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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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getroffen: Vitaly willigte ein, ihn nicht weiter unter Druck zu setzen, und Caine erklärte sich bereit, ihm sieben Wochen lang jeweils zweitausend Dollar zu zahlen – vierzehntausend Dollar insgesamt. Caine hatte keine Ahnung, woher er die zweite Rate nehmen sollte, aber was Nikolaev nicht wusste, tat ihm auch nicht weh. Caine brauchte bloß Zeit. Wenn er nur genug Zeit hatte, würde ihm schon ein Ausweg einfallen.
    Eine Stunde nach dem abschließenden Bluttest betrat Caine das Chernobyl; Nikolaev und Kozlov erwarteten ihn bereits. Kozlov schielte auf Caine herab, als hoffte er auf einen Vorwand, ihn sich zur Brust zu nehmen. Caine bemühte sich, ihn zu ignorieren, und konzentrierte sich auf Nikolaev.
    «Hallo, Vitaly.»
    «Caine, es freut mich, dass Sie wieder auf den Beinen sind», sagte Nikolaev mit einem Lächeln. «Aber Sie sind ein bisschen blass.»
    «Ich hatte einen langen Tag», sagte Caine. Nach den fünfstündigen Untersuchungen fühlte er sich noch ein wenig schwach.
    Nikolaev nickte. Caine wusste, dass sich der Mann nicht die Bohne dafür interessierte, wie es ihm ging, solangeer nur sein Geld bekam. Nikolaev legte eine starke Hand auf Caines Schulter. «Gehen wir doch in mein Büro und unterhalten uns.»
    Caine folgte Nikolaev in den Keller, bückte sich dabei in dem engen Treppenhaus, und Kozlov folgte ihm auf dem Fuß. Im Podvaal angelangt, blinzelte Caine ein paar Mal, um seine Augen an die schummrige Beleuchtung zu gewöhnen. In der Ecke lief ein Spiel, die meisten am Tisch waren Stammgäste. Er nickte ihnen zu, und von denen, die schon gepasst hatten, nickten einige zurück.
    Caine betrat Nikolaevs beengtes Büro, in dem gerade mal genug Platz war für eine Couch, einen kleinen Schreibtisch und einen Drehstuhl. Er setzte sich auf die Couch, die von Dutzenden Brandflecken überzogen war, und Nikolaev setzte sich an seinen Schreibtisch. Kozlov blieb stehen, lehnte seine massige Gestalt an die Wand, so als würde er das Gebäude stützen.
    Ohne auf eine Aufforderung zu warten, zog Caine ein dickes Geldbündel aus der Tasche und zählte zwanzig Hundertdollarscheine ab. Nikolaev hielt eine der Banknoten gegens Licht, um das Wasserzeichen zu betrachten. Als er zufrieden gestellt war, ließ er die Scheine in seiner Jackentasche verschwinden.
    «Tut mir Leid mit Ihrer Wohnung», sagte Nikolaev, «aber Geschäft ist Geschäft.»
    «Selbstverständlich», erwiderte Caine, so als wäre es ganz normales Geschäftsgebaren, einem Mann den Fernseher, den Videorecorder und die Stereoanlage zu klauen.
    Nikolaev beugte sich vor, die Hände flach auf dem Tisch. «Also, woher nehmen Sie das Geld, das Sie mir zurückzahlen? Ich frage nur, weil ich   … besorgt bin, dass diese Rate die erste und die letzte sein könnte.»
    Caine stand auf und lächelte. Er ließ sich nichts anmerken.«Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe alles im Griff.»
    Nikolaev nickte. Caine bezweifelte, dass der Mann ihm Glauben schenkte, aber das spielte keine Rolle. Caine würde entweder in einer Woche weitere zweitausend zahlen, oder Kozlov würde ihm den Arm brechen. So einfach war das. Nikolaev erhob sich und schüttelte Caine die Hand. Sein Griff war ein klein wenig zu fest, sein Blick kalt und durchdringend.
    «Bleiben Sie zum Essen? Geht aufs Haus.»
    «Danke, aber ich habe schon gegessen», sagte Caine. Das Letzte, was er jetzt wollte, war, auch nur eine Sekunde länger als unbedingt nötig bei Nikolaev zu bleiben. «Vielleicht ein andermal.»
    «Klar», sagte Nikolaev, «ein andermal.»

Kapitel // 11 //
    Dr.   Tversky las Caines medizinische Akte zum fünften Mal. Er kannte sie praktisch schon auswendig, sah sich aber genötigt, sie noch einmal zu lesen und sich auf Caines Dopaminwerte und die chemische Analyse des experimentellen Epilepsiemedikaments zu konzentrieren. Caines Arzt war zufällig auf das auslösende Agens gestoßen, ohne es zu bemerken. Jetzt musste Tversky nur noch seine gegenwärtige Formel ein klein wenig anpassen, und dann   …
    Er zögerte, die neue Medikation an Julia ohne vorherige Tierversuche zu erproben, aber die Uhr tickte. Sie hatte es selbst gesagt: Mit jeder Sekunde, die verging, konnte sich die fragile Balance ihrer Hirnchemie ändern, und dann hätte er seine Chance verpasst. Es wäre ein Fehler, jetzt zu zögern. Er musste sofort damit anfangen.
    Er widmete sich wieder der Akte, las sie noch einmal durch, um sicherzustellen, dass er nichts übersehen hatte. Er hatte nur diese eine Chance, es

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