Null
musste ein Erfolg werden. Und wenn es ein Erfolg wurde, wusste er, was als Nächstes zu tun war. Ja, dann wusste er mehr als nur das.
Dann wusste er alles.
«Sind Sie bereit?» Mr. Sheridan war so aufgeregt, dass er aussah, als würde er gleich aus seinem billigen Anzug platzen. Bei dem breiten, aufgesetzten Lächeln des P R-Manns wurde Tommy speiübel.
Das sind bloß die Nerven. Du bist nur so aufgeregt, weil du kurz davor stehst, berühmt zu werden.
Doch Tommy wusste, dass das nicht stimmte. Ihm war schon seit dem Aufwachen zum Kotzen zumute, und das war Stunden bevor er erfahren hatte, dass er im Fernsehen auftreten würde. Den übersäuerten Magen verdankte er nicht dem baldigen Ruhm, sondern dem traumlosen Schlaf der vergangenen Nacht.
Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte er seine Träume als Fluch betrachtet und hätte alles darum gegeben, wenn ihn die leuchtenden Riesenziffern einmal eine Nacht lang nicht heimgesucht hätten. Doch jetzt, da es endlich so weit war, empfand er ein Gefühl der Leere. Die Zahlen fehlten ihm. Er bemühte sich, dieses Gefühl loszuwerden.
Es ergibt durchaus einen Sinn, dass die Zahlen nicht mehr kommen. Ich brauche sie nicht mehr. Ich habe gewonnen.
Das stimmte zwar, aber davon ging es ihm auch nicht besser.
«Los geht’s», sagte Mr. Sheridan breit grinsend und klopfte Tommy auf den Rücken. Tommy folgte Mr. Sheridan hinaus auf das kleine Podium, das die Lottogesellschaft zu diesem Anlass aufgebaut hatte. Er sah hinüber zu dem Pulk von Fotografen, doch ehe er etwas erkennen konnte, blendete ihn ein Gewitter aus Dutzenden Blitzlichtern, begleitet vom Klicken und Surren der Kameras.
Tommy setzte sein schönstes Lächeln auf und war mit einem Mal froh, dass die Visagistin zwanzig Minuten darauf verwandt hatte, seine Pickel zu überkleistern. Wie gebanntvon den Lichtern, zuckte er fast zusammen, als er Mr. Sheridans Hand auf der Schulter spürte.
«… Unser Gewinner ist ein 2 8-jähriger Kassierer aus Manhattan. Er ist nun im Besitz von über 247 Millionen Dollar!» Sheridans ohnehin schon grotesk breites Lächeln schien noch breiter zu werden. «Jedenfalls bis sich Uncle Sam seinen Anteil schnappt.» Höfliches Gelächter auf Seiten der Reporter. «Doch kommen wir zur Sache: Es ist mir eine Freude, Ihnen Mr. Thomas DaSouza vorzustellen!»
Mr. Sheridan trat einen Schritt beiseite und zog Tommy vor den Strauß von Mikrofonen, der aus dem Pult wuchs. Wieder setzte ein Blitzlichtgewitter ein, und die Reporter riefen seinen Namen. Mr. Sheridan beugte sich vor Tommy.
«Einer nach dem anderen bitte.» Er sah sich in der Menge um und zeigte dann auf zwei Personen. «Erst Penny, dann Joel.»
Eine platinblonde Frau in einem knallroten Hosenanzug erhob sich lächelnd von ihrem Stuhl. «Wie fühlt man sich denn so als Multimillionär?»
Tommy sah zu Mr. Sheridan hinüber, der ihm zunickte und auf die Mikrofone wies. Tommy beugte sich leicht vor und versuchte, in alle gleichzeitig hineinzusprechen. «Ziemlich cool.» Gelächter.
«Wie sind Sie auf diese Zahlen gekommen?», rief ein Mann mit schütterem Haar.
«Sie sind mir im Traum erschienen.» Als ihm das über die Lippen kam, wusste er, dass es ein Fehler war, aber nun war es zu spät. Jetzt meldeten sich alle Reporter zu Wort.
«Einer nach dem anderen, einer nach dem anderen!», rief Mr. Sheridan. «Curtis, Bethany, Mike und dann Bruce.»
Ein großer Schwarzer hob die Hand, um Tommy auf sich aufmerksam zu machen. «Wie lange haben Sie schon solche Träume?»
«Fast mein ganzes Leben lang, glaube ich.»
«Und wie sind diese Träume so?», fragte eine Frau, die ihr Gesicht einmal zu oft hatte liften lassen.
Tommy schloss kurz die Augen und rief sich die riesigen schwebenden Kugeln wieder ins Gedächtnis. «Sie sind wunderschön.»
Die nächste Viertelstunde wurde Tommy mit allen möglichen Fragen bombardiert, angefangen bei: «Glauben Sie an Gott?» bis hin zu: «Sind Sie Republikaner oder Demokrat?» Tommy beantwortete die Fragen, die er beantworten konnte, und bei den übrigen stammelte er: «Keine Ahnung.» Als Mr. Sheridan dann die Fragerunde beendete, fühlte sich Tommy, als würde er fliegen.
Er war glücklich. Zum ersten Mal, solange er zurückdenken konnte, war Thomas William DaSouza glücklich. Doch als er in der Limousine, die ihm das freundliche Personal der Lottogesellschaft zur Verfügung gestellt hatte, nach Hause fuhr, kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob
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