wie Fahrrad fahren. Er würde das hinbekommen.
    «Ausgezeichnet»,

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